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Hotels sehen Morgenröte trotz Krise

Für Schweizer Hotels war 2009 kein goldenes Jahr. Keystone

Die Anzahl Logiernächte in Schweizer Hotels hat sich im Sog der Finanzkrise im letzten Jahr um 5 Prozent verringert. Es ist der erste Rückgang seit drei Jahren. Doch der Sektor zeigt sich krisenresistent, auch wenn er 2010 noch einmal ein hartes Jahr erwartet.

Laut dem Bundesamt für Statistik (BFS) zählte die Schweizer Hotellerie im letzten Jahr 35,6 Millionen Übernachtungen, 4,7% weniger als 2008.

«Die meisten Regionen mussten einen Rückgang der Übernachtungen verzeichnen, ausser Basel, das 1,4% mehr Touristen als 2008 anziehen konnte», erklärte Ernst Matti vom BFS am Dienstag an einer Medienorientierung in Zürich gegenüber swissinfo.ch.

Basel konnte namentlich wegen einer viel beachteten Ausstellung der Landschaftsbilder des niederländischen Malers Van Gogh profitieren.

Insgesamt waren die Städte besser dran als die Alpenregionen, bei denen Graubünden mit 5,7% den höchsten Aderlass geben musste.

Für Guglielmo Brentel, Präsident des Verbands Hotelleriesuisse, tragen die Finanzkrise, die Schweinegrippe und der starke Schweizer Franken die Hauptschuld an den tieferen Zahlen gegenüber 2008.

Doch es hätte auch noch schlimmer kommen können, ist er überzeugt. «Es sieht so aus, als ob der Tourismus mit einem Rückgang von 4,7% ziemlich krisenresistent ist, wenn man mit anderen Industrien vergleicht wie etwa der Maschinen- und Uhrenindustrie, die rund 22% verloren hat», so Brentel.

«Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir haben in den guten Jahren in die Qualität von Gebäuden und Services investiert. Und es scheint, dass die Schweiz in den Augen unserer Gäste ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet», sagte er gegenüber swissinfo.ch.

Weniger Briten, mehr Chinesen

Die Krise hat verschiedene Auswirkungen auf die Touristen einzelner Länder. So verzeichneten britische Gäste mit 19% die höchste Abnahme. Auch aus dem grossen Markt Deutschland fanden weniger Leute in die Schweiz.

Die höchste Zunahme stammt aus China, von wo 27% mehr Touristen in der Schweiz übernachteten. Doch immer noch machen sie nur einen kleinen Anteil aller Gäste aus.

Bei den Schweizerinnen und Schweizern, die ihre Ferien im eigenen Land verbrachten, war der Rückgang generell weniger stark: In diesem Segment sank die Zahl der Logiernächte um 2,5% auf 15,4 Millionen.

Brentel erwartet, dass die Hotelbranche 2010 dank guter Arbeit relativ unbeschadet überstehen sollte. Das bedeutet weitere Investitionen in Infrastruktur, Marketing und nicht zu stark dem Tiefpreis-Druck nachzugeben.

«Niemand reist in die Schweiz, um dort die billigsten Ferien seines Lebens zu verbringen. Es gibt andere Gründe, um in unser Land zu kommen. Ich bin sicher, dass wir erfolgreich sein werden, wenn wir die Qualität unserer Hotels, die Sicherheit und die Schönheit der Landschaften hervorheben.»

«Nicht sehr dramatisch»

Für Schweiz Tourismus, die nationale Tourismusmarketing-Organisation, ist der Rückgang um fast 5% «nicht dramatisch», wie Kommunikationschefin Daniela Bär erklärte.

«Es ist immer noch ein solides Resultat, besonders wenn man es über einen längeren Zeitraum vergleicht. Es ist das drittbeste Resultat seit 1994, womit wir uns immer noch auf einem sehr hohen Niveau befinden», sagte sie gegenüber swissinfo.ch.

«Wenn wir mit anderen europäischen Ländern vergleichen, die alle im letzten Jahr Rückschläge verzeichnen mussten, steht die Schweiz sehr gut da.»

Am stärksten betroffen vom Rückgang der Übernachtungen war der Hotelsektor. Dies zu Gunsten von Ferienwohnungen und Campings, die mit ihrem Resultat vom Vorjahr mithalten oder es in einigen Bereichen sogar verbessern konnten. Laut Bär haben auch viel mehr Leute Tagesreisen unternommen.

Trotzdem müsse man sich um den Hotelsektor nicht sorgen, stellt sie klar: «Der Schweizer Hotelsektor ist gut positioniert mit seinen immer besser spezialisierten Hotels wie etwa Wellness-Häuser und Familienhotels, die viele Gäste gezielt ansprechen.»

Ausblick

Ein wichtiger Faktor bleibt der Wechselkurs des Frankens, von dem Bär hofft, dass er stabil auf dem psychologisch wichtigen Niveau von 1,50 Franken gegenüber 1 Euro bleibt. Sonst könnte der Sommer 2010 besonders hart werden, weil nicht nur die Schweiz für Gäste aus dem Euroraum teurer würde, sondern auch mehr Schweizer in billigere europäische Länder ausweichen könnten.

Für das gesamte Jahr 2010 ist Bär zuversichtlich, besonders weil das letzte Quartal 2009 bei den Übernachtungszahlen lediglich einen Rückgang von 1% zeigte.

Brentel rechnet erneut mit einem schwierigen Jahr für die Schweizer Hotels. Er erwartet, dass sich die Städte, die weniger stark von der Krise getroffen wurden und vom Trend der kurzen Städtereisen profitieren können, als erste erholen werden.

«Doch ich denke, dass wir uns Ende 2010 erholt haben werden. Ich bin ziemlich sicher, dass 2011 besser wird als 2009 bis 2010.»

Isobel Leybold-Johnson, Zürich, swissinfo.ch
(Übertragen aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

Das Bundesamt für Statistik (BFS) führt die Beherbergungsstatistik seit 75 Jahren. Die grössten Veränderungen in diesem Zeitraum:

Die Anzahl der Hotels fiel zwar um 29%, von 7756 auf 5533, doch die Betten nahmen im gleichen Zeitraum um 35% zu.

Die Anzahl Übernachtungen steigerte sich um den Faktor 2,5, von 14,3 Mio. 1934 auf 35,6 Mio. 2009.

Abnehmend war dagegen die Aufenthaltsdauer in einem Hotel, die von 4,2 auf 2,3 Nächte fiel.

Während 1934 noch 57% der Gäste aus der Schweiz stammten und 43% aus dem Ausland, war es 2009 genau umgekehrt: 43% Schweizer, 57% Ausländer.

2009 arbeiteten insgesamt etwa 70’000 Personen im Hotelsektor, der über 9 Mrd. Fr. Umsatz erreichte.

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