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Schweizer Diplomatie dringt in die Arktis vor

Schiffe im Hafen, Longyearbyen, Spitzbergen.
Schiffe im Hafen, Longyearbyen, Spitzbergen.

Im Rahmen ihres Engagements in der Arktis hat die Schweiz auf Spitzbergen ein Honorarkonsulat eröffnet. Marcel Schütz, der erste Honorarkonsul in der Geschichte des Archipels, ist ein erfahrener Tourenführer.

Der von Norwegen verwaltete Svalbard-Archipel, im deutschen Sprachraum besser als Spitzbergen bekannt, ist in den letzten Jahren politisch und wirtschaftlich ins Zentrum globaler Interessen gerückt.

Das liegt vor allem an der geografischen Lage dieser Inselgruppe, die das letzte Festland vor dem Arktischen Ozean bildet und am westlichen Eingang zur Nordostpassage liegt, jener Route durchs Polarmeer, die den Atlantik mit dem Pazifik verbindet.

Auch die Schweiz, die seit 2017 als Beobachterin im Arktischen Rat mitwirkt, hat die Wichtigkeit Svalbards erkannt. Dafür wurde nun offiziell ein Schweizer Honorarkonsulat eröffnet und erstmals ein Honorarkonsul ernannt.

In einer feierlichen Zeremonie, die Anfang Dezember in der Funken Lodge, einem Hotel im kleinen Städtchen Longyearbyen, 78. Breitengrad, stattfand, überreichte der Schweizer Botschafter für Norwegen und Island, Bernard Jaggy, die Ernennungsurkunde an Marcel Schütz.

Bernard Jaggy und Marcel Schütz.
Der Schweizer Botschafter in Norwegen, Bernard Jaggy (links), überreicht dem neu ernannten Honorarkonsul Marcel Schütz die offizielle Ernennungsurkunde. Schütz lebt seit 12 Jahren auf Svalbard und betreibt erfolgreich eine Touren-Firma. Michael Wenger

«Aufgrund der Forschung der Schweiz auf Svalbard ist es sehr wichtig für uns, jemanden hier zu haben, der helfen kann, der mit dem Gouverneur zusammenarbeitet. In erster Linie wird Marcel Schütz seinem Botschafter vor Ort zur Seite stehen, aber auch Schweizer Forschenden als Ansprechpartner dienen», sagte Jaggy in einer Runde geladener Gäste, darunter der Gouverneur von Svalbard, Lars Fause, sowie der russische Generalkonsul, Sergey Gushkin. Schütz sagte, es erfülle ihn «mit Ehre und Stolz, der erste Honorarkonsul überhaupt in der Hocharktis zu sein.»

Es ist schnell etwas passiert

Die Schweiz ist das erste Land überhaupt, das ein Honorarkonsulat auf Svalbard eröffnet. Die einzige weitere diplomatische Vertretung auf dem Archipel ist das russische Konsulat in Barentsburg. Alle weiteren Vertretungen liegen auf dem norwegischen Festland.

Bislang war der Honorarkonsul der Schweiz in Tromsø für den Svalbardarchipel verantwortlich. «Diese Situation war nicht ideal, um in Krisenfällen einzugreifen oder die Interessen der Schweiz in dieser abgelegenen Region zu unterstützen», sagt Jaggy. «Wir zählen jährlich rund 3’000 Übernachtungen von Schweizer Bürgerinnen und Bürgern auf dieser Inselgruppe. Meistens sind es Forschende oder Abenteuertouristinnen und -touristen. Da kann auch mal etwas passieren, wo die Unterstützung eines Honorarkonsuls wertvoll ist.»

Schütz, der neue Honorarkonsul, weiss, wovon Jaggy spricht. Er lebt bereits seit 12 Jahren auf dem Archipel und führt erfolgreich eine Firma für Touren rund um Svalbard. «Als langjähriger Einwohner der Inselgruppe kenne ich mich lokal sehr gut aus und habe ein gutes Netzwerk aufgebaut. Ich freue mich, für die Schweizer Bürgerinnen und Bürger vor Ort zu sein. Wer meine langjährige Spitzbergen-Erfahrung, Wissen oder Hilfe benötigt, ist herzlich willkommen.»

Die Aufgaben des neuen Honorarkonsuls umfassen aber nicht nur Hilfe bei in Not geratenen Touristinnen und Touristen. Zwar ist die Aufgabe eines Honorarkonsuls ehrenamtlich, aber mit Hilfe der Schweizer Botschaft in Oslo kann Marcel Schütz auch Aufgaben zur Wahrung der Schweizer Interessen wahrnehmen.

Die Schweiz hat ein grosses wissenschaftliches Interesse an Svalbard und an der Arktis insgesamt. Das wurde bereits 2019 am Arctic Circle-Treffen in Reykjavik deutlich, wo der Schweizer Botschafter im Arktisrat, Stefan Estermann, die Stossrichtung des Schweizer Engagements in der Arktis vorgestellt hatte.

Jaggy bestätigt: «Die Eröffnung des Honorarkonsulats steht klar im Einklang mit der schweizerischen Polarforschung und der Entwicklung der Wissenschaftsdiplomatie des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA.» Interne Abklärungen hätten ergeben, dass in den letzten Jahren über hundert Projekte durch schweizerische Universitäten, Forschungsinstitute und unabhängige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durchgeführt wurden. «Das ist eine der grössten Konzentrationen der Schweizer Forschung ausserhalb unseres Landes.»

Auch Schütz sagt, Longyearbyen sei der perfekte Ausgangspunkt, um Polarforschung zu betreiben. Er sieht seine Aufgabe auch darin, Schweizer Institutionen und Universitäten bei der Planung und Durchführung von Forschungsprojekten zu unterstützen.

Schweizer Wappen am Honorarkonsulat.
Ein Wappen markiert das Schweizer Honorarkonsulat. Michael Wenger

Klimawandel und Verschmutzung

Svalbard steht schon seit Jahrzehnten im Fokus der internationalen Polarwissenschaft. Zahlreiche Länder haben in der ehemaligen Bergbausiedlung Ny-Ålesund Forschungsstationen eröffnet. «Nur Wenige wissen aber, dass die Schweiz eine Pioniernation in der Arktisforschung ist», sagt Jaggy. Auf Svalbard habe diese bereits im 19. Jahrhundert begonnen, mit den Arbeiten des Schweizer Physikers François-Alphonse Forel, dem Initiator der internationalen Gletscherkommission.

Heute konzentrierte sich die Forschung hauptsächlich auf die Bereiche Klimawandel, Geologie, Biologie und Meeresverschmutzung. «Ein Engagement für die Nachhaltigkeit, welches die Schweiz als Beobachterin im Arktischen Rat regelmässig unterstreicht», so Jaggy. Mit der Eröffnung des Honorarkonsulats will die Schweiz auch ein Beispiel setzen.

Es sei nicht auszuschliessen, dass andere Länder folgten, sagt Jaggy. Und er könnte Recht haben. Erst im Juli hat Polen erklärt, man sei mit dem Gouverneur über die Notwendigkeit eines Honorarkonsulats in Longyearbyen übereingekommen.

«Die Inselgruppe ist zwar meist ganz oben am Rande der Weltkarte zu finden», sagt Schütz. «Aber in der heutigen Zeit ist sie global zu einem Anziehungspunkt geworden.»

Dieser Artikel erschien erstmals auf polarjournal.chExterner Link und wird hier mit freundlicher Genehmigung in gekürzter Fassung publiziert.

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