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Bauboom ausserhalb der Bauzone – wie geht das in der Schweiz?

Im Kanton Obwalden, wie zum Beispiel bei Giswil am Sarnersee, durften zahlungskräftige Bauherren auch ausserhalb von bisherigen Bauzonen bauen, solange die Bauplätze an bisherige Bauzonen angrenzen. Keystone / Urs Flueeler

Eigentlich dürfte in der Schweiz nur in Bauzonen gebaut werden. Klingt logisch. Dennoch stehen über 20 Prozent der Gebäude ausserhalb der Bauzone. Und es werden immer mehr.

Es galt als grosse Errungenschaft gegen Zersiedelung, als die Schweiz im Jahr 1980 mit dem neuen Raumplanungsgesetz zwischen Bauland und Nicht-Bauland unterschied. Wie kommt es, dass heute dennoch 22 Prozent der Gebäude in der Nicht-Bauzone stehen?

«Das hat zwei Gründe», sagt Rechtsprofessor Alain Griffel von der Universität Zürich, der sich unter anderem auf Raumplanungs-, Bau- und Umweltrecht spezialisiert hat. «Erstens wurden manche Gebäude vor Jahrzehnten erstellt, als dies noch legal war. Sie geniessen heute Bestandesschutz.»

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Zweitens habe das Parlament ab 1998 immer mehr Ausnahmen geschaffen und zudem auch die baulichen Möglichkeiten für die Landwirtschaft erweitert.

So dürfen Bauern beispielsweise Geflügelmasthallen oder Gemüseproduktionsanlagen ausserhalb der Bauzone bauen. Solche Anlagen werden immer grösser und verbrauchen viel Platz. Auch dürfen Landwirte, die ihren Betrieb aufgeben, seit 2012 ihr altes Bauernhaus abreissen und durch neue Wohnhäuser ersetzen.

Was logisch klingt, treibt zuweilen seltsame Blüten, wie Griffel anekdotenhaft schildert: «Wenn Sie fünf Millionen Franken besitzen und sich ein Häuschen so richtig im Grünen wünschen, dann gehen Sie zu einem Bauern, sagen ihm, er wolle ja sicher sowieso aufhören, zahlen ihm die Millionen und lassen das Bauernhaus abbrechen. Dieses ersetzen Sie dann durch ein ‹typähnliches Haus› und schon haben Sie Ihr Traumhaus in der freien Landschaft.»

Das Problem dabei ist: Wenn immer mehr ausserhalb der Bauzonen gebaut wird, geht Ackerland verloren, und die Landschaft wird immer stärker beeinträchtigt.

Parlament will nicht handeln

Im Moment ist deshalb eine zweite Revision des Raumplanungsgesetzes in den Räten hängig. Sie soll die Trennung zwischen den Zonen klarer garantieren, sprich, das Bauen ausserhalb der Bauzonen neu regeln.

Doch es sieht nicht gut aus: «Die Revision ist so gut wie gestorben», sagt Griffel. «Das Parlament wird vermutlich nach zwölfjähriger Vorarbeit ein Nichteintreten beschliessen.» Griffel spricht von einer verpassten Chance.

Volksinitiative soll Parlament Beine machen

Die Umweltschutzorganisation Pro Natura und andere Verbände haben deshalb die LandschaftsinitiativeExterner Link lanciert.

Sie verlangt die fixe Trennung des Baugebiets vom Nichtbaugebiet und dass die Zahl der Gebäude im Nichtbaugebiet sowie die von ihnen beanspruchte Fläche nicht zunehmen. Die Unterschriften sind gesammelt, im Herbst sollen sie eingereicht werden.

Keine Ferienhäuser in der Landschaft

Ebenfalls im Visier der Initianten sind die hunderttausenden Ställe und Scheunen, die von der modernen Landwirtschaft nicht mehr gebraucht werden. Viele Schweizer und Schweizerinnen würden diese nämlich gerne zu Wohn- und Ferienhäusern umbauen.

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Mitten in der Landschaft oder frei in der Natur stehende Ferienhäuser sind den Initianten ein Dorn im Auge. Die Volksinitiative sieht deshalb vor, dass landwirtschaftliche Ökonomiebauten nicht mehr zu Wohnzwecken umgenutzt werden dürfen. Stattdessen sollen sie gemäss Erläuterungen der Initianten langfristig verschwinden – sprich abgerissen werden -, sofern sie nicht schutzwürdig seien.

Landwirtschaft versus Bevölkerung?

Frühere Abstimmungen haben laut Pro Natura gezeigt, dass die Bevölkerung eine intakte Landschaft und eine Konzentrierung der Siedelungen in den Zentren wünsche.

Warum blieb dies bisher ein frommer Wunsch? «Die Landwirtschaft hat in der Schweiz eine starke Lobby im Parlament», sagt Griffel.

Dennoch sieht er die Landwirtschaft nicht als Hauptproblem der Raumplanung. Viel problematischer sei das, was in den Bauzonen passiere: «Diese haben sich innerhalb der letzten 50 Jahre praktisch über das ganze Mittelland ausgebreitet – der berühmte Siedlungsbrei –, was das Landschaftsbild viel stärker beeinträchtigt als einzelne Bauernbetriebe. Im Gegenteil: Bauernhöfe nehmen wir sogar als landschaftsprägend wahr.» Zumindest, wenn es sich um idyllische handelt.

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