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Die Schweiz behält USA und Nordkorea im Gespräch

Karikator
swissinfo.ch

Vorne Drohungen, hinter den Kulissen Diplomatie und Deeskalation. Zwischen den USA und Nordkorea vermittelt die Schweiz ohne viel Aufsehen, aber mit Erfolg. Diese Woche sprachen ein ehemaliger US-Diplomat und ein nordkoreanischer Vertreter miteinander in Montreux.

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Es war eine Begegnung, wie es sie ab und zu gibt: Auf tiefster Stufe, eingebettet in ein internationales Treffen, diskret und informell. Und dennoch ist sie von Bedeutung, denn sie steht für einen Rest Normalität in den Beziehungen zwischen Nordkorea und den USA.

Diese sind nach einer Serie von Waffentests in Nordkorea und Drohungen aus dem Weissen Haus angespannt wie selten zuvor. In solchen Zeiten sind auch kleine Schritte gross.

Nordkorea, vertreten durch einen hochrangigen Beamten, und die USA, vertreten durch einen ehemaligen stellvertretenden US-Aussenbeauftragten, sie reden noch miteinander.

Informelle Gespräche 

Die Konferenz begann am Montag, der UNO-Sicherheitsrat hatte gerade äusserst harte Sanktionen gegen Nordkorea beschlossen. Evans Revere, ehemaliger stellvertretender US-Beauftragter für Ostasien, sprach laut einem Bericht des japanischen Senders NHKExterner Link mit dem stellvertretenden Generaldirektor für Nordamerikanische Angelegenheiten im nordkoreanischen Aussenministerium, Choe Kang Il. 

Einzelheiten der inoffiziellen Begegnung wurden indes nicht bekannt. Auf die Frage von japanischen Reportern nach dem Inhalt der Gespräche verliess Choe am Mittwoch Montreux mit dem Auto, ohne etwas Konkretes zu sagen.

Bildschirmfoto
Evans Revere und Choe Kang Il im Bericht des japanischen Senders NHK. NHK

Anfang September hatte die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard den beiden Staaten die guten Dienste der Schweiz als Mediator explizit angeboten. Eine Aufgabe der Schweiz könnte sein, einen geeigneten Ort für Treffen zu finden,  sagte Leuthard. «Ich denke, es ist unsere Aufgabe zu schauen welche Möglichkeiten es gibt. Denn Twitter wird kein adäquates Instrument sein. Dies muss sehr diskret sein.»

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Auf Einladung des EDA

Das Treffen der beiden Diplomaten fand in Glion sur Montreux VD statt, im Rahmen der Sicherheitskonferenz zu Nordostasien, dem «Zermatt Roundtable»Externer Link. Organisatoren waren das Eidgenössische Departement für äussere Angelegenheiten (EDA) und dem Genfer Centre for Security Policy (GCSPExterner Link).  Ziel der Konferenz war laut den Organisatoren eine «offene, informelle und substanzielle Diskussionen zur aktuellen Sicherheitslage im Nordpazifik». Man wollte «Wege zur Förderung der Stabilität in der Region zu ermöglichen.» Seit Jahrzehnten bietet die Schweiz ihre guten Dienste für eine Lösung im Nordkorea-Konflikt an. 

Nordkorea sucht «Gleichgewicht der Kräfte» 

Unmittelbar nach Abschluss der Konferenz spitzte sich der Konflikt mit den USA wieder zu. Nordkorea testete am Donnerstag erneut eine Rakete. Diese flog über Japan und verfügte über genügend Reichweite, um die US-Basis auf der Pazifikinsel Insel Guam zu treffen. Mit dem Test sollte «die Kriegslüsternheit der Vereinigen Staaten» gedämpft werden, hiess es aus Nordkorea. Ziel sei ein «Gleichgewicht der Kräfte» Nordkoreas und Amerikas. 

Unterhändler Choe Kang Il sprach am Freitag in Peking auf dem Rückweg von der Schweiz mit Reportern. Er äusserte sich nur zum Raketentest. Dieser sei Teil des bekannten Plans, Nordkoreas nukleare Position zu stärken.

Choe sagte zudem, Nordkorea werde seine Kernwaffen und Raketen nie vom Verhandlungstisch nehmen, solange die Vereinigten Staaten eine feindliche Haltung gegenüber Nordkorea zeigten und sein Land atomar bedrohten. Der Dialog werde erst dann beginnen, wenn die USA ihre feindliche Politik und die Sanktionen aufgeben würde.

«Die Trump-Administration wäre gut beraten, ihre Art, wie sie Nordkorea betrachtet, zu überdenken.»
Choe Kang Il

Die militärische Option ist «nicht bevorzugt»

Auf die Frage, was er auf der Konferenz Montreux seinem US-Gesprächspartner gesagt habe, wiederholte der nordkoreanische Unterhändler, dass Nordkoreas Nuklear- und Raketenprogramme Massnahmen zur Selbstverteidigung seien.

Gegenüber dem Sender NBC sagte er vor kurzem wörtlich: «Die Trump-Administration wäre gut beraten, ihre Art, wie sie Nordkorea betrachtet, zu überdenken.»

Am Freitag, nach dem jüngsten Test, sagte der nationale Sicherheitsberater der USA Herbert Raymond McMaster: «Es gibt die militärische Option.» Er fügte sogleich an, dass diese Option aber nicht die Bevorzugte sei.

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