Es war lange Zeit eine schlechte Nachricht aus der Natur: Krabbenspinnen, die auf blühenden Pflanzen Insekten fangen und fressen, die landen, um die Blüten zu bestäuben. Doch jetzt ist das räuberische Insekt rehabilitiert: Weil es auch Schädlinge frisst, ist die Krabbenspinnen auch ein Freund der Pflanzen. Die Entdeckung von Forschern der Universität Zürich ist wichtiger, als sie auf den erst Blick scheint.
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Domhnall kommt ursprünglich aus Irland und arbeitete in verschiedenen europäischen Ländern in der Forschung und als Autor, bevor er 2017 zu swissinfo.ch stiess. Er befasst sich in erster Linie mit direkter Demokratie und Politik und ist normalerweise in Bern.
Sie hatten lange Zeit einen schlechten Ruf: Krabbenspinnen, die auf blühenden Pflanzen ihre Netze spannen und darin Insekten fangen und fressen.
Doch jetzt ist das räuberische Insekt rehabilitiert: Weil die Krabbenspinne auch Schädlinge frisst, ist sie nicht nur eine Freundin, sondern sogar auch eine Retterin der Blumen.
Verbreitete Strategie der Natur
Symbiotische Beziehungen zwischen verschiedenen Arten sind in der Natur weit verbreitet. Denken wir an den Elefanten, der mit Vögeln auf dem Rücken durch die Savanne streift, die ihm Ungeziefer aus der dicken Haut picken. Oder an die unermüdliche Arbeit des Regenwurms, der zur Düngung des Bodens beiträgt.
Krabbenspinnen sind sogenannte Hinterhaltjäger: Sie sitzen auf der blühenden Pflanze und warten auf Bestäuber, beispielsweise Bienen, die ihnen dann ein üppiges Mahl abgeben. Die Räuber sind in der Regel nicht für ihren Nutzen bekannt.
Bei der Untersuchung der Wechselwirkung zwischen den Spinnen und dem Buckler-Senf, einer in Europa verbreiteten Pflanze mit gelben Blüten, kamen die Forscher zu einem noch überraschenderen Ergebnis: Die Pflanze selbst kann einen «Hilferuf» aussenden, wenn sie von blütenfressenden Insekten angegriffen wird.
Bei solch einem Angriff verstärkt die Pflanze nämlich den Ausstoss von Blütenduft, und das wiederum lockt mehr Krabbenspinnen zur Rettung an.
Schutz der Biodiversität
«Die Studie zeigt, dass die Wirkung interagierender Organismen stark vom ökologischen Kontext abhängt», schreiben die Forscher in einer Mitteilung.
Doch diese Wechselwirkungen verändern sich ständig, sei es durch den Menschen, der eingreift, oder durch andere Faktoren. Oft sind Folgen nicht abzusehen. Vor allem dann, wenn ein Glied aus der Interaktion verschwindet.
«Aus diesem Grund ist es wichtig, die Wechselwirkungen zwischen Organismen und deren Folgen besser zu verstehen, um die Erkenntnisse zum Schutz von Ökosystemen oder der ökologischen Landwirtschaft anwenden zu können», sagt Florian Schiesti, Autor der Studie.
(Übertragung aus dem Englischen: Renat Kuenzi)
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