David de Pury gestorben
Der ehemalige Diplomat und ABB-Co-Präsident David de Pury ist am Dienstagabend in Zürich im Alter von 57 Jahren an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. De Pury war Mitautor des 1995 erschienenen "Weissbuchs" zur Wirtschaft.
De Pury war zuletzt in seiner Beraterfirma De Pury, Pictet, Turrettini & Co. tätig. In den Schlagzeilen Stand de Pury mit dem Weissbuch «Mut zum Aufbruch», das er 1995 mit Stephan Schmidheiny und weiteren Wirtschaftsführern verfasste. Die Forderung nach mehr Binnen-Wettbewerb löste damals schweizweite Diskussionen aus.
Seine berufliche Laufbahn begann de Pury als Anwalt, später arbeitete er im diplomatischen Dienst. 1986 wurde er zum Delegierten des Bundesrates für Handelsverträge gewählt und präsidierte ab 1989 den Handelsausschuss der OECD. Einen Namen machte sich Botschafter de Pury als Gatt-Chefunterhändler.
Vor vier Jahren trat de Pury als Co-Präsident der ABB zurück und gab gleichzeitig auch seine Mandate bei der CS Holding und der Ciba ab. Neben seiner Berater-Tätigkeit war er Verwaltungsratspräsident bei der welschen Tageszeitung «Le Temps» und hatte mehrere VR-Mandate bei in- und ausländischen Firmen wie Nestlé und Zurich Financial Services Group inne.
Wirtschaftsführer mit Gespür für Soziales
Mit dem ehemaligen Diplomaten und ABB-Copräsidenten David de Pury hat die Schweiz eine bedeutende Persönlichkeit verlorden. Darin sind sich alle einig, die ihr Bedauern über den überraschenden Tod de Purys zum Ausdruck bringen.
Er habe einen Freund, die Schweiz eine bedeutende Persönlichkeit verloren, sagte alt Staatssekretär Edouard Brunner auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. De Pury sei einer der wenigen Wirtschaftsführer gewesen, der auch Gespür für gesellschaftliche Belange gehabt habe. Zudem habe er ausserordentliches Verhandlungsgeschick besessen.
Ebenfalls betroffen reagierte Eric Hoesli, Chefredaktor der Westschweizer Tageszeitung «Le Temps», deren Verwaltungsrat de Pury präsidierte. De Pury sei eine sehr wichtige Persönlichkeit gewesen. Er habe für «Le Temps» enorm viel geleistet, sagte Hoesli.
Vordenker für FDP
Die Freisinnig Demokratische Partie (FDP) hat «überrascht und tief betroffen» auf den Tod ihres Parteimitglieds David de Pury reagiert. Für die Freisinnigen sei de Pury ein Vordenker, aber auch eine wichtige Verbindungsperson zur Handelsdiplomatie und später zur Wirtschaftswelt gewesen, sagte der designierte Generalsekretär Guido Schommer auf Anfrage.
«Er war eine prägende Persönlichkeit, ein ausgezeichneter Redner und ein überzeugter Europäer», sagte Schommer. Viele seiner im Weissbuch gemachten Vorschläge seien mittlerweile verwirklicht oder auf dem Weg zur Realisierung.
Vasco Pedrina, Vizepräsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, bezeichnete de Pury als «treuen politischen Gegner». De Pury sei ein Neoliberaler mit einem Sensorium für die sozialen Aspekte der Wirtschaft gewesen.
swissinfo und Agenturen
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