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Das Coronavirus in der Schweiz in Zahlen

Leute, die sich um einen Laptop versammeln
Viele Zahlen: Experten und Beamte des Bundesamts für Gesundheit in Bern. Keystone / Anthony Anex

Die Schweiz gehört zu den von der Covid-19-Pandemie am stärksten betroffenen Ländern, gemessen an der Zahl der Infektionen pro Kopf. Die vielen unterschiedlichen Zahlen um die Verbreitung des Virus sorgen allerdings für Verwirrung.

Die verschiedenen Methoden, die weltweit zum Testen und Melden von Coronavirus-Fällen verwendet werden, können das Verständnis der aktuellen Pandemie-Situation erschweren. Eine völlig korrekte Abbildung der Krise ist kaum möglich – selbst wenn es um die Zahl der Todesfälle geht.

Hier ein Überblick über die Situation, mit Daten aus verschiedenen vertrauenswürdigen regionalen, nationalen und internationalen Quellen, mit Stand vom 26. März 2020.

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Gemäss kantonalen Zahlen, die der Berner Forscher Daniel Probst aggregiertExterner Link hat, lag die Gesamtzahl der positiv getesteten Fälle in der Schweiz am 26. März bei über 11’000. Mit über 2000 Infizierten zählt der Kanton Waadt die meisten Fälle, der Kanton Appenzell Innerrhoden (Bevölkerung: 16’105) mit unter zehn Infizierten die wenigsten.

Pro 10’000 Einwohnerinnen und Einwohner ist der Kanton Tessin, der an der italienischen Grenze liegt, immer noch am stärksten betroffen. Am 25. Februar trat hier der erste Fall in der Schweiz auf. Dahinter folgen die Kantone Genf und Waadt.

Anmerkung: Die von Probsts Open-Source-Plattform Corona-data.ch präsentierten Echtzeit-Zahlen liegen leicht über den Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das eine tägliche Aktualisierung auf Grundlage der von den Kantonen erhaltenen Daten veröffentlicht.

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Bis am 26. März sind in der Schweiz mehr als 160 Menschen am durch das Virus Sars-CoV-2 hervorgerufenen Krankheiten gestorben. Auch bei den Todesfällen pro Region trägt der Süden wiederum die Hauptlast: Der Kanton Tessin verzeichnet die meisten Todesfälle insgesamt sowie bei weitem die meisten Todesfälle pro 10’000 Personen.

Danach folgen Waadt und Genf. In einigen Kantonen der Schweiz gab es noch überhaupt keine Todesfälle.

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Ältere Menschen, vor allem Männer, sind in der Schweiz bisher häufiger positiv getestet worden. Auch sterben ältere Menschen häufiger an den Folgen von Covid-19, wobei das Durchschnittsalter der Opfer laut BAG bisher bei 85 Jahren liegt. Viele der Opfer hatten bereits vorher an Krankheiten gelitten.

Zum Vergleich: In Italien lag das Durchschnittsalter bei einer Stichprobe von 3200 MenschenExterner Link, die an den Folgen des Virus gestorben waren, bei 78,5 Jahren. Fast vier Fünftel der Opfer waren männlich.

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Eine Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG), zu der auch swissinfo.ch gehört, zeigte: Jüngere Menschen sagen eher, die Regierung solle strengere Massnahmen einführen. Die älteren Generationen waren im Allgemeinen mit den bisher getroffenen Vorkehrungen zufrieden.

In der gleichen Umfrage zeigten sich auch die französischsprachigen Regionen des Landes etwas eher bereit, strengere Massnahmen zu unterstützen. Vielleicht widerspiegelt dies die Tatsache, dass die Regionen der lateinischen Schweiz bisher stärker vom Virus betroffen waren als die deutschsprachigen Regionen im Norden des Landes.

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In Bezug auf die Zahl der Covid-19-Fälle pro Million Menschen liegt die Schweiz knapp hinter Italien. Andere QuellenExterner Link, die auf der Grundlage der von den Kantonen gelieferten Rohdaten arbeiten, gehen davon aus, dass die Schweiz tatsächlich stärker betroffen ist als jedes andere Land.

Solche Vergleiche sind allerdings schwierig, wie viele zu bedenken geben. Denn verschiedene Länder haben nicht nur unterschiedliche Einstellungen und Systeme zur Meldung von Fällen, sondern auch zum Testen. Mehr Tests bedeuten mehr gemeldete Fälle, aber dies gibt nicht unbedingt ein korrektes Bild der Gesamtsituation.

Laut der Johns Hopkins UniversitätExterner Link wurden bis am 25. März weltweit mehr als 400’000 Fälle von an der Lungenkrankheit Covid-19 Leidenden gemeldet. Fast 20’000 Menschen sind gestorben. Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung lebt derzeit in einem Zustand des Lockdown, wie er hier in der Schweiz auch herrscht.

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Gemessen an der Zahl der Todesfälle pro eine Million Menschen ist Italien bei weitem das am stärksten betroffene Land. Die Meinungen darüber, warum dies der Fall ist, sind geteilt. In Medienberichten werden verschiedene Faktoren wie etwa das Alter der Bevölkerung und die Qualität des Gesundheitswesens angesprochen.

Weil es das erste europäische Land war, das einen Massenausbruch der Krankheit erlebt hat, ist Italien auch vielen anderen Nationen in Sachen Ausbreitung und Gegenmassnahmen um etwa ein bis zwei Wochen voraus.

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Am 24. März behauptete Gesundheitsminister Alain Berset in Genf, die Schweiz sei nun weltweit führend, wenn es um die Anzahl der durchgeführten Tests gehe. Dies ist Berichten zufolge darauf zurückzuführen, dass viele Kantone die Testmöglichkeiten verstärken, unter anderem mit so genannten Drive-Thru-Systemen, bei denen Patienten getestet werden können, während sie in ihrem Auto sitzenbleiben können.

Wegen der kantonalen Unterschiede und der Schwierigkeiten bei der Erfassung von Krankenhausdaten sind genaue Statistiken aber auch zu diesem Aspekt schwer zu bekommen. Einige QuellenExterner Link gehen davon aus, dass die Schweiz ihre Möglichkeiten bis knapp unter das Niveau Norwegens steigern konnte. Die Grafik zeigt anhand von Daten der Universität Cambridge den Stand vom 20. März.

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Seit die Schweiz mehr als zehn Opfer zählte, entwickelten sich die Todesfälle ähnlich wie in Italien und verdoppelten sich alle drei bis vier Tage. Es bleibt abzuwarten, ob sich die leichte Abschwächung der exponentiellen Kurve in den letzten Tagen fortsetzen wird.

Die Behörden hoffen immer noch, dass die am 16. März eingeführten Massnahmen zum «Social Distancing» Wirkung zeigen werden.

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In einer Zeit, in der das Leben in vielen Ländern auf den Kopf gestellt wurde, findet man viele verschiedene Grafiken und Daten, welche die Auswirkungen der Pandemie deutlich veranschaulichen: Die Aktienmärkte sind eingebrochen, die Internet-Nutzung hat stark zugenommen, und wie die Grafik zeigt, ist der internationale Reiseverkehr regelrecht zusammengebrochen. Die Kapazität des Flughafens Zürich beträgt nur noch 10% der Kapazität von vor zwei Monaten.

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(Übertragung aus dem Englischen: Christian Raaflaub)

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