Abraham Jiménez Enoa: «In Kuba trifft man als Journalist auf Beton»
Der Journalist Abraham Jiménez Enoa wurde 2021 von Kubas Behörden vor die Wahl gestellt: Gefängnis oder Exil. Seither schreibt er von Spanien aus weiter über Kuba – unter anderem für die Washington Post.
Als freier Journalist in Kuba widmete sich Abraham Jiménez Enoa dem Aufzeigen der Wahrheit über das Leben in der autoritären Diktatur – entgegen aller Widrigkeiten. «Wenn man als Journalist in Kuba versucht, über die Realität in diesem Land zu berichten, trifft man auf Beton», sagt Jiménez Enoa gegenüber SWI swissinfo.ch.
Er war Mitgründer von El Estornudo, einem unabhängigen (Online-)Magazin in Kuba, das mit erzählerischen Reportagen, Porträts und Kolumnen ein breites Publikum erreicht.
Wegen seiner Arbeit erlebte Jiménez Enoa Befragungen mit Gewalt durch die kubanischen Behörden, Hausarrest, und immer wieder hat man ihm den Internetzugang blockiert. Trotzdem berichtete er unter anderem für die New York Times, die BBC World und Al Jazeera über Menschenrechtsverletzungen durch das kubanische Regime.
Nach seiner Berichterstattung über die regierungskritischen Proteste 2021 stellten ihn die kubanischen Behörden vor die Wahl: Exil oder Gefängnis. Danach ist er mit seiner Familie nach Spanien geflohen.
Er will zurückkehren, aber betont auch, dass es aus der Diaspora einfacher ist, zu berichten. «In Kuba ist es fast unmöglich, eine Meinung zu äussern. Das Exil gibt einem die Möglichkeit, für sich selbst und für alle zu sprechen, die sich im Land befinden.»
Heute ist er Kolumnist der Washington Post. In seinen Kolumnen analysiert er die kubanische Politik und wagt Prognosen für die Zukunft nach dem Tod des mittlerweile 92-jährigen Raúl Castro. «Wenn Raúl stirbt, wird es niemanden mehr geben. Ich glaube, dass dies in gewisser Weise der Anfang vom Ende des Regimes sein wird. Es könnte zu Kämpfen innerhalb der Machtelite des Landes kommen, die einen Erdrutsch auslösen könnten. Der könnte so enden, wie die Sowjetunion nach der Perestroika.»
2022 zeichnete ihn das Committee to Protect Journalists mit dem «International Press Freedom Award» aus.
Editiert von Mark Livingston.
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