"Ohne Titel": Sara Qaed ist eine Cartoonistin aus Bahrain, die in Grossbritannien lebt. In ihren täglichen Karikaturen geht es um Flüchtlinge, Frauen, Korruption, Macht, menschliche Existenz und Widersprüche.
Sara Qaed
"Es ist nicht einfach, die Meinungsfreiheit einzurahmen": André-Philippe Côté ist ein kanadischer Szenerist und Cartoonist. Er wurde vor allem durch seine Comics bekannt. Côte zeichnet für Tageszeitungen und Satire-Magazine. Jährlich erscheint eine Sammlung seiner besten Karikaturen und seine Kunst wird in grossen Ausstellungen gezeigt.
Côté
Die indische Cartoonistin Rachita Taneja ist die Gründerin von Sanitary Panels, einem feministischen Webcomic auf Instagram, der Politik, Gesellschaft und Kultur kommentiert. Gegen Taneja wurde im Dezember 2020 ein Strafverfahren eingeleitet. Sie habe mit einer Karikatur angedeutet, dass der Oberste Gerichtshof Indiens gegenüber der regierenden Bharatiya Janata Party befangen sei.
sanitraypanels
Wang Liming, der unter dem Pseudonym Rebel Pepper arbeitet, ist ein chinesischer Karikaturist, der für seine antikommunistischen satirischen Cartoons berühmt ist. Der Uigure wurde wiederholt von der Regierung verfolgt, weil er Xi Jinping und die Kommunistische Partei Chinas verspottet hatte. Seit 2014 kann er nicht mehr nach China einreisen, weil es für ihn zu gefährlich ist.
Rebel Pepper
"Ein blutbefleckter Tag der bewaffneten Streitkräfte in Myanmar", ebenfalls von Wang Liming. Im Juni 2017 begann er als hauptberuflicher politischer Karikaturist bei RFA Radio Free Asia in den USA zu arbeiten.
Rebel Pepper
"Vom Tiananmen nach Hongkong": Patrick Chappatte, der schweizerisch-libanesische Wurzeln hat, zeichnet für renommierte internationale Medien wie Herald Tribune, Der Spiegel und New York Times. Diese beschloss 2019, keine Pressekarikaturen mehr zu zeigen. Seit 2010 ist der Weltbürger Chappatte Präsident der Stiftung "Cartooning for Peace". Friedensnobelpreisträger Kofi Annan war Inspirator und Ehrenpräsident der Schweizer Stiftung.
Chappatte
Angel Boligán Corbo stammt ursprünglich aus Kuba und schloss 1987 sein Studium der Bildenden Künste in Havanna ab. Seit 1992 lebt er in Mexiko, wo er als Karikaturist für die Zeitung El Universal, die Zeitschrift Conozca Más und das politische Magazin El Chamuco arbeitet. Ausserdem ist er Gründer der Agentur CartonClub, die politische Cartoons vertreibt.
Boligan
Der japanische Cartoonist Norio Yamanoi verbrachte zehn Jahre in Frankreich, wo er als Regisseur Kurzfilme realisierte. Nach seiner Rückkehr nach Japan veröffentlicht er wöchentlich einen Cartoon in AERA, einem japanischen Wochenmagazin. Jedes Jahr reist er für zwei Monate um die Welt, um mit seinen Cartoons für Toleranz und Frieden zu werben.
No_Rio
"Zensur - Die Auferstehung": Seit über 40 Jahren arbeitet Arnaldo Angeli Filho ausschliesslich als politischer Karikaturist für die Zeitung Folha de S.Paulo und für Universo OnLine (UOL) in Brasilien. Er realisierte auch animierte Comics für das Internet und für Cartoon Network. Sechzehn Mal wurde er als bester Cartoonist Brasiliens ausgezeichnet.
Angeli
Hani Abbas ist ein syrisch-palästinensischer Karikaturist, der 1977 im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk in Syrien geboren wurde. Nach der Veröffentlichung einer Karikatur auf Facebook im Jahr 2012 musste er aus Syrien fliehen und in der Schweiz um Asyl nachsuchen. Inzwischen hat er sich in der Schweiz niedergelassen und prangert immer wieder in Karikaturen die Gräueltaten des Krieges an.
