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Jenny Holzer – Künstlerin des Worts und Lichts

Jenny Holzers LED-Installation "Monument". Vassilij Gureev; © 2009 Jenny Holzer, ProLitteris, Zürich / ARS New York

Ihr Name steht seit über 30 Jahren für eine Kunst, die der Macht- und Konsumgesellschaft den Spiegel vorhält. Nun zeigt die Fondation Beyeler die erste grosse Ausstellung der US-Künstlerin Jenny Holzer in der Schweiz.

Seit der Eröffnung des von Renzo Piano konzipierten Museums der Fondation Beyeler im Oktober 1997 wurde lediglich fünf Gegenwartskünstlern eine Ausstellung gewidmet – mit Jenny Holzer erstmals einer Frau.

Die erste Frau war Holzer schon öfters: Etwa, als sie 1990 als erste Frau den Goldenen Löwen an der Biennale in Venedig gewann.

Die 1950 im US-Bundesstaat Ohio geborene Amerikanerin ist für Kunstprojekte wie etwa jene am Pariser Louvre oder dem Berliner Reichstag bekannt. Sie hat mit ihren innovativen Medientechniken und ihren starken Wortbotschaften die Gegenwartskunst bedeutend mitgeprägt.

«Anfangs war es pure Bewunderung für Kunst, ich habe nie darüber nachgedacht, selbst so etwas zu machen», sagt Jenny Holzer in dem zur Eröffnung der Aussellung im Schweizer Fernsehen ausgestrahlten Dokumentarfilm. «Alles, was ich kannte, waren Fotos von Picasso in irgendwelchen Zeitschriften. Ich dachte nie, dass ich mit diesem Picasso, der auf diesen Fotos im Badeanzug am Strand in Südfrankreich zu sehen war, irgendetwas zu tun habe.»

Holzer reiht sich heute ein in die Reihe bekannter Künstlernamen. In der Ausstellung zeigt sie eine Auswahl von Lieblingswerken aus der Sammlung Beyeler: Neben Alberto Giacometti, Malewitsch und Bacon findet sich auch Picasso.

«Schütze mich vor meinen Wünschen»

An der Kunstschule habe sie sich mit der Malerei nicht gut genug ausdrücken können und so habe sie zur Sprache gegriffen.

«Ich möchte vieles auf einmal: Die Kunst im öffentlichen Raum lassen, für das Publikum, explizit sein, ohne didaktisch zu werden, humorvoll sein und nie lügen», sagt Jenny Holzer im Ausstellungskatalog.

Seit den 1970er-Jahren erfand Holzer immer wieder neue Mittel für ihre poetischen, sozialkritischen,politischen Statements und Wahrheiten («Truisms»): Zuerst benutzte sie dafür Strassenplakate und T-Shirts. Dann entdeckte sie die LED-Leuchttafeln, die man aus der Werbung kennt.

Im Jahr 1982 rief sie die Passanten auf der LED-Leuchttafel am Times Square in New York mit Texten wie «Abuse of Power comes as no surprise» (Machtmissbrauch kommt nicht von ungefähr) oder «Protect Me From What I Want» (Schütze mich vor meinen Wünschen) zum Nachdenken auf. Mit dieser Aktion wurde sie weltbekannt.

Jenny Holzer ist eine Bildhauerin des Wortes: Bei ihren LED-Installationen spielt sie bei der Projektion ihrer Textbotschaften mit Farbe, Form, Rhythmus und Tempo.

Die Ausstellung in der Fondation Beyeler zeigt Werke aus den verschiedenen Schaffensphasen von Holzer: Zu sehen sind sowohl ihre berühmten LED-Installationen als auch Bilder und Skulpturen.

«Grosse Humanistin»

«Holzer hat die besondere Gabe, äusserst komplexe Ideen und Gedanken in eine überwältigende visuelle Form zu bringen», sagt Philippe Büttner, Kurator der Fondation Beyeler, gegenüber swissinfo.ch. Für den Direktor der Fondation Beyeler, Sam Keller, ist sie eine grosse Humanistin, die vor Themen wie Sexismus, Rassismus und Gewalt nicht zurückschreckt.

Ein Schlüsselwerk ist die riesige Installation «For Chicago» (2007), die aus zehn langen, auf den Boden montierten LED-Spuren mit einer Auswahl von ihren Texten aus den Jahren 1977 bis 2001 besteht.

Diese Auftragsarbeit für das Museum of Contemporary Art in Chicago lässt sich als eine Retrospektive sehen, die Holzers bahnbrechendes, textbezogenes Werk widerspiegelt.

In den neuesten elektronischen Skulpturen von verführerischer Schönheit wird der Kontrast zwischen Inhalt und Form ins Extreme gesteigert. So etwa auch in «Red Yellow Looming» (2004). Das faszinierende Farbenspiel, das durch die Textbänder in wechselnden Geschwindigkeiten ablaufenden Textbänder entsteht, stehen im Gegensatz zu den angesprochenen Themen wie Erdöl- und Waffengeschäfte sowie das amerikanische und internationale Engagement im Nahen Osten vor 2001.

Gewalt und Verbrechen

Holzer thematisiert in ihren Werken auch die Gewalt gegen Frauen. In der Installation «Lustmord» (1994) bezieht sie sich auf die Ermordung und Vergewaltigung von Frauen während des Krieges im ehemaligen Jugoslawien. Dafür arbeitete sie nicht mit elektronischen Mitteln, sondern ordnete auf hölzernen Tischen systematisch Knochen an, die zum Teil mit silbernen Bändern mit eingeprägten Textfragmenten umwickelt sind.

Einige der gezeigten LED-Arbeiten werden in der Fondation Beyeler zusammen mit Ölgemälden ausgestellt. So bilden beispielsweise 24 Gemälde mit dem kollektiven Titel «Hand» (2008) ein monumentales Tableau. Dieses Werk Holzers basiert auf Handabdrücken amerikanischer Soldaten, denen Verbrechen im Nahen Osten zur Last gelegt wurden.

Von mehr Poesie geprägt sind die Aussenprojektionen, die namentlich in Zürich gezeigt werden. Dafür verwendet Holzer, die seit mehreren Jahren mit Poeten wie dem Amerikaner Henri Cole und Schriftstellern wie der Österreicherin Elfriede Jelinek zusammenarbeitet, Gedichte der polnischen Lyrikerin und Nobelpreisträgerin Wislawa Szympbrowska.

Ariane Gigon, Riehen, swissinfo.ch
(Übertragung und Adaption aus dem Französischen: Corinne Buchser)

Die Ausstellung zu Jenny Holzer in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel dauert bis am 24. Januar 2010.

Zur Eröffnung der Ausstellung waren in Basel Aussenprojektionen der Künstlerin zu sehen.

Vom 11. bis 22. November 2009 sind zudem in Zürich Lichtprojektionen geplant.

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