Wer wählt wen warum?
Ein Jahr vor den Parlamentswahlen scheint klar, dass vor allem die Partei-Ungebundenen den Ausgang der Wahlen entscheidend prägen können.
Das Parteiprogramm scheint zu Gunsten von Polit-Stars in den Hintergrund zu rücken.
Die grösste Veränderung findet zur Zeit bei Personen statt, die sich in der politischen Mitte sehen. «Die Partei-Ungebundenheit der Bürgerschaft nahm zu: Die Bereitschaft, mehr nach Personen als nach Parteien zu wählen», sagt Claude Longchamp, Leiter des Wahlbarometers 03, gegenüber swissinfo.
Allgemein sei die Wählerschaft «volatil», was Voraussagen schwierig mache. Der Wahlkampf, und wie er geführt wird, werde immer wichtiger. Die Parteien könnten heute nicht mehr nur auf eine solide Stammwählerschaft bauen.
Verschiedene Trends
Je nach soziologischer Herkunft der Wähler hat das Wahlbarometer verschiedene Trends ausgemacht: So verliert die SP Stimmen auf dem Land, die CVP in den Agglomerationen, und die SVP legt in den Städten zu.
Die SVP vermag auch in den unteren und mittleren Schichten zuzulegen. Einzig die Gruppe der Reichen konnte sie nicht behalten. Diese konnte die FDP erfolgreich wieder an Bord holen.
«Die FDP hat sich als Lehre aus den Wahlen 1999 neu positioniert», sagt Longchamp. «Sie ist heute darauf ausgerichtet, Meinungsführer in Wirtschaft und Politik zu organisieren, gesellschaftliche Eliten zu repräsentieren.»
Damit konnte sie rechts von der Mitte und in den obersten Einkommensschichten wieder etwas an Terrain gutmachen. Doch bei den Rentnern hat sie Stimmen verloren.
Arbeiterpartei?
Dies lässt sich auch von der ehemaligen Arbeiterpartei SP sagen, die immer mehr zur Vertreterin einer kaufkräftigen, gut gebildeten, urbanen Schicht wird. Longchamp: «Sie ist die Stadtpartei in der Schweiz. Doch sie setzt sich weiterhin für Arme und sozial Schwache ein, obwohl diese nicht SP wählen.»
In den Städten kaum anzutreffen ist die CVP. Doch sie sollte nicht unterschätzt werden, meint Claude Longchamp: «Es ist von 1999 bekannt, dass die CVP in der Schlussmobilisierung aufholen kann.»
swissinfo, Christian Raaflaub
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