Hani Abbas
"Keine politischen Karikaturen mehr in der New York Times": Marco De Angelis ist ein italienischer Journalist, redaktioneller Karikaturist, Illustrator vieler Kinderbücher und Grafikdesigner. Er wurde 1955 in Rom geboren und veröffentlichte ab 1975 in 200 Zeitungen in Italien und im Ausland. Jahrelang war er Journalist und Karikaturist für die Tageszeitungen La Repubblica, Il Popolo und Il Messaggero. Er ist Chefredakteur des Online-Magazins Buduàr. CartoonArts International und The New York Times Syndicate (vor 2019) vertreiben seine Werke weltweit.
M. De Angelis
"Bewerten Sie zuerst meine Arbeit vom 1 bis 5." Der Autodidakt und Karikaturist Aleksey Merinov arbeitet seit 1988 bei der Zeitung Moskovskij Komsomolets in Moskau. Er illustriert politisch zweideutige Bücher wie das Strafgesetzbuch, das Steuergesetzbuch oder eine Sammlung von Zitaten von Wladimir Putin.
Aleksey Merinov
"Er zeichnete zuerst": David Pope begann Mitte der 1980er-Jahre mit Cartoons für verschiedene australische Publikationen, die sich mit der Arbeiterbewegung und der Umweltbewegung befassten. Als freier Karikaturist zeichnete er unter dem Pseudonym Heinrich Heinz. Seit er 2008 fest bei der Canberra Times angestellt wurde, veröffentlicht Pope unter seinem eigenen Namen.
Pope
"Ich darf nicht, ich darf nicht zeichnen, ich darf nicht Mohammed zeichnen..." Jean Plantureux oder Plantu, wie er seine Werke zeichnet, veröffentliche seine erste Karikatur zum Vietnamkrieg 1972 in der Zeitung Le Monde. Seither ist er in viele Medien in den Schlagzeilen. Im Jahr 2006 organisierte er mit Kofi Annan, dem Ex-Generalsekretär der Vereinten Nationen, ein Symposium in New York, bei dem Cartooning for Peace gegründet wurde.
Plantu
Karikatur, politische Zeichnung, Cartoon – die Begriffe verheissen Spass oder zumindest ein Schmunzeln. Doch die gezeichnete Satire ist zu einem wichtigen Werkzeug für die Meinungsfreiheit geworden. SWI swissinfo.ch zeigt eine Auswahl aus der ganzen Welt.
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Ester Unterfinger, Karikaturen, und Renat Kuenzi, Text
Autorinnen und Autoren von Karikaturen zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie sich nur an wenige Grenzen halten: Rassismus, Sexismus und der Holocaust gehören dazu.
SWI #Meinungsfreiheit-Serie
Im Prinzip sollte alles glasklar sein. Sowohl in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) als auch im UNO-Pakt über bürgerliche und politische Rechte (1966) heisst es in Artikel 19: «Jede und jeder hat das Recht auf freie Meinungsäusserung; dieses Recht schliesst die Freiheit ein, ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut jeder Art zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten, sei es mündlich, schriftlich oder in gedruckter Form, durch Kunst oder durch ein anderes Medium seiner Wahl.»
In Europa bestätigt die Europäische Menschenrechts-Konvention (1950) die Meinungsfreiheit als rechtsverbindliches Recht (Artikel 10). Die Schweiz verankert diese Grundfreiheit in Artikel 16 ihrer Verfassung von 1999.
In der Praxis bleibt jedoch vieles umstritten. Regierungen auf der ganzen Welt schützen das Recht auf freie Meinungsäusserung nicht, sondern unterminieren es zunehmend. In anderen Teilen der Welt nutzen Einzelne und Gruppen den Begriff «Meinungsfreiheit», um diskriminierende und hasserfüllte Äusserungen zu rechtfertigen. Doch obwohl sie ein universelles Recht ist, ist die Meinungsfreiheit kein absolutes Recht. Sie zu gewährleisten und anzuwenden, ist immer eine Gratwanderung.
In einer neuen Serie befasst sich SWI swissinfo.ch mit diesen verschiedenen Aspekten, Herausforderungen, Meinungen und Entwicklungen rund um die Meinungsfreiheit – sowohl in der Schweiz als auch weltweit.
