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Geldcast: Wie Ökonomin Stephanie Schmitt-Grohé die Entwicklung der Inflation voraussagt

Stephanie Schmitt-Grohé und Fabio Canetg posieren im Freien im Business-Casual-Look
Columbia-Professorin Stephanie Schmitt-Grohé und Fabio Canetg sprechen in der aktuellen Geldcast-Folge darüber, wie es mit den Zinsen weitergeht. Live Fabrik GmbH

Stephanie Schmitt-Grohé, Professorin für Makroökonomie an der Columbia University in New York, zählt zu den bekanntesten Inflationsforscher:innen der Welt. In ihrer neusten Arbeit hat sie untersucht, ob die Teuerung weiter anhält. Sie nutzte dafür auch Daten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.

Schon früh hat es die deutsche Ökonomin Stephanie Schmitt-Grohé in die USA gezogen. Seit mehr als drei Jahrzehnte forscht sie in den Vereinigten Staaten zur Inflation. Wir haben sie im Studienzentrum der Nationalbank in Gerzensee getroffen und über ihre einflussreichsten Arbeiten gesprochen.

2008 begann ein Teufelskreis

Die Aufgabe der Notenbanken scheint einfach, so wie sie im Lehrbuch steht: Erwarten sie eine zu hohe Inflation, erhöhen sie die Zinsen.

Das verteuert Kredite und hat zur Folge, dass die Auftragsbücher der Unternehmen – etwa im Bausektor – weniger voll sind. Die Firmen können dann nicht mehr jede Preiserhöhung durchsetzen; die Inflation sinkt.

Wenn die Inflation zu tief ist, machen die Zentralbanken das Gegenteil: Sie senken die Zinsen. So wird das Sparen weniger attraktiv, und die Leute geben mehr Geld aus. Und weil die Firmen das merken, steigen die Preise wieder.

Allerdings gibt es für solche Stimulierungsmassnahmen eine Grenze: Das zeigt das jüngste wissenschaftliche Paper von Stephanie Schmitt-Grohé. Sobald die Zinsen nahe bei null sind, sind die Zentralbanken ausgeschossen.

Allzu tief können die Zinsen nämlich nicht sinken, denn, und diese Frage hat sich in der Schweiz erst vor kurzem noch ganz konket gestellt, wer wird einen negativen Zins auf seinem Bankkonto akzeptieren?

Wohl kaum jemand, denn zur Not kann man sein Geld abheben und unter der Matratze legen, ohne darauf einen Negativzins belastet zu bekommen.

Wenn eine Zentralbank wegen der sogenannten Zinsuntergrenze nicht weiter einen Stimulus setzen kann, fällt die Inflation häufig unter den Zielwert.

Und das wiederum führt dazu, dass die Leute ihre Inflationserwartungen nach unten anpassen. Es beginnt ein Teufelskreis, der in einem Gleichgewicht mit sehr tiefen Zinsen und zu tiefer Inflation endet. Genauso, wie das die Schweiz und die Eurozone zwischen 2008 und 2021 erlebt haben.

Japan, Land der Tiefstzinsen

Die Schweiz und die Eurozone haben mittlerweile wieder höhere Zinsen. Ganz anders in Japan: Dort lagen die Zinsen seit 1996 nie mehr über 0,5%. Und die Inflation betrug im Durchschnitt nur 0,2%, trotz eines Inflationsziels von 2%.

Die Wissenschaft beschäftigt sich darum schon lange mit der Frage: Wie könnte Japan die Inflation steigern?

Schmitt-Grohé hat eine vermeintlich einfache Antwort darauf: Die japanische Zentralbank müsste nur die Zinsen über längere Zeit anheben, dann wäre auch die durchschnittliche Inflation bald wieder näher beim Ziel.

Das darum, weil die Zinsen eine Kompensation seien für die Inflation – und diese Kompensation nicht über Jahre hinweg höher sein könne als die Teuerung. Allerdings ist höchst umstritten, ob dieser Ansatz in der Praxis funktioniert.

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Hält die aktuelle Teuerung an?

Zudem ist das Problem einer zu tiefen Inflation wieder in den Hintergrund gerückt. Sorgen bereitete vielmehr das Gegenteil: Ausserhalb Japans sind die Preise zuletzt viel zu stark gestiegen.

In den USA um bis zu 9,1%, in der Eurozone um 10,6% und auch in der Schweiz lag die Teuerung auf ihrem Höhepunkt im letzten Jahr bei 3,5%. Zwar ist die Inflation mittlerweile wieder deutlich gesunken. Doch wie geht es weiter?

In Ihrem neusten Paper versucht Schmitt-Grohé diese Frage zu beantworten. Und im Gegensatz zu den meisten Forscher:innen nutzt sie dazu nicht nur die Daten aus der Nachkriegszeit. Nach 1945 gab es nämlich nur in den 1970er-Jahren einen grossen und anhaltenden Teuerungsschub.

Schmitt-Grohé blickt weiter zurück: bis ins Jahr 1900. Der Vorteil ist, dass es zwischen 1900 und 1945 auch kurzlebige Teuerungsschübe gab.

Dank dieser zusätzlichen Daten kann Schmitt-Grohé besser beurteilen, ob die derzeitige Inflation anhaltend sein wird oder nicht. Was sie herausgefunden hat, erfahren Sie im neusten Geldcast:

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