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Das Ende von Egli: Legendäre Schweizer Töffmarke liquidiert

Rotes Motorrad mit Seitenwagen
"The world's fastest Egli": Die Bonneville Turbo Hayabusa mit Seitenwagen – und 477 PS. SRF/ALEX MOSER

Superstabil, schnell und in der Rennszene legendär: Das waren die meist feuerrrotlackierten Motorräder des Schweizer Konstrukteurs Fritz Egli. Nun wird die Firma liquidiert.

Kaum noch Schweizer Motorräder: Allegro, Condor, Forster, Motosacoche oder Zehnder – Hersteller von Motorrädern gab es in der Schweiz über 50. Überlebt haben nur einzelne. Nun verschwindet ein weiterer bekannter Name: Egli Motorradtechnik wird liquidiert.

Am Anfang belächelt: 1967 gründete Fritz W. Egli eine Motorradwerkstatt und zügelte sie dann nach Bettwil im Kanton Aargau.

Am Anfang seien Konstrukteur Egli und seine Motorräder unterschätzt worden, erinnert sich Eglis Kollege Urs Kaufmann. Als sie den ersten Töff bei einem Testrennen ausgeladen hätten, habe die Konkurrenz nur gelacht. “Wir sind dann aber allen um die Ohren gefahren. Keiner war schneller als wir.”

Legendäre Schweizer Motorräder: Bekannt wurde Fritz Egli mit seinen Motorrädern in den 1970er-Jahren. Egli hatte erkannt, dass bei herkömmlichen Motorrädern die Motoren zu stark waren für das Fahrgestell. Darum baute er eigene stabile Rahmenkonstruktionen für schnelle japanische Motorräder der Firmen Honda oder Kawasaki. Mit den Konstruktionen reduzierten sich die Schwingungen, die sich bei den hohen Geschwindigkeiten im Fahrgestell ergaben.

Rennszene begeistert: Heute hätten auch andere Motorradhersteller Fortschritte gemacht, sagt Eglis Weggefährte Urs Kaufmann. In den 1970er-Jahren habe es aber nur eines gegeben: “Damals war es das Beste, wenn Du eine Egli hattest.” Er habe mit seinem “nahezu perfekten Fahrwerk” eine Epoche geprägt, sagt der Deutsche Motorradfan Klaus Völlmle. Bis heute sind Fritz Egli und seine Motorräder eine Grösse in der Rennszene. Sammler Markus Eibeck hat im Deutschen Hagesheim sogar ein Egli-Museum eingerichtet.

Fritz Eglis Rekord: In der Salzwüste des Bundesstaats Utah in den USA stellte Fritz Egli 2009 einen Geschwindigkeitsrekord auf. Der 72-Jährige übertraf mit seinem Motorrad mit Seitenwagen die magische Grenze von 200 Meilen pro Stunde – 338 km/h! Die Sendung “10 vor 10” von SRF berichtete über den Rekord von Fritz Egli auf seinem Motorrad “The world’s fastest Egli”.

Firma am Ende: Bereits 2015 hat Fritz Egli seine Firma Egli Motorradtechnik verkauft. Acht Jahre später schliesst diese nun definitiv und wird liquidiert. Zahlreiche Freunde, Weggefährten, Fans und Schaulustige sind letzten Samstag zur Versteigerung nach Bettwil gekommen.

Versteigert wurden nicht nur einige typisch rote Egli-Motorräder, sondern das ganze Inventar der Firma, inklusive Schraubenschlüsseln und Schmiermitteln.

Wehmütiger Moment: Nicht einfach war das Ende seiner Firma für Gründer Fritz Egli: “Es geht mir nah”, sagte Egli bei der Versteigerung. Er werde daran aber nicht zerbrechen, sagte der heute 86-Jährige, der im Rollstuhl sitzt. “Sie können alles wegnehmen, aber die Erinnerungen und die Freundschaften bleiben.”

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