Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Xstrata verstärkt Position in Kolumbien

Eine Eisenbahnlinie verbindet den Hafen Bolívar mit El Cerrejón, eine der ertragsreichsten Kohleminen Lateinamerikas. Keystone

Das international tätige Schweizer Bergbauunternehmen Xstrata wird in den kommenden zwei Jahren 433 Millionen Dollar in die kolumbianische Mine El Cerrejón investieren. Die Mine ist eines der ertragsreichsten Kohlebergwerke Lateinamerikas.

Kohle für Stromerzeugung ist einer der gefragtesten Rohstoffe für aufsteigende Wirtschaftsmächte wie China und Indien. Laut einer Studie der Bank Crédit Suisse sind die Produktionskosten bis zu zehnmal geringer als bei der Verwendung von Sonnenenergie.

Kolumbien verfügt über die wichtigsten Kohlevorhaben Lateinamerikas. Laut Schätzungen der Weltvereinigung für Kohle (AMC) betragen sie 6200 Millionen Tonnen.

Zum Leidwesen der Kolumbianer werden 90% der einheimischen Kohleförderung exportiert. Davon stammt die Hälfte aus dem Bergwerk El Cerrejón in der nordöstlich gelegenen Gegend La Guajira.

Die Schweizer Firma Xstrata gehört zu den drei grössten Unternehmen, die in diesem lateinamerikanischen Land Kohle abbauen. Finanzielle Gründe gibt es mehr als genug: Vor einem Jahrzehnt schätzten private Experten sowie die AMC, dass der Höhepunkt der Nachfrage in «einigen Jahrzehnten» zu erwarten sei.

Doch das rasante Wachstum aufsteigender Wirtschaftsriesen mit China und Indien an der Spitze hat die Spielregeln geändert. Der Höhepunkt für die internationale Nachfrage für diesen Rohstoff könnte bereits 2012 erreicht werden.

Millionen-Investition

Das Schweizer Bergbauunternehmen gab am vergangenen 18.August bekannt, dass es zusammen mit seinen Geschäftspartnern, der britischen Firma Anglo American und der australischen BHP Billiton, 1300 Millionen Dollar in das Kohlebergwerk El Cerrejón investieren werde. Xstrata beteiligt sich mit 433 Millionen Dollar.

«Das Expansionsprojekt soll Ende Jahr beginnen und bis 2015 die jährliche Kohleförderung um 40 Millionen Tonnen erhöhen», sagt Claire Divver gegenüber swissinfo.ch.

Die Sprecherin von Xstrata fügt hinzu: «Bei der Entscheidung waren die Wettbewerbsfähigkeit des Bergwerks, die erhöhte Nachfrage nach Kohle sowie die Solvenz der drei Geschäftspartner ausschlaggebend.» Mit der Expansion würden in der Region La Guajíra ungefähr 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Kohle, am billigsten

Daniel Kurz, Stratege bei Crédit Suisse, liefert überzeugende Argumente für das Interesse internationaler Wirtschaftsgruppen für das Geschäft mit Kohle: Stromerzeugung mit Windenergie kostet zwischen 10-15 Rappen pro KW/Std. und bei der Verwendung von Sonnenenergie sogar 20-30 Rappen. Wird Atomenergie benützt, so verringern sich die Produktionskosten auf 5 Rappen und im Falle von Erdgas auf 4 Rappen. Bei der Verwendung von Kohle betragen die Kosten lediglich 3 Rappen laut Statistiken bis Ende 2010.

«Es ist offensichtlich, dass die Erhöhung der Stromerzeugung mittels Kohle wegen des erschwinglichen Preises für die Entwicklung aufsteigender Wirtschaftsmächte Vorrang erreicht hat. Zudem wohnen in diesen Ländern 80% der Weltbevölkerung», meint Experte Kurz.

Ein langatmiges Projekt

Xstrata und ihre Geschäftspartner verfolgen die Entwicklung des internationalen Kohlemarkts seit langem.

In der Tat wurde die Faktibilitätsstudie für die Erweiterung der Mine El Cerrejón bereits 2008 in Auftrag gegeben. Schon damals war das Ziel, die Förderung um 40 Millionen Tonnen pro Jahr zu erhöhen. Deshalb ist das Investitionsprojekt als «P40» bekannt.

Während die Schweizer Presse «P40» kaum zur Kenntnis nahm, erschienen in der kolumbianischen zahlreiche Artikel.

Dieses Projekt umfasst die Expansion der Kohleförderung, die Verbesserung der Infrastruktur der Mine und der Eisenbahnlinie zum Transport der Kohle sowie die Modernisierung des Docks des Hafens Bolívar.

Wie Claire Divver gegenüber swissinfo.ch sagt, verfügt El Cerrejón über geschätzte Kohlereserven von 5000 Millionen Tonnen, wovon 2100 Millionen mit Exportqualität. Laut den Schätzungen von Xstrata hat das Bergwerk eine Lebensdauer von 20 Jahren.

Unzufriedene Arbeiter

Doch während dieses Investitionsprojekt in Angriff genommen wird, profitieren die Kolumbianer am wenigsten vom Kohleabbau in ihrem eigenen Land. Die Arbeitsbedingungen in El Cerrejón sind ebenfalls Zielscheibe der Kritik.

Zu Beginn dieses Jahres drohten 3780 gewerkschaftlich organisierte Kumpel mit einem Streik, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu erzwingen.

Die Vermittlungsbemühungen des kolumbianischen Vize-Präsidenten Angelino Garzón ermöglichten schliesslich eine Lösung und die Verhinderung des Streiks. Die 4300 von der Mine direkt Beschäftigen akzeptierten eine Lohnerhöhung von 6,5% sowie zusätzliche Leistungen wie Produktivitätsboni und finanzielle Unterstützung für Arbeiter mit an Universitäten studierenden Kindern.

Laut den Voraussagen der Firma sieht Xstrata bis Ende 2012 nun ruhigen und vor allem rentablen Zeiten entgegen.

Mit 69’000 Hektaren Abbaufläche ist dieses Kohlebergwerk eines der wichtigsten der Welt. Es umfasst 4 Förderungsgebiete: Norden, Zentrum, Süden und La Patilla.

Das Bergwerk befindet sich im Nordosten des Landes nahe der Grenze zu Venezuela.

150 km Eisenbahnlinie verbinden die Mine mit dem Hafen Bolívar, wo die Kohle für den Export verschifft wird.

Der Hafen Bolívar ist einer der wichtigsten Lateinamerikas.

Besitzer des Kohlebergwerks El Cerrejón sind zu gleichen Anteilen BHP Billiton plc, Anglo American plc, Glencore International AG und Xstrata.

Die Firmenvereinigung wurde zwecks Erforschung, Abbau, Transport und Verschiffung von Kohle bester Qualität ins Ausland gegründet.

El Cerrejón ist die einzige Investition von Xstrata in Kolumbien. In Lateinamerika jedoch ist der Schweizer Riese mit dem Abbau verschiedener Minerale in Chile, Argentinien und Peru gut vertreten.

Xstrata beschäftigt über 20’000 Personen

Zwischen 2009 und 2010 haben sich die Gewinne von 2770 Millionen auf 5150 Millionen Dollar praktisch verdoppelt.

(Übertragung aus dem Spanischen: Regula Ochsenbein)

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft