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Zukunft und Europa im Zentrum der 1.-August-Reden

1.-August-Marathon: Bundespräsidentin Doris Leuthard sprach unter anderem auch auf dem Gotthard. Keystone

Die fast 700'000 Schweizerinnen und Schweizer im Ausland verkörperten den offenen Geist, mit dem die Schweiz seit jeher gut gefahren ist. Dies sagte Bundespräsidentin Doris Leuthard in ihrer 1.-Augustrede für die fünfte Schweiz.

Die Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer seien eine wichtige Visitenkarte, weil sie in ihren Gastländern jene Tugenden repräsentieren, denen die Schweiz ihren guten Ruf verdanke, sagte Doris Leuthard zum Tag des 719. Geburtstags der Schweiz.

Auch wenn die Schweiz angesichts der Finanz- und Wirtschaftskrise im internationalen Vergleich sehr gut dastehe, mahnte Leuthard zu Vorsicht, denn für eine Trendwende sei es noch zu früh.

Auch mit Blick auf die härter werdende Gangart Brüssels gegenüber den bilateralen Bestrebungen Berns sagte die Bundespräsidentin, dass der Druck aus dem Ausland kaum geringer werde. «Wir müssen standhaft bleiben und gleichzeitig dort flexibler sein, wo wir unsere Positionen verbessern können. Umso wichtiger ist die Pflege guter internationaler Beziehungen.»

Umso wichtiger seien auch die Mitglieder der fünften Schweiz als Botschafter im Ausland, so Leuthard.

Wo steht Schweiz in zehn Jahren?

In ihrer Ansprache an die Bewohnerinnen und Bewohner der Schweiz lud die Bundespräsidentin ihre Landsleute ein, eine Zukunftsdebatte zu beginnen.

«Was sind Errungenschaften, die wir erhalten oder gar ausbauen müssen, was sind neue Projekte? Was ist unsere Rolle in der sich verändernden Welt, was unser Beitrag dazu?», fragte Leuthard. «Wie soll unser Verhältnis zu unseren europäischen Nachbarn aussehen? Wo soll die Schweiz in zehn Jahren stehen?»

Auch Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf regte die Schweizer und Schweizerinnen zum Nachdenken über die Zukunft des Landes an. In ihrer Ansprache in Grimentz im Kanton Wallis warf die Justizministerin deshalb bewusst viele Fragen auf, ohne sie zu beantworten. Thema ihrer Rede war vor allem die Beziehung der Schweiz zur EU.

Aussenministerin Micheline Calmy-Rey plädierte in Turtmann im Kanton Wallis für eine Öffnung nach Aussen. Eine warme Ofenbank zu Hause schütze nicht vor den internationalen Entwicklungen. Die Schweiz dürfe in ihren Entscheiden nicht naiv sein, sie würde sonst teuer dafür bezahlen, sagte die Genfer Bundesrätin.

Bei einem Bauernhofbrunch in Posieux (Kanton Freiburg) erinnerte Didier Burkhalter an die Wahrung der inneren Werte. Der Innenminister rief die Schweiz auf, sich wieder auf die Kunst des Konsens› zu besinnen. «Es ist vor allem das politische Klima und die Wichtigkeit, die man dem Wert Respekt beimisst, die es erlauben, die Kollegialität zu stärken und den Konsens zu finden», sagte der Neuenburger.

Keine Verklärung der ländlichen Schweiz

Bundesrat Moritz Leuenberger warnte in seiner Rede im Zürcherischen Uster davor, die Symbole der Schweiz, wie das Landleben oder die Alpen, zu Heile-Welt-Klischees verkommen zu lassen.

Kritik äusserte er insbesondere am Schweizer Fernsehen, das die Landregionen überproportional häufig zeige und die Städte und Agglomerationen vernachlässige.

Finanzminister Hans-Rudolf Merz rief in seiner via Internet verbreiteten Rede auf, die Schweiz und ihre Errungenschaften zu feiern. Die Folgen des eigenen Handelns im Guten wie im Schlechten seien selber zu tragen, mit der Umwelt sorgsam umzugehen und solidarisch zu sein mit jenen, die unverschuldet in Not kämen, wünschte sich Merz.

Dialog zwischen den Generationen

Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer sagte im St. Gallischen Rorschach, sie wolle «das Verständnis zwischen den Generationen konsequenter fördern». Jedes Unternehmen wisse, wie wichtig es sei, Know-how weiterzugeben. «Auch in der Politik sollte man sich von Zeit zu Zeit daran erinnern», mahnte Bruderer.

Die Bundesfeier wurde traditionell auch im Ausland begangen, insbesondere in den diplomatischen Vertretungen der Schweiz und den Schweizer Klubs.

Klänge aus der Heimat

Gefeiert wurde aber auch im Schweizer Pavillon an der Weltausstellung in der chinesischen Stadt Shanghai. Im Beisein von Roberto Balzaretti, dem Generalsekretär des Schweizerischen Aussenministeriums, und Mitgliedern des Schweizer Klubs Shanghai traten Jodler und Alphornbläser auf.

Der Schweizer Pavillon, der bisher von über 1,1 Mio. Menschen besucht worden ist, erhält demnächst prominenten Besuch: Anlässlich ihres fünftägigen China-Besuches wird Bundespräsidentin Doris Leuthard am 12. August in Shanghai erwartet.

swissinfo.ch und Agenturen

Der Rütlischwur von Uri, Schwyz und Unterwalden von 1291 zum «Ewigen Bund» gilt als Geburtsstunde der Schweiz.

Seit 1891 ist der 1. August der Nationalfeiertag.

Offizieller Feiertag ist der 1. August erst seit 1994.

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