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Dieser Journalist will nicht Pressesprecher eines Milliardärs werden

Die Ukraine, das zweitgrösste Land Europas, ist durch die zunehmenden Spannungen mit seinem östlichen Nachbarn Russland ins Rampenlicht der Weltöffentlichkeit gerückt. Innerhalb der Ukraine tobt derweil ein Krieg um die Pressefreiheit, wie unsere neueste "Stimme der Freiheit" in Kiew berichtet.

Wir treffen den 24-jährigen Journalisten Dylan Carter in der Zhylianska-Strasse, im Herzen der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Wir stehen vor dem Sitz der Kyiv Post, einer der ältesten und renommiertesten englischsprachigen Zeitungen Osteuropas.

«Wir werden genau beobachtet», sagt Carter, der ursprünglich aus Sheffield in Nordengland stammt und seit einigen Jahren als Wirtschaftsjournalist in der Ukraine arbeitet. In der Tat verfolgen hinter den hohen Fenstern des Bürohochhauses mehrere Augenpaare unser Gespräch.

«Vor ein paar Tagen wurden die anderen Journalistinnen und Journalisten und ich gefeuert, nachdem unser Besitzer Adnan Kivan, ein milliardenschwerer Oligarch aus Odessa, genug von unserem professionellen Journalismus hatte», sagt Carter.

Kivan, ein Immobilienmagnat, hatte die Kyiv Post 2018 für mehr als 3,5 Millionen Dollar (3,23 Millionen Franken) übernommenExterner Link. Der Verleger kündigte am 8. November an, dass die Zeitung «für kurze Zeit» geschlossenExterner Link werde, aber hoffentlich «grösser und besser» wiedereröffnet werde, und dass Chefredaktor Brian Bonner in den Ruhestand gehe. Alle 50 Angestellten wurden entlassen. Einen Grund für die abrupte Schliessung gab er nicht an. Die Nachricht löste innerhalb und ausserhalb der Ukraine heftige Reaktionen aus.

Die Ukraine könnte jedoch von einer unabhängigen und freien Presse profitieren, da das Land versucht, eine stärkere Zivilgesellschaft und eine partizipative Demokratie zu entwickeln. Anfang dieses Jahres hat das nationale Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, das die moderne direkte Demokratie im Lande regelt – ein Thema, das auch auf der internationalen Ukraine-Reformkonferenz, die 2022 in Lugano in der Schweiz stattfinden wird, diskutiert werden soll.

Eine unabhängige englischsprachige Berichterstattung wird es in der Ukraine jedoch nicht mehr geben. «Die Kyiv Post wurde wiederbelebt, aber als Pressedienst für den Eigentümer der Zeitung», sagt Carter.

PS: Unsere Serie «Global Voices» geht auch 2022 weiter!

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