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Waffen für die Friedens-Soldaten

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Die Swisscoy-Soldaten verrichten ihre Arbeit grundsätzlich unbewaffnet. Für ihre Sicherheit sorgen Festungswächter und Soldaten anderer Nationen.

«Zwischen Sonnen-Untergang und Aufgang muss die Schutzweste ausserhalb des Camps getragen werden», erklärt Presse-Offizier Roman Kistler und schliesst die Klettverschlüsse seiner Splitterschutz-Weste. Auch sein Beifahrer, Festungswächter Stephan Bassler, trägt seine Weste. Er hat zusätzlich ein Sturmgewehr und eine Pistole dabei.

Waffen bleiben in der Waffenkammer

Stephan Bassler ist Berufs-Soldat im Festungswachtkorps (FWK) und Spezialist für den Personen-Schutz. Die Angehörigen des FWK bewachen die Baustellen der Swisscoy oder begleiten Fahrzeuge bei Ausfahrten. Andere helfen mit ihren Hunden, nachts das Camp Casablanca zu bewachen. Jeweils für drei Monate werden die FWK-Angehörigen in den Kosovo beordert.

Die Festungswächter und die Kameraden der Militär-Polizei sind die einzigen Swisscoy-Angehörigen, die ständig bewaffnet sind. «Alle andern Waffen gehen abends in die Waffenkammer zurück», sagt Walter Schweizer, als National Contingent Commander der oberste Swisscoy-Chef im Kosovo. «Wer eine Waffe braucht, muss sie sich dort während der Öffnungszeiten holen.»

Das Waffentragen zum Selbstschutz ist durch das bisherige Militär-Gesetz schon erlaubt. Die KFOR-Regeln verlangen im übrigen eine Waffe pro Fahrzeug.

Volksentscheid bringt mehr Waffen

Mit der Referendums-Abstimmung vom vergangenen 10. Juni ändert sich die Ausgangslage für die Swisscoy: Nach der Absegnung der Revision des Artikel 66 des Militär-Gesetzes dürfen Soldatinnen und Soldaten bewaffnet auf Friedens-Missionen geschickt werden.

Nach dem Volks-Ja wurde im vergangenen September der Bewaffnung der Swisscoy in der Bundes-Versammlung zugestimmt: Der Nationalrat entschied mit 116:31 Stimmen, der Ständerat mit 36:0 Stimmen.

Die maximale Grösse des Kontingentes wurde von 160 auf 220 Personen erhöht. Weiter segneten die eidgenössischen Räte auch die Ausgaben von 70,5 Mio. Franken für den Einsatz bis Ende 2003 ab.

Panzer und Helikopter

«Die Swisscoy wird ab dem 7. Kontingent über Vollbewaffnung und ein eigenes Lufttransport-Element verfügen», sagt Swisscoy-Chef Walter Schweizer. «Wir werden dann aktiv mittun können in der Campsicherung und bei temporären Checkpoints.»

Zu den vier bereits im Kosovo stationierten Radschützenpanzern wird ein weiterer dazukommen, und alle werden mit dem Maschinengewehr und Nebelwerfern ausgestattet. Der Helikopter wird in enger Zusammenarbeit mit den deutschen Heeresfliegern Transporte bei fast jedem Wetter erlauben.

«Bisher konnten wir nur auf ältere britische und amerikanische Maschinen zurückgreifen. Weil unser Super Puma ungepanzert ist, kann er auch mehr Material transportieren», sagt Walter Schweizer.

Kein NATO-Beitritt in Raten

Diese Aufrüstung sei kein Schritt in Richtung NATO-Beitritt, wie dies das Referendums-Komitee zur Militär-Gesetz-Abstimmung befürchtet hat, gibt sich der Kontingents-Kommandant überzeugt.

Sein Sicherheitsberater Olivier Savoy erklärt: «Es geht nicht um die Frage NATO-Beitritt Ja oder Nein. Es geht um die Beteiligung der Schweiz an einem internationalen Einsatz.» Und ergänzt: «Die Schweizer Armee bewegt sich weg von der reinen Ausbildungs-Armee, hin zu einer Armee, die internationale Friedenseinsätze leisten kann.»

Zweitklassen-Armee?

Dass die unbewaffneten Schweizerinnen und Schweizer bisher belächelt wurden, glaubt keiner der Swisscoy-Offiziere. Kontingents-Kommandant Schweizer: «In der Schweiz ist die persönliche Waffe der Normalfall. Wir gleichen uns jetzt dem internationalen Standard auch bei Peace-Keeping-Missionen an.»

Auch der deutsche Obergefreite Kai-Uwe Carras hat keine Probleme mit unbewaffneten Schweizerinnen und Schweizern: «Die Schweizer machen genauso ihre Arbeit und sind genauso Soldaten wie wir. Ob sie nun eine Waffe haben oder nicht, das spielt gar keine Rolle.

Philippe Kropf, Prizrën

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