Wir bieten eine Plattform für Bürgerinnen und Bürger, sich zum Thema zu äussern, bieten Analysen von renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und beleuchten Entwicklungen auf lokaler und globaler Ebene. Und natürlich sind die Leserinnen und Leser eingeladen, sich noch in diesem Frühjahr an der Diskussion zu beteiligen und ihre Stimme zu erheben.
Sonst ist ihnen aber praktisch nichts heilig. Wer von den Mächtigen lügt, gar tötet oder sich in tollpatschige oder hochkriminelle Affären verstrickt, den geben die Zeichnenden mit scharfem Strich oder demaskierender Travestie der öffentlichen Lächerlichkeit preis.
Die umstrittenen Mohammed-Karikaturen wurden erstmals am 30. September 2005 in einer dänischen Regionalzeitung abgedruckt. Nachdem es weltweit Proteste gehagelt hatte, kam es zu Nachdrucken in mehreren Zeitungen – als Zeichen für die Meinungsfreiheit. Bis heute haben Auseinandersetzungen und Anschläge rund um die Karikakturen-Serie über 100 Menschenleben gefordert.
EPA
In jeder Karikatur steckt also immer auch eine Portion Anarchie. Die aber muss man, ob Autokrat oder einfache Bürgerin, erst einmal aushalten.
Karikatur heisst aber nicht Provokation als Selbstzweck. Unter dem Brennglas einer stossenden oder eskalierenden Aktualität bietet das Ausloten von Grenzen des Anstands oder der Erlaubten oft die beste Möglichkeit, das Unhaltbare, Unfassbare oder Inakzeptable auf den Punkt zu bringen. Gelingt dies, wie etwa dem Schweizer Chappatte, der für die renommiertesten Zeitungen und Magazine arbeitet – sind politische Zeichnungen Seismographen der Meinungsfreiheit.
Karikaturen sind flammendes Plädoyer und Stresstest zugleich für die Freiheit, die Toleranz und die Dialogfähigkeit einer Gesellschaft. Ob in einer Demokratie, einem autoritär regierten Staat oder in einer Diktatur.
Über die Meinungsfreiheit reden, schreiben und zeichnen, ja, sie verhandeln, nein. Die Karikatur bleibt dafür ein wichtiger und notwendiger Schauplatz. Auch wenn diese noch so weh tut.
Das internationale Netzwerk vereint rund 200 Pressekarikaturisten und -karikaturistinnen. Es setzt sich für die Förderung der Meinungsfreiheit, der Menschenrechte und des gegenseitigen Respekts zwischen Menschen verschiedener Kulturen oder Glaubensrichtungen durch die Bildsprache von Cartoons ein.
Der französische Zeichner Plantu gewann den früheren UNO-Generalsekretär Kofi Annan als Schirmherr für eine Ausstellung zum Thema Cartooning for Peace. Dies war noch vor der Eskalation der Konflikte um die Mohammed-Karikaturen 2005 und den darauf folgenden Debatten über Pressefreiheit und die moralischen Grenzen von Karikaturen. Die Ausstellung fand, begleitet von einem Kongress, im Hauptsitz der Vereinten Nationen 2006 in New York statt. Auf Initiative von Plantu und Annan folgte am 16. Oktober 2006 die Gründung des Netzwerks Cartooning for Peace. Der Sitz ist in Paris.
Mit Unterstützung des Schweizerischen Aussenministeriums und des Büros der Vereinten Nationen wurde 2010 in Genf die Stiftung Cartooning for Peace von den Karikaturisten Chapatte und Plantu sowie Marie Heuzé, Ex-Sprecherin der Vereinten Nationen, gegründet. Bis 2018 war Kofi Annan Ehrenpräsident der Stiftung.
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Hani Abbas wird 1977 in Jarmuk geboren, einem riesigen palästinensischen Flüchtlingslager im Süden der syrischen Hauptstadt Damaskus. Nach dem Abschluss eines Studiums der Pädagogik und Psychologie an der Universität Damaskus 1998 beginnt er, zu zeichnen und in verschiedenen arabischsprachigen Zeitungen Pressezeichnungen zu publizieren. Seine Arbeit bringt ihm Bewunderung der Leserschaft, Kritik und mehrere Anerkennungspreise ein.…
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