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Optimismus und Üppigkeit an der Baselworld

Baselworld im Uhren- und Schmuckfieber. Keystone

Mit 456 Marken ist die Schweizer Uhrenindustrie an der Baselworld in diesem Jahr ausserordentlich stark vertreten. An der weltweit grössten Uhren- und Schmuckmesse zeigen 1815 Aussteller aus 41 Ländern ihre neuesten Techniken und Designs.

So wie die Uhr etwas über ihren Träger verrate, so sei die Uhrenindustrie ein Aushängeschild für die Schweiz, sagte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann bei der offiziellen Eröffnung am Donnerstag. Er bezeichnete die Uhrenindustrie als «Diamant in der Schweizer Wirtschaftskrone».

2011 war für die Schweizer Uhrenmacher tatsächlich ein starkes Jahr. Die Exporte nahmen von 19,3 auf 21 Milliarden Franken zu. 55 Prozent der Exporte gingen nach Asien. Ausserordentlich hoch war das Wachstum in China (plus 48,7%), Hong Kong und Singapur (je plus 28%).

Blick nach Osten

«Chinesische Konsumenten schätzen nach wie vor den guten Ruf, die Qualität und das Design der Schweizer Markenprodukte», sagt Jane Fountain, Geschäftsführerin des Harmony World Watch Centers, das in China 267 Verkaufsstellen betreibt. «In China sagt man, dass die Schweiz die Königin der Uhren sei.»

Im letzten Jahrzehnt habe sich der chinesische Markt für Schweizer Uhren stark entwickelt, sagt sie. Harmony hatte in China die erste Boutique für Breguet-Uhren eröffnet und war der erste Einzelhändler von Ulysse Nardin. Laut Jane Fountain sind bei chinesischen Konsumenten auch Rado, Omega, Rolex und Longines sehr populäre Marken.

«Chinesische Kunden sind sehr interessiert an der Schweizer Uhrenkultur», sagt Adrian Bosshard, CEO von Certina. Die Firma brachte ihre Produkte 2007 auf den chinesischen Markt. Heute ist China nach der Schweiz ihr zweitwichtigster Markt.

«Wir gehören in China zu den jungen Marken. Man kann Certina nicht mit etablierten Namen wie Longines, Omega oder Tissot vergleichen, die dort eine Geschichte von 20 und mehr Jahren haben», sagt Bosshard. Trotzdem verzeichne die in Le Locle domizilierte Firma ein stetiges Wachstum und Ansehen.

«Chinesische Kunden schätzen das Design und unsere Stärke bei mechanischen Uhren.» Certina ist spezialisiert auf sportliche und beständige Modelle. Dazu gehört eine Taucheruhr, die an der Baselworld enthüllt wurde.

Für Century ist Japan der grösste Markt. Die in Nidau ansässige Firma feiert in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag auf diesem Markt. «Wir wissen, dass die Japaner unsere Liebe zum Detail schätzen. Wir stellen kleine Uhren her, die als Schmuck getragen werden und in Japan Anklang finden», sagt Marketing-Leiterin Nathalie Kottelat. Für Century ist China hinter Japan der am stärksten wachsende Markt. An dritter Stelle liege der Schweizer Markt. 

Optimistische Stimmung

«Es herrscht offenbar eine sehr gute Stimmung an der Messe», sagt Mark Moeller, ein Juwelier und Uhrenhändler aus Minneapolis, der Rolex-Uhren verkauft. Uhren haben einen Anteil von 30 Prozent an seinem Geschäft.

«Heute haben wir uns zu einem grossen Teil mit Uhren abgegeben, meistens mit Produkten, die man in den USA nicht findet, zum Beispiel die brandneue Rolex mit einer Zwei-Zeitzonen-Anzeige», sagt Moeller gegenüber swissinfo.ch. Er habe aber auch die Ausstellungsstände von Raymond Weil und TAG Heuer besucht. Zum letzten Mal habe er Baselworld vor 10 Jahren besucht, aber nun plane er, alle drei oder vier Jahr herzukommen.

«Dieses Mal ist es mein Ziel, hier herauszukommen, ohne eine Million Dollar ausgegeben zu haben», witzelt Moeller. «Im Ernst, der Luxusmarkt ist interessant – und das ist einer der Gründe, weshalb wir hier sind.»

Benedetto Mauro, Mitbesitzer der in Rom domizilierten Hausmann & Co., besucht Baselworld jedes Jahr. «Ich schaue mich nach neuen Technologien um – und es gibt einige, die mich beeindrucken», sagt Benedetto Mauro und erwähnt eine Breguet-Uhr mit einem Magnetregulator. Männer-Uhren machen rund 75 Prozent des Angebots von Hausmann aus.

Laut Benedetto Mauro trifft Schweizer Technologie den italienischen Geschmack sehr gut. «Bei den Männer-Uhren gehören wir punkto Design zu den führenden Marken. Was sich in Italien gut verkauft, wird auch in China und anderswo gut laufen.»

«Jede Marke gibt mir ein anderes Gefühl», sagt Jane Fountain vom chinesischen Harmony World Watch Centre. Sie selber trägt keine Uhr am Handgelenk, um keine Marke zu favorisieren – schon gar nicht an einem so hochkarätigen Anlass wie Baselworld.   

Die bedeutendste Uhren- und Schmuckmesse öffnete am 8 März zum 40. Mal ihre Tore. 1815 Aussteller aus 41 Ländern nehmen teil.

Die Schweizer Uhrenindustrie ist mit 456 Marken vertreten.

Die Messe, die noch bis am 15. März dauert, rechnet mit 100’000 Besuchern und 3000 Medienvertretern aus der ganzen Welt.

Im letzten Jahr nahmen 103’000 Besucher teil. In diesem Jahr findet die Ausstellung zum letzten Mal im bisherigen Rahmen statt. Die neue Halle sollte für Baselsworld 2013 fertiggestellt sein.

Trotz weltweiter Wirtschaftskrise konnte die Schweizer Uhrenindustrie ihre Exporte 2011 um 19,2 % auf 19,3 Mrd. Franken (21 Mrd.$) steigern. Auf dem chinesischen Markt betrug das Wachstum 48%.

Die Exporte der gesamten Schweizer Wirtschaft nahmen 2011 um 2,1% auf 197,6 Mrd. Franken zu und blieben fast 9 Mrd Franken unter dem Wert von 2008.

Laut dem Verband der schweizerischen Uhrenindustrie blieb der Trend mit zweistelligen Wachstumsrate das ganze Jahr über konstant, ausser im Juni.

Die stärkste Zunahme – mehr als 30% – verzeichnete die Branche in den Monaten April und May. Aber das 4. Quartal mit den drei stärksten Monaten war die beste Periode in der Geschichte der Schweizer Uhrenexporte.

Die drei grössten Märkte waren Hong Kong (mehr als 20% der Exporte), USA und China. Unter den 15 grössten Märkten wurden nur in Italien und Spanien keine zweistelligen Wachstumsraten erreicht.

Der Verband rechnet weiterhin mit wachsenden Märkten und mit Umsatzzahlen, die über jenen von 2011 liegen.

(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)

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