Der Berner Bundesplatz, ein Raum fürs Volk
Der Raum vor Regierungsgebäuden ist an den meisten Orten abgeschirmt und streng bewacht. Nicht so in Bern: Dort ist der Bundesplatz fast immer ein Ort des Volks und der Demokratie.
An sonnigen Tagen spielen jeweils Kinder unter den zahlreichen Springbrunnen. Dienstags und samstags verkaufen die Bauern aus der Region ihre Produkte. Oft nehmen politische Kampagnen hier Gestalt an. Manchmal wiegt sich die halbe Stadt zu den Klängen eines Open-Air-Konzerts. Im Winter wird zeitweise schlittschuh- oder skigelaufen.
Aber häufig ist der Bundesplatz auch leer. Diese «arrangierte Leere» feiert heuer ein kleines Jubiläum. Noch bis vor 10 Jahren belagerten geparkte Autos fast rund um die Uhr den von lauter historischen Gebäuden umgebenen Platz. Die Umwandlung wurde am 31. Juli 2004 vollendet und tags darauf – am Nationalfeiertag – wurden die Schleier gelüftet.
Der neue, rund acht Millionen Franken teure Platz war von Stephan Mundwiler, ein in Kalifornien tätiger Architekt mit Schweizer Wurzeln, zusammen mit den visuellen Designern Christian Stauffenegger und Ruedi Stutz gestaltet worden.
Auf den ersten Blick mag der Platz karg anmuten. «Unsere Design-Lösung basierte auf dieser absoluten Leere…Der Platz besteht aus minimalen, aber klaren Architektur-Elementen: Steine, Licht und Wasser», sagte Mundwiler gegenüber swissinfo.ch.
In die grau gemusterten Gneisplatten aus dem Bündner Valsertal sind 26 Düsen eingelassen, aus denen in unberechenbarer Folge Wasserfontänen in die Höhe schiessen.
Der Platz zwischen Bundeshaus, Nationalbank und Geschäftsbanken soll Volksnähe verkörpern, ein Eckwert der Schweizer Gesellschaft. Der damalige Bundespräsident Joseph Deiss hatte bei der Eröffnung 2004 in seiner Festrede den Vorbild-Charakter des Platzes hervorgehoben. Der Platz sei Dank der Konsensfähigkeit aller Beteiligten möglich und zum Vorbild geworden. Seine Leere gebe Raum für Offenheit der Gedanken….was auch die Politiker nötig hätten. Man möge den Platz als Metapher für eine neue Schweiz betrachten, die ihre Hand zur Welt ausstrecke.
(Text: Clare O’Dea; Fotoauswahl: Christoph Balsiger)
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