Die ganze Schweiz tanzt
Strassen, Parks, Bibliotheken, Einkaufszentren, Museen: Vom 2. bis 5. Mai findet an öffentlichen Orten in rund 30 Schweizer Städten und Gemeinden "das Tanzfest" statt. Jedes Jahr zieht das 2006 ins Leben gerufene Kulturereignis mehr Fans an. Und auch zu seiner 14. Ausgabe kommt das Fest immer noch beschwingt daher.
Freizeitbeschäftigung und gemeinsames Vergnügen. Das ist das Tanzfest. Seine Wurzeln gehen auf die öffentlichen Tanzveranstaltungen zurück, die in Europa zum Ende des 18. Jahrhunderts aufkamen. Seither wurden solche Festivitäten wieder aufgenommen, darunter mit «das Tanzfest»Externer Link, einem Konzept, das vor einigen Jahren in Frankreich entwickelt wurde und sich im französischsprachigen Raum ausgebreitet hat – so auch in der Schweiz.
«Wir wollen aus dem traditionellen Rahmen eines Saals ausbrechen und Zuschauer oder Teilnehmer an unerwartete Orte führen, zum Beispiel in einen Supermarkt.» Boris Brüderlin, Geschäftsführer von Reso
Das Festival hat mehrere Komponenten: Tanzunterricht und -workshops, Filme, Ausstellungen und mobile Performances für den öffentlichen Raum, kreiert von zehn professionellen Schweizer Tanzcompagnien, die durch eine Jury ausgewählt wurden. Und es gibt auch einen Wettbewerb auf nationaler Ebene, unter dem Titel «Swiss Battle Tour».
Unerwartete Orte
«Unser Ziel ist es, den Tanz in allen seinen Ausdrucksformen einem sehr breiten Publikum vorzustellen, auch dem Amateurpublikum», sagt Boris Brüderlin, Geschäftsführer von Reso – Tanznetzwerk SchweizExterner Link. «Wir wollen aus dem traditionellen Rahmen eines Saals ausbrechen und Zuschauer oder Teilnehmer an unerwartete Orte führen, zum Beispiel in einen Supermarkt.»
Die gemeinnützige Organisation Tanznetzwerk leitet das Tanzfest und koordiniert die lokalen und regionalen Initiativen auf nationaler Ebene. «Koordiniert wird der Austausch zwischen den drei Sprachregionen des Landes. Deshalb werden unsere Künstlerinnen und Künstler zirkulieren, Brücken werden gebaut und Projekte entstehen», sagt Brüderlin.
Dieses Jahr nehmen 36 Städte am Fest teil. «Das Programm ist von Stadt zu Stadt verschieden. Es hängt zu grossen Teilen von den Partnerschaften ab, welche die lokalen Institutionen mit dem Tanzfest eingehen», so Brüderlin.
«In einigen Regionen haben die Tanzschulen den Wunsch geäussert, an der Veranstaltung teilzunehmen. In anderen waren es die Museen oder die grossen Bühnen. Einige Beispiele: das Stadtkino in Basel, das Théâtre de Vidy und das Arsenic in Lausanne, das Museum Vicenzo Vela im Kanton Tessin.»
Schwindelerregender Wettbewerb
Einigendes Element des Festivals ist die «Swiss Battle Tour»Externer Link, die im ganzen Land durchgeführt und deren Final am 5. Mai in Freiburg über die Bühne gehen wird. Es ist ein Wettbewerb des urbanen Tanzstils Breakdance, an dem renommierte lokale und internationale Gäste teilnehmen. Die Kandidatinnen und Kandidaten performen dabei vor einer Jury.
«Wir führen den Wettbewerb dieses Jahr zum zweiten Mal durch», sagt Brüderlin begeistert und fügt an: «Man muss das einmal gesehen haben. Es ist schwindelerregend. Aber das Wichtigste ist, die Schweizer Breakdance-Szene zusammenzubringen und das Publikum einzubeziehen.»
Das Schweizer Publikum ist im Bereich der Choreografiekunst verwöhnt. Das Tanzfest ist nicht die einzige Veranstaltung, welche die Schweiz für eine Woche zum Tanzen bringt. Auch die alle zwei Jahre stattfindende Tanzveranstaltung «Swiss Dance Days»Externer Link ist eine beliebte Plattform für Tänzer und Choreografen. Sie wird ebenfalls von Reso durchgeführt. Und schliesslich gibt es noch das Tanzfestival StepsExterner Link.
Sind das nicht zu viele Tanztermine? «Nein», antwortet Brüderlin. «Jede Veranstaltung hat ihre Funktion. Die ‹Swiss Dance Days› etwa sind ein Promotionsinstrument. Sie sind ein beliebtes Schaufenster für ausländische Programmierer, welche die Arbeit unserer Künstler sehen wollen, weil sie möglicherweise choreografische Schweizer Werke erwerben möchten.»
An den jüngsten «Swiss Dance Days», die letzten Februar in Lausanne stattfanden, kamen 250 Programmverantwortliche aus allen Ecken der Welt während drei Tagen zusammen. 15 ausgewählte Schweizer Tanzcompagnien konnten ihre Stücke vor fast 4500 Profis und Amateuren präsentieren.
Ein Silbertablett
«Es gibt aber nicht nur den internationalen Promotions-Aspekt. Die ‹Swiss Dance Days› sind für die verschiedenen Schweizer Bühnen auch eine Gelegenheit, sich zu treffen, da dieser Anlass alle zwei Jahre in einer anderen Stadt des Landes durchgeführt wird», so Brüderlin.
Und was ist mit Steps? «Es hat nichts mit Reso und seiner nationalen Förderarbeit zu tun. Es ist ein Festival, das dem zeitgenössischen Tanz gewidmet ist. Es wird durch das Migros-Kulturprozent gefördert und zeigt während rund einem Monat landesweit Werke internationaler, hochgelobter Choreografen», sagt Brüderlin.
Die Kulturpolitik sieht also von Veranstaltung zu Veranstaltung unterschiedlich aus. Was sie alle bieten, ist ein Silbertablett, um eine Schweiz zu zeigen, in der alle tanzen.
(Übertragung aus dem Französischen: Christian Raaflaub)
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