Welche Arbeitskräfte braucht die Schweiz?
Die Zahl der offenen Stellen hat in der Schweiz zum ersten Mal die 100'000er-Marke überschritten. Am fiebrigsten gesucht werden unter anderem Kellner:innen, Pflegefachleute sowie IT-Fachkräfte.
In der Schweizer Wirtschaft gibt es rund 114’000 offene Stellen. Dies teilt das Bundesamt für Statistik (BFS) bezogen auf die ersten drei Monate des Jahres 2022 mitExterner Link. Die Zahl der offenen Stellen ist damit in einem einzigen Jahr erheblich um 60,4 Prozent gestiegen. Und zum ersten Mal überhaupt wurde in der Schweiz, die rund 8,6 Millionen Einwohner:innen zählt, die Schwelle von 100’000 offenen Stellen überschritten.
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Akuter Mangel an Arbeitskräften bei Schweizer Unternehmen
Die Gründe für den zunehmenden Arbeitskräftemangel sind vielfältig, längst nicht alle Branchen sind aber gleich stark betroffen. In welchen Berufsfeldern also gibt es den grössten Nachfrageüberschuss?
Die 114’000 unbesetzten Stellen verteilen sich auf 27’800 im sekundären Sektor und 86’200 im tertiären Sektor – und auf folgende Berufsfelder:
Verarbeitendes Gewerbe: 19’300 Stellen
Der Wirtschaftszweig mit den meisten Arbeitsplätzen in der Schweiz ist das verarbeitende Gewerbe, wo die Unterdeckung 19’300 Arbeitnehmenden entspricht (60 % mehr als im ersten Quartal 2021 und 30 % mehr als im gleichen Zeitraum 2019, d. h. vor der Pandemie). Allerdings ist die hohe Zahl auch darauf zurückzuführen, dass es sich um einen sehr breit gefächerten Sektor handelt, der von der Lebensmittelindustrie über die Metallindustrie bis hin zur Arbeit in Textil- oder Chemiefabriken reicht.
Wissenschaft und Technik: 16’200 Stellen
In den Bereichen ImmobilienExterner Link, Wissenschaft und Technik Externer Linkfehlen 16’200 Fachkräfte. Zu dieser Gruppe gehören Personen, die sich mit dem Verkauf oder der Vermietung von Immobilien, mit Rechtsberatung oder Buchhaltung befassen, wie auch Architektinnen, Ingenieure oder Forscher:innen. Auch hier beträgt der Anstieg gegenüber dem Vorjahr 60%.
Gesundheit: 15’900 Stellen
Ein Sektor, der in der Schweiz seit Jahrzehnten auf ausländische Arbeitskräfte zurückgreift, ist das Gesundheits- und Pflegewesen. Tatsächlich gibt es in diesen Bereichen fast 16’000 offene Stellen (über 62 % mehr als 2021 und 51 % mehr als 2019).
Gross- und Einzelhandel: 13’000 Stellen
Im Gross- und Detailhandel,Externer Link darunter das Auto- und Motorradgewerbe, fehlen der Schweiz 13’000 Arbeitskräfte. Das sind ganze 78% mehr als im Jahr 2021 (51% mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres vor dem Coronavirus).
Gastronomie und Hotellerie: 10’600 Stellen
Die Branche mit dem grössten Anstieg des Personalbedarfs ist jedoch das Gastro- und Hotelgewerbe. Nachdem sich der Tourismus in der Schweiz erholt hat, fehlen im Sektor 10’600 Arbeitskräfte. Bei Kellner:innen, Managerinnen, Köchen, Reinigungspersonal usw. verzeichnete der Sektor einen Anstieg der freien Stellen um 221% gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Baugewerbe: 7’100 Stellen
Auch der Bausektor leidet mit über 7’000 fehlenden Beschäftigten. In diesem Fall beträgt der Anstieg «nur» 24% im Vergleich zum Vorjahr.
Informatik und Digitalisierung
Schliesslich gibt es noch einen weiteren erwähnenswerten Bereich: die Informationstechnologie. Zwar üben Informatikerinnen, Entwickler und Programmierer:innen alle E-Skills-Berufe aus – und für diese Berufe gibt es einen erheblichen Fachkräftemangel. Das Bundesamt für Statistik orndet diese Berufe bei der Erhebung von Beschäftigungsdaten allerdings verschiedenen Kategorien zu. Eine offizielle Zahl zum offenen Arbeitskräftebedarf fehlt deshalb.
Sicher ist, dass die Zahl der benötigten Fachkräfte in der IT weiter wächst und – wie eine Analyse des Arbeitsvermittlers AdeccoExterner Link zeigt – digitale Kompetenzen von Arbeitgeber:innen zunehmend in Berufen unterschiedlichster Branchen gesucht werden.
Wie viel verdienen Sie?
Abschliessend ist zu sagen, dass die unterschiedliche Situation der Berufe in dieser Liste zum Teil auf die Entwicklung und die Bedürfnisse des Marktes zurückzuführen ist, zum Teil aber auch auf die Tatsache, dass einige Tätigkeiten körperlich anstrengender oder schlecht bezahlt und damit weniger attraktiv sind. Diese WebseiteExterner Link des Bundes bietet die Möglichkeit, den Medianlohn für einen bestimmten Arbeitsplatz zu berechnen – aufgeschlüsselt nach Region, Wirtschaftszweig, Berufsgruppe sowie nach ausgewählten individuellen Merkmalen wie Alter, Ausbildung und Dienstjahre.
Wenn Sie daran interessiert sind, Klarheit über die Definitionen der genannten Berufe zu erhalten, konsultieren Sie bitte die offizielle Schweizer Nomenklaturplattform der BerufeExterner Link.
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