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Arbeiten bis 65 – woher kommt eigentlich dieses Rentenalter?

Ein älteres Paar läuft durch einen Park.
Für Schweizerinnen und Schweizer beginnt der Ruhestand mit 65 Jahren, die Zahl war über die gesamte Geschichte der AHV überraschend stabil. KEYSTONE

Schon bei der Einführung der AHV im Jahr 1948 wurde das Rentenalter auf 65 Jahre festgelegt. Die Zahl blieb in der Schweiz jahrzehntelang gleich. Sie kommt nicht von ungefähr.

Zumindest für die Männer hat sich das Rentenalter seit seiner Einführung vor 80 Jahren nicht verändert. Vom Himmel gefallen sei die Zahl 65 damals aber nicht, sagt Christian Koller, Direktor des Schweizerischen Sozialarchivs. Vielmehr sei sie zu jener Zeit international im Trend gelegen.

So habe Deutschland bereits Ende der 1880er-Jahre eine Rentenversicherung eingeführt. Das Alter 70 wurde dann Anfang des 20. Jahrhunderts auf 65 heruntergesetzt. Ähnlich war es in Grossbritannien: Vor dem Ersten Weltkrieg lag die Grenze bei 70, bis man auf 65 heruntergegangen ist.

Was ist vernünftigerweise zumutbar?

Und man kam zum Schluss: Effizient arbeiten könne der Mensch bis ungefähr 65. In der Folge wurde die AHV in der Schweiz dann mehrfach reformiert. Eine Erhöhung des Rentenalters sei zunächst nie ein Thema gewesen, sagt Martin Lengwiler, Geschichtsprofessor an der Universität Basel.

Bei diesen Reformen sei es stets um einen Ausbau der AHV gegangen. «Bei der AHV-Gründung war die AHV eine sehr mickrige Versicherung. Sie hat sehr kleine Renten unter dem Existenzminimum bezahlt. Das war bis Ende der 1970er-Jahre ein sozialpolitisches Problem. In diesem Zusammenhang das Rentenalter heraufzusetzen, war gar kein Thema. Wenn, dann ging es darum, das Rentenalter herabzusetzen. Und bei den Frauen hat man das ja auch gemacht.»

Herabsetzung in zwei Etappen

Das Rentenalter für Frauen wurde in zwei Schritten gesenkt, zunächst auf 63 und dann auf 62 Jahre. Zwei Gründe waren dafür ausschlaggebend. Zum einen die recht Idee, dass die Frau die schwächste Arbeitskraft ist und deshalb geschont werden müsse, wie Geschichtsprofessor Martin Lengwiler erklärt.

Zum anderen orientierte sich das gesellschaftliche System zu dieser Zeit an einem konservativen Familienbild. Dieses sah den Mann als Haupternährer der Familie und die Frau als seinen «verlängerten Arm», der in Bezug auf die Sozialversicherung stark von ihm abhängig war.

«Das hat Ungleichgewichte in der AHV produziert. Vor allem, wenn Ehen geschieden wurden oder einer der Ehegatten starb. Dann war die Rente der Frauen plötzlich niedriger, weil sie sozusagen nicht mehr nach der Erwerbstätigkeit des Mannes berechnet wurde», erklärt Martin Lengwiler. Diese Ungleichgewichte sollten durch eine Senkung des Rentenalters für Frauen ausgeglichen werden.

Stabil bis heute

Abgesehen von diesen Anpassungen sei das Rentenalter in der Schweiz jahrzehntelang gleichgeblieben, was im internationalen Vergleich aussergewöhnlich sei, sagt Christian Koller.

«Die Debatte ist immer wieder aufgekommen, natürlich auch unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung. Quasi: Je länger die Leute leben, und aber immer noch zum gleichen Zeitpunkt in Rente gehen, desto mehr kostet das. Es ist aber nie eine generelle Anhebung des Rentenalters in eine Vorlage gepackt worden. Denn das hätte an der Urne absehbar einen schweren Stand gehabt.»

Die Lebenserwartung steigt

In jüngster Zeit gab jedoch gerade der Aspekt, wie die AHV künftig finanziert werden soll, der Debatte um das Rentenalter wieder Aufschwung.

Die Lebenserwartung in der Schweiz steigt. Der zunehmenden Zahl an Rentnerinnen und Rentnern, welche AHV beziehen, stehen immer weniger Erwerbstätige gegenüber, die in die AHV einzahlen.

Schon bei der Angleichung des Frauenrentenalters auf 65 im Jahr 2022Externer Link spielte das Argument der Finanzierung eine wichtige Rolle. Genauso wie jetzt bei der Renteninitiative der Jungfreisinnigen, welche das Rentenalter für beide Geschlechter erhöhenExterner Link will.

Mit dem Unterschied, dass dies nun der erstmalige Versuch ist, ein Rentenalter von über 65 festzulegen. Gelänge dies, wäre das für die Schweiz historisch.

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