Wahlen 2007: Grüne Partei im Steigflug
Würde heute gewählt, wäre die Grüne Partei die grosse Gewinnerin der Nationalratswahlen, die im Herbst stattfinden. Erstmals käme sie auf über 10% der Wählerstimmen.
Der UNO-Bericht zum Klimawandel hat der Partei einen grossen Schub gegeben, wie das dritte Wahlbarometer des Instituts gfs.bern im Auftrag der SRG SSR idée suisse feststellt.
Hätte die Schweiz bereits im März gewählt, wäre die Grüne Partei auf 10,7% der Stimmen gekommen. Dazu kämen noch 1,5%, welche den Grünliberalen vorausgesagt werden.
Die Umfrage des Instituts gfs.bern ist während der zweiten Hälfte März durchgeführt worden. Doch deren Prognosen haben bereits vor der Veröffentlichung eine erste Bestätigung erhalten, und zwar bei den Wahlen in Zürich von Mitte April.
Bei diesen kantonalen Wahlen, die quasi als Testlauf für die eidgenössischen Wahlen vom 21. Oktober gelten, haben die Grüne Partei 19 (+5) und die Grünliberalen 10 (+10) Sitze im kantonalen Parlament ergattert.
Das Klima: Ein gravierendes Problem
Der Aufstieg der Grünen Partei ist augenfällig: Während sie 2003 auf 7,4% der Wählerstimmen kam, konnte sie letzten Januar im zweiten Wahlbarometer bereits mit 9% rechnen. Und zwei Monate später sind es schon 10,7%.
«Die wichtigste Veränderung seit dem 2. Wahlbarometer betrifft die Bedeutung der Umwelt- und Klima-Problematik», kommentiert das Institut. Den genau zwischen Januar und März haben die Vereinten Nationen ihren alarmierenden Bericht zum Klimawandel veröffentlicht.
Laut der Umfrage fühlen sich 14% der Befragten «sehr bedroht» und 45% «bedroht» durch den Klimawandel. Daher steht das Klima neu an zweiter Stelle im Sorgenbarometer der Bevölkerung, gleich hinter der Integration von Ausländerinnen und Ausländern. In den bisherigen Umfragen hatte die Umwelt nur zwischen Position 8 und 10 gelegen.
Unter jenen der Befragten, welche die Umwelt als ein vorrangiges Thema einschätzen, sind 67% der Meinung, die Grüne Partei sei am kompetentesten bei der Lösung von Problemen in diesem Bereich. Bei allen anderen Parteien liegt der Prozentsatz des Vertrauens nicht über 7%.
«Politisches Kapital ist das für die Grünen, die besonders sensibilisiert darauf reagieren und Angebote machen können», kommentiert gfs.bern die Umfrage. Dies lasse sich schliesslich in Wählerstimmen ummünzen.
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Nationalrat
Stabile Parteien
Ansonsten bestätigt sich im dritten Wahlbarometer, was bereits die vorherigen Umfragen andeuteten: Die politische Landschaft bleibt relativ stabil, was die vier Schweizer Regierungsparteien betrifft.
Wäre Mitte März gewählt worden, wäre die Schweizerische Volkspartei (SVP) mit 26,2% die stärkste Partei geblieben (2003: 26,7%), gefolgt von der Sozialdemokratischen Partei (SP) mit 22,6% (2003: 23,3%).
Diese beiden Parteien auf der rechten und linken Seite des politischen Spektrums können nicht weiter zulegen. Das heisst laut gfs.bern, dass die Bi-Polarisierung, welche die Parteienlandschaft der Schweiz seit 1995 geprägt hat, «weitgehend am Ende» ist.
Bei den andern zwei Regierungsparteien, die sich eher in der politischen Mitte ansiedeln, sind verschiedene Tendenzen festzustellen.
So wäre die Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) mit 15,6% (2003: 17,3%) Stimmenanteil weiterhin im Sinkflug. Dagegen scheint die Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) mit 14,6% (2003: 14,4%) die Zeit des grossen Wählerschwundes hinter sich gelassen zu haben.
swissinfo, Olivier Pauchard
(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)
Die Umfrage war die dritte einer Serie von acht im Vorfeld der eidgenössischen Nationalratswahlen am 21. Oktober 2007.
2024 repräsentativ ausgewählte Personen aus allen Sprachregionen der Schweiz wurden in der zweiten Hälfte März befragt.
Bei der Umfrage ging es nur um die Sitzverteilung in der grossen Parlamentskammer (Nationalrat).
Die Fehlerquote liegt bei +/- 2,2%.
Wichtigste Resultate der Umfrage:
SVP: 26,2% (2003: 26,7%)
SP: 22,6% (23,3%)
FDP: 15,6% (17,3%)
CVP: 14,6% (14,4%)
Grüne: 10,7% (7,4%)
Stimmbeteiligung: 44%
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