CH/Steuerstreit: Fahndung nach deutschen Steuersündern wegen Schweizer Konten
Stuttgart (awp/sda/dpa/afd/rtd) – Die deutschen Behörden gehen jetzt gezielt gegen Inhaber von Schweizer Konten vor. Nach Auswertung einer mutmasslich gestohlenen CD mit Steuerdaten aus der Schweiz hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft 1’100 Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Die Behörden stützen sich dabei auf eine jüngst erworbene, mutmasslich gestohlene CD, die sie gekauft hatten. Ein Behördensprecher bestätigte am Freitagnachmittag Informationen der «Frankfurter Rundschau». Es handle sich um Kunden und Mitarbeiter der Bank Credit Suisse.
Gegen die Mitarbeiter der Bank werde wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung ermittelt. Verfahren gegen Steuerpflichtige aus anderen Bundesländern seien jeweils dorthin abgegeben worden, sagte der Staatsanwalt weiter.
Der Grossteil der Fälle betreffe Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen. Das Anlagevermögen summiere sich auf 1,2 Mrd EUR, sagte der zuständige Staatsanwalt. Credit Suisse-Sprecher Marc Dosch wollte auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA keine Stellung nehmen.
Zuvor hatte auch das baden-württembergische Finanzministerium am Freitag bestätigt, dass die Behörden des Landes die Fahndung nach Steuerhinterziehern verstärkt hätten. So seien möglicherweise Durchsuchungen bei Verdächtigen vorgenommen worden.
Das Land habe Daten zu Steuersündern übermittelt bekommen, die Nordrhein-Westfalen von einem Anbieter gekauft hatte, sagte der Sprecher. Gegen Betroffene im Südwesten des Landes werde jetzt ermittelt.
Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» hatte über erste Durchsuchungen auf Grund der von Nordrhein-Westfalen erworbenen CD berichtet. Dieses Bundesland habe die Angaben von Betroffenen in anderen Regionen weitergegeben.
Bei Privatleuten in Süddeutschland, die keine Selbstanzeige erstattet hätten, seien Beamte mit gerichtlichem Durchsuchungsbefehl erschienen, sagte ihr Anwalt gegenüber der Zeitung. Die Finanzbeamten hätten bereits bei ihrem Erscheinen den exakten Betrag gekannt, der auf einem Bankkonto der Credit Suisse lag, sagte der Anwalt.
Bundesweit sollen sich im Zuge der Affäre bislang mehr als 10’000 Steuersünder selbst angezeigt haben, wie die Münchner «Abendzeitung» und die «Süddeutsche Zeitung» (beide Samstag) berichten.
Vor zwei Jahren hatte in Deutschland eine ähnliche Durchsuchungsaktion auf Basis von Liechtensteiner Bank-Daten für Aufsehen gesorgt. Die damalige Steueraffäre begann mit der Razzia bei Post-Chef Klaus Zumwinkel, der rund eine Million Euro Steuern hinterzogen hatte. Er war daraufhin von seinen Ämtern zurückgetreten und zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldbusse von einer Million Euro verurteilt worden.
rt