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Wie viel Schweiz steckt noch in Beat Richners Kinderspitälern?

Beat Richner, auch bekannt als Beatocello, spricht mit einem anderen Arzt über ein Röntgenbild eines jungen Patienten
Beat Richner bespricht einen Fall. Die Kantha-Bopha-Spitäler stehen im Rang von Universitätsspitälern, da sie Ausbildung betreiben. (Foto von 2001) Keystone / Gary Kieffer

Fünf Jahre ist es her, seit der wohl berühmteste Schweizer Kinderarzt Beat Richner verstorben ist. Sein Vermächtnis lebt weiter – in seinen Spitälern in Kambodscha.

In den fünf Kinderspitälern der Stiftung «Kinderspital Kantha Bopha» werden heute 80 bis 90 Prozent aller Spitalbehandlungen für Kinder und Jugendliche Kambodschas durchgeführt – unentgeltlich. Die 2500 Mitarbeitenden sind Einheimische, einzig der Generaldirektor ist ein Europäer. Verwaltet werden die Kinderspitäler von der Schweizer Stiftung mit Sitz in Zürich.

Die medizinische Qualität und der Ausbildungsstandard des Spitalpersonals entsprechen Schweizer Niveau. Seit dem Anfang im Jahre 1992 ist beides durch eine Zusammenarbeit mit dem Kinderspital Zürich und weiteren Schweizer Spitälern sichergestellt.

Die Spezialausbildung von Arztpersonal und Pflegepersonen passiert in den Spitälern selbst, unterstützt durch Schweizer Fachpersonal.

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Regelmässig reist medizinisches Fachpersonal aus der Schweiz nach Kambodscha; zum Beispiel Oliver Kretschmar, Chefarzt Kardiologie im Kinderspital Zürich und Professor an der Universität Zürich.

Er sagt: «Der Wissenstransfer läuft so, dass ich zweimal pro Jahr nach Kambodscha reise, dort bei Eingriffen assistiere und diese vor- und nachbespreche. Es braucht auch weiterhin den sporadischen Input von aussen, damit sich die verschiedenen Bereiche weiterentwickeln können.»

Beat Richner war Arzt, Clown und Manager.
Als Musikclown «Beatocello» verzauberte Beat Richner einerseits Kinder und nahm ihnen die Angst vor dem Doktor und den Spritzen, und sammelte mit seinen Konzerten andererseits später Geld für seine Stiftung «Kinderspital Kantha Bopha». Keystone / Susann Schimert-ramme

Finanzierung von Richners Kinderspitälern

Beat Richner war als «Beatocello» ein genialer Fundraiser. Seit seinem Tod versucht die Stiftung, mit verschiedenen Auftritten und Aktionen in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben. So veranstaltet sie die jährliche Gala im Zirkus Knie oder organisiert Cellokonzerte. Zudem gilt es, die Gönnerinnen und Gönner der ersten Stunde, die aussterben, zu ersetzen.

In den vergangenen zwei Jahren kamen noch rund 70 Prozent der Gelder aus der Schweiz. Auch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unterstützt die Kantha-Bopha-Spitäler seit 1994 und noch bis Ende 2027 im Rahmen ihrer Kambodscha-Hilfe.

  • Beat Richner (1947–2018) startete 1973 seine Laufbahn als Kinderarzt am Kinderspital Zürich. 1978 eröffnete er seine eigene Praxis.
  • 1991 baten der König und die Regierung Kambodschas Beat Richner, das Kantha-Bopha-Spital in Phnom Penh wieder aufzubauen und zu verwalten. 1992 rief er eine Stiftung ins Leben, begann sofort mit den Aufbauarbeiten und nahm den Betrieb des Kinderspitals auf.
  • In den folgenden Jahren folgten vier weitere Spitäler, eines in Siem Reap im Norden des Landes und drei weitere in Phnom Penh.
  • Am 5. Januar 2003 wurde Beat Richner mit dem allerersten «Swiss Award» ausgezeichnet.
  • Peter Studer, Mediziner und Richners langjähriger beruflicher Weggefährte und Mitstreiter in Kambodscha, sagte über ihn: «Er war ein Künstler, ein sehr guter Kinderarzt, der dafür sein Leben praktisch opferte, und ein knallharter Manager, der ganz stur seine Spitäler geführt hat.»
  • Am 9. September 2018 erlag Beat Richner einer schweren Krankheit.

Seit ein paar Jahren kommen auch aus Kambodscha Gelder aus verschiedenen Quellen, unter anderem auch Beiträge der neuen kambodschanischen «Kantha-Bopha-Stiftung». Laut Stiftungsratspräsident Philip Robinson betrug der kambodschanische Anteil in den vergangenen zwei Jahren rund 30 Prozent. «Dieses Jahr rechnen wir mit 40 und nächstes Jahr mit gegen 50 Prozent Anteil aus Kambodscha.»

Mehr

Laut SRF-Südostasienkorrespondent Martin Aldrovandi gelten staatliche Spitäler als qualitativ schlecht. Für eine bessere und schnellere Behandlung müsse man Geld bezahlen. Korruption finde in Kambodscha in allen Lebensbereichen statt. Das Land steht auf der Korruptionsskala von Transparency International auf Platz 150 von 180 Ländern.

Regelmässige Kontrolle in Spitälern

Die Kinderspitäler Beat Richners zahlen ihren Angestellten Löhne, mit denen sie selbstständig leben und eine Familie ernähren können. So wappne man sich gegen Korruption, heisst es von der Stiftung. Dass hinter den Kantha-Bopha-Spitälern eine Schweizer Stiftung steht, wirke sich ebenfalls wie ein Bollwerk dagegen aus. Die Deza ihrerseits lässt die Spitäler durch eine internationale Auditing-Firma kontrollieren und stützt sich zudem auf die Überwachung durch die Schweizer Stiftung.

Finanziell werden die Kinderspitäler tendenziell weniger abhängig von Schweizer Geldern. Für die Qualitätssicherung, ihre Weiterentwicklung und das Bewahren ihrer Unabhängigkeit wird die Schweizer Unterstützung auch in Zukunft notwendig sein.

Der SRF-Dok wurde erstmals am 3. September 2023Externer Link ausgestrahlt.

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