Widersprüchliche Haltung zur Aussenpolitik

Die Schweizer Bevölkerung beurteilt die internationale Zusammenarbeit in der Aussenpolitik zunehmend skeptischer. Das zeigt eine Univox-Studie.
Die kritische Haltung betrifft die Entwicklungshilfe, das Verhältnis zur EU und die Migration. Die Kooperation zwischen Staaten zur Lösung von Problemen wird aber als unumgänglich betrachtet.
Die Zustimmung der Schweizer zur internationalen Kooperation ist zwar hoch, nimmt jedoch seit Beginn des Jahrzehnts stetig ab. In einigen Bereichen wird ein unilaterales Vorgehen als zweckmässiger erachtet. Die Einstellungen sind aber teilweise widersprüchlich.
So befürwortet eine Mehrheit der Befragten eine restriktivere Migrationspolitik, die zu einem grossen Teil auf unilateralen Massnahmen beruht. Als eine Notwendigkeit angesehen wird aber auch die Kooperation mit der EU sowie anderen europäischen Staaten.
Die am Mittwoch veröffentlichte Studie zeigt weiter, dass die Europapolitik auch in den kommenden Jahren in erster Linie auf bilateralen Verträgen basieren soll. Ein EU-Beitritt wird nur von einer kleiner werdenden Minderheit als wünschenswert betrachtet.
Steigende Zustimmung zu sicherheitspolitischer Zusammenarbeit
Eine kritische Einstellung hat die Bevölkerung auch gegenüber der Entwicklungshilfe. Vergleichsweise tiefe Zustimmungswerte erhielten in der Umfrage auch Fragen der globalen Umverteilung.
Dagegen ist in der Sicherheitspolitik eine steigende Bereitschaft zur internationalen Zusammenarbeit zu beobachten.
Angesichts von neueren Bedrohungen wie Terrorismus befürworten 40% der Befragten militärische Kooperationen.
Krieg als Mittel im Kampf gegen den Terrorismus wird zunehmend als realistische und unter Umständen notwendige Option erachtet. Ob dies einen Zusammenhang hat mit der positiveren Haltung gegenüber der US-Aussenpolitik, muss noch vertiefter untersucht werden.
Selbstbild mit Kontrasten
Insgesamt zeigt die Studie, dass das Selbst- und Weltbild der Schweizer zum Teil Widersprüche beinhaltet. So kontrastiert die äusserst kritische Haltung in der Migrationspolitik mit dem Bild der Schweiz als ein Land mit einer gelebten humanitären Tradition.
Die Studie basiert auf einer Befragung von 710 Personen, davon 75% aus der Deutschschweiz. Durchgeführt wurde die Befragung im Frühjahr 2006 in Zusammenarbeit mit dem GfS-Forschungsinstitut.
swissinfo und Agenturen
Univox ist eine Langzeitbeobachtung unserer Gesellschaft. Die Studien beschränken sich allerdings auf die deutsch- und die französischsprachige Schweiz.
Realisiert wird sie vom Forschungsinstitut gfs-zürich in Zusammenarbeit mit rund 20 spezialisierten, zumeist universitären Instituten.
Von 1986 bis 1999 wurde Univox jährlich erhoben, seit dem Jahr 2000 zweijährlich.
Die Grundlage der vorliegenden Studie bildet eine durch das gfs-Forschungsinstitut Zürich zusammen mit fünf weiteren Kooperationspartnern im Frühjahr 2006 durchgeführte Befragung.

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