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Deaktivierte Lastmessung führte zu Bodenkontakt von Laaxer Seilbahn

Keystone-SDA

(Keystone-SDA) Die Kollision einer überladenen Grossgondel mit dem Boden im Skigebiet Flims Laax 2022 ist auf eine deaktivierte Lastmessung und menschliche Fehler zurückzuführen. Zu diesem Schluss kommt die Sicherheitsuntersuchungsstelle. Vier Bahnangestellte erhielten Geldstrafen.

Die Kabine hatte auf der Bergfahrt von Laax zum Crap Sogn Gion mit der unter ihr angehängten Lastbarelle zuerst einige Bäume gestreift und kollidierte dann mit dem Boden. Das schrieb die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Untersuchungsbericht. Der Kabinenbegleiter betätigte den Nothalt, worauf einige der 35 Fahrgäste durch die abrupte Bremsung zu Boden stürzten. Eine Frau verletzte sich leicht am Finger.

Wie aus dem Sust-Schlussbericht hervorgeht, war die Gondel um fast 40 Prozent überladen. Die zulässige Gesamtlast von 7,5 Tonnen wurde um 2,9 Tonnen überschritten, was zu einem wesentlich grösseren Durchhang des Tragseiles führte. Dem erfahrenen Maschinisten war beim Berechnen der Last ein Fehler unterlaufen.

Lastmessung deaktiviert

Weil gleichzeitig die Lastmessung der Kabine wegen wiederholter Fehlfunktionen seit über einem Monat deaktiviert war, wurde die Überlast auch vom Kabinenbegleiter nicht bemerkt. Zudem handelte der unerfahrene Mann nur zögerlich. Als die Kabine vor der Kollision mit der Lastbarelle einige Bauspitzen streifte, verlangsamte er die Fahrt nicht.

Die Sust hat aufgrund ihrer Untersuchung eine Reihe von Empfehlungen an die Laaxer Bergbahn abgegeben. Diese umfassen eine Verbesserung der Zuverlässigkeit der Lastmesseinrichtung und das Achten auf “ausreichend qualifiziertes Betriebspersonal”.

Wie die Sust schreibt, hat die Bergbahn nach dem Unfall umgehend im Sinne der späteren Empfehlungen reagiert. Das Unternehmen beauftragte zudem externe Experten, den Seilbahnbetrieb auf Schwachpunkte durchzuleuchten.

Vier Angestellte verurteilt

Gegen vier Bergbahn-Angestellte eröffnete die Bündner Staatsanwaltschaft 2022 ein Strafverfahren. Dieses ist inzwischen abgeschlossen, wie Staatsanwalt Franco Passini auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ausführte. “Gegen die vier verantwortlichen Personen der Bergbahnen wurden Ende März bis Anfangs April 2024 Strafbefehle erlassen”, erklärte Passini.

Zwei von ihnen wurden wegen “Beseitigung oder Nichtanbringung von Sicherheitsvorrichtungen” verurteilt. Alle vier wurden zudem wegen “fahrlässiger Störung des öffentlichen Verkehrs” bestraft. Alle vier erhielten Geldstrafen, Freiheitsstrafen wurden keine gesprochen.

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