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Welche Zukunft hat die Bergstrecke der Gotthard-Bahn?

Die berühmte Kirche von Wasen - dank den Kehrtunneln sehen sie die Reisenden mehrmals. Keystone

Die Gotthard-Bahn ist Bestandteil einer wichtigen europäischen Verkehrsachse. Doch das wird sich 2016 mit der Eröffnung der neuen Alpenbahntransversale NEAT ändern. Die langfristige Zukunft der Gotthard-Bergstrecke ist ungewiss und Pläne für eine Aufnahme ins UNESCO-Welterbe sind bisher gescheitert.

Die 1882 eröffnete Gotthard-BergstreckeExterner Link mit ihren Kehrtunneln, Brücken und dem Gotthard-Bahntunnel verbindet den Norden mit dem Süden der Schweiz und – in einem grösseren Rahmen betrachtet – Deutschland mit Italien.

Doch mit dem wachsenden Verkehrsaufkommen wurden Forderungen nach einer neuen Gotthard-Bahn mit weniger Steigungen und Kurven laut. Kernstück der neuen Flachbahn durch das Gotthard-Massiv ist der neue BasistunnelExterner Link zwischen Erstfeld und Bodio. Mit 57 Kilometern Länge ist es der längste Bahntunnel der Welt.

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Was wird aus der alten Bergstrecke? Es gab die Idee, eine Kandidatur für das UNESCO-WelterbeExterner Link vorzubereiten. Das Land hat bereits 11 Stätten, die Teil des Weltkurerbes sind. Der Bundesrat hat sich jedoch gegen diese Vorgehensweise entschieden. In einem Bericht zur Zukunft der Gotthard-Bahn schreibt er, die Bahn werde zur Versorgung der Region und für Touristen aufrecht erhalten, aber eine Kandidatur für das Weltkulturerbe sei chancenlos.

Nicht klar

«Die Zukunft der Gotthard-Bergstrecke ist im Moment noch nicht klar. Wir werden nach der Eröffnung des Basistunnels sehen, wie sich die Nachfrage für die Bergstrecke entwickelt», sagt Andreas Windlinger, Sprecher beim Bundesamt für Verkehr gegenüber swissinfo.ch.

Im Jahr 2025 soll die Strecke mit Blick auf das Verkehrsaufkommen neu bewertet werden. Das Resultat wird den Entscheid beeinflussen, ob eine UNESCO-Kandidatur angestrebt werden soll oder nicht.

Kilian ElsasserExterner Link, Historiker und Befürworter einer Aufnahme der Strecke ins Weltkulturerbe, befürchtet, in dieser Zeit könnte viel geschehen und es sei nicht auszuschliessen, dass der Tunnel dereinst renovationsbedürftig sein werde. «Dann könnte es sein, dass man zum Schluss kommt, eine Sanierung sei zu teuer, und die Linie müsste geschlossen werden. Der Welterbe-Staus hingegen würde helfen, die Region touristisch besser zu vermarkten.»

Schweizer Symbol

«Die Gotthard-Bahn ist ein Symbol der Schweiz. Sie ist eine Leistung der Ingenieurskunst und hat historische Bedeutung», sagt Elsasser. «Im 19. Jahrhundert war es für Italien und Deutschland sehr wichtig, dass es zwischen den beiden Ländern eine Bahnverbindung durch ein neutrales Land gab. So hat die Schweiz eine wichtige Rolle in Europa erlangt.»

Weltkulturerbe Schweiz

1983: Altstadt von Bern, Benediktinerinnen-Kloster St. Johann in Müstair, Stiftsbezirk St. Gallen

2000: Drei Burgen von Bellinzona

2001:Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch

2003: Monte San Giorgio

2007: Lavaux, Weinberg-Terrassen am Genfersee

2008: Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina, Tektonikarena Sardona

2009 Stadtlandschaft Uhrenindustrie: La Chaux de Fonds / Le Locle

2011: Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen

Der Urner Ständerat Isidor Baumann, der mit einer parlamentarischen Initiative die Frage der Zukunft der Bahn ins Rollen brachte, sagte am Schweizer Radio, er sei erfreut, dass der Erhalt der Bergstrecke für weitere zehn Jahre garantiert sei. Doch nun sei es am Kanton Uri, den Tourismus voranzutreiben und damit den Erhalt der Bergstrecke mittelfristig zu sichern.

Allerdings gibt es einige offene Fragen zum historischen Wert der Strecke. So wurden die Stahlbrücken zwischen den 1920er-und 1950er-Jahren durch neue ersetzt,  und wegen dem Lärm der nächtlichen Güterzüge wurden Lärmschutzwände gebaut. Elsasser argumentiert, diese könnten nach 2016 entfernt werden, weist jedoch auf die damit verbundenen Investitionen hin.

Das UNESCO-Modell

Die Schweiz hat bereits eine Bahnstrecke, die seit 2008 zum UNESCO-Welterbe gehört, die Albula-Bernina-Linie der Rhätischen BahnExterner Link (RhB).Weltweit gibt es drei Bahnlinien im Welterbe. Die beiden andern befinden sich in Indien und Österreich.

Roman Cathomas, Produktmanager für das UNESCO Welterbe bei der RhB sagt, der Status der Rhätischen Bahn als Welterbe bringe auch gewisse Pflichten mit sich. «Wir gehen mit unserem Netz bewusster und nachhaltiger um und warten es entsprechend. Es gibt keine verlässlichen Zahlen für den wirtschaftlichen Mehrwert, den der Status Welterbe gebracht hat, aber es gibt Indikatoren dafür, dass die Passagierzahlen auf den Weltkultur-Strecken ein wenig stärker wachsen als auf den anderen Linien. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass das UNESCO-Welterbe deutlich dazu beiträgt, das Profil unserer Panorama-Züge zu stärken.»

Die Instandhaltung der über 100-jährigen Kehrtunnel und der Viadukte sei «komplexer und teurer», da sie die Anforderungen des Weltkulturerbes erfüllen müssten, so Cathomas.

Raum für zwei?

Für Elsasser ist klar, dass es in der Schweiz genügend Platz hat für eine zweite Bahnlinie im Weltkulturerbe. Um die Regierung zu einem Meinungswechsel zu bringen, brauche es jedoch politischen und öffentlichen Druck. Er hofft, dass die Eröffnung des NEAT-Basistunnels die historische Bergstrecke wieder vermehrt ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringt. «Der Nachteil ist, dass jeder den Gotthard kennt und alle denken, sie wüssten alles über ihn. Ich denke nicht, dass sich unsere Generation über die Bedeutung dieser Strecke im Klaren ist.»

(Übersetzt aus dem Englischen: Andreas Keiser)

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