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«Natürlich sind wir in der Ukraine optimistisch» ‒ so denken unsere User über die Demokratie

So denken die Nutzer von Swissinfo über die Demokratie: Auf der Illustration ist der Denker von Rodin.
Unsere User haben sich für unsere Debatte was überlegt. Illustration mit "Der Denker", die Statue von Auguste Rodin Helen James, SWI swissinfo.ch

Woher schöpfen Sie Optimismus für die Demokratie? Das haben wir Sie gefragt. Viele Antworten sind bewegend oder regen zum Nachdenken an – oder sie tun gleich beides.

Wir haben unsere Leser:innen gefragt, wo sie ihren Optimismus für die Zukunft der Demokratie hernehmen. Eine Frage, die nicht neutral formuliert ist. Auch, um sie herauszufordern. Es war uns aber klar, dass sie auch Rückmeldungen auslösen wird, in denen Menschen vor allem ihren Unmut kundtun.

Der User MARCO 46 schildert auf Italienisch, dass «offensichtliche Demokratiemüdigkeit» herrsche. Die Schuld dafür sieht er bei den Bürger:innen, nicht bei den Institutionen. Viele würden «Reisen in exotische Länder» bevorzugen statt «mit geringer oder keiner finanziellen Entschädigung» ein politisches Amt zu übernehmen. In der bequem gewordenen Gesellschaft sind nach Eindruck von MARCO 46 autoritäre Regimes für «viele naive Menschen leider noch sexier als die ‹langweilige› Demokratie.»

Optimismus für die Schweizer Demokratie

Rafiq Tschannen, der auf Englisch schreibt, ist für die Situation in der Schweiz noch optimistisch. Anders für «die weltweite Demokratie»: Statt für «wirkliche Programme» positionieren sich Politiker:innen in Tschannens Empfinden taktisch – je nachdem, welche Positionen ihnen Stimmen einbringt.

Andere Kommentare begründen ihre kritische Perspektive konkreter. So schreibt etwa Giacomo Notrevo, dass die lokalen Abstimmungen in Genf «äusserst unklar» formuliert seien und es für ihn als Auslandschweizer in Italien «extrem zeitaufwändig» wäre, sich vertieft zu informieren. «Ist es überraschend, dass die Teilnahmequote an solchen Abstimmungen so niedrig ist?»

Ein ähnliches Dilemma hat Notrevo auch bei den letztjährigen Wahlen erlebt, wo er aus Dutzenden Listen mit Kandidierenden habe wählen können.

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Rückmeldungen, die sich auf Probleme fokussieren statt Hoffnung schildern haben wir erwartet.

Es gibt einige objektive Gründe pessimistisch zu sein. Medien überall auf der Welt haben 2024 zwar als Superwahljahr bezeichnet. Das liegt aber eher an der schieren Zahl der Menschen, die zum Wählen aufgerufen sind, als an einer besonders demokratischen Stimmung.

Viele Wahlen dieses Jahr finden in Ländern statt, in denen die Institutionen zuletzt geschwächt worden sind. Bei manchen stellt sich vor allem die Frage, mit wieviel Vorsprung langjährige Machthaber gewinnen. Mancherorts, etwa in Russland, ist das Ergebnis im Vornhinein klar.

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Trotzdem haben wir unsere Leser:innen nach Optimismus gefragt – und den haben sie auch geliefert.

Ein Appell für Demokratie aus ukrainischer Perspektive

Die Demokratie werde zumindest dort nicht vergessen, wo sie nicht existiert oder «vom Beginn einer ‹antidemokratischen› Welle» bedrängt werde. Das sei ein Grund für Optimismus, schreibt Fjodor Tschernikow auf Russisch. Für Tschernikow ist die Anziehungskraft demokratischer Ideen also intakt.

Anscheinend ist er Ukrainer: «Die Zukunft der Demokratie ist Leben – das ist in der Ukraine leichter zu verstehen. Natürlich sind wir Optimisten; wir wollen eine Gesellschaft verbessern, die nach Demokratie strebt.» In der Ukraine würden «die meisten Menschen» verstehen, was Demokratie ist. «Und sie verstehen den Unterschied zwischen ihr und deren Simulation», schreibt Tschernikow in einem zweiten Kommentar. In seinem Land bedrohe der Krieg jene Rechte, «die wir kürzlich entdeckt haben». Aber er glaubt, dass «selbst der Schein von Demokratie auf die eine oder andere Weise zu ihrer Umsetzung» führe. Wenn in einer Gesellschaft Demokratie auch nur eine leere Behauptung ist, werde sie sich langfristig durchsetzen – so die Überzeugung Tschernikows. Dies sei in solchen Scheindemokratien aber «wahrscheinlich eine intellektuelle Arbeit für mehrere Generationen».

Einsichten zur Demokratie auf Chinesisch

Der User «Gagatang1» schreibt auf Chinesisch. Er will einige Dinge klarstellen: «Die menschliche Gesellschaft ist unvollkommen, weil die Menschen selbst unvollkommen sind.» Daher sei es unmöglich, dass die menschliche Gesellschaft ein Paradies errichtet. «Die Idee, ein Paradies auf Erden zu errichten, ist entweder eine Utopie oder eine marxistische Falle.» Der Schrecken von Diktaturen müsse man erlebt haben, um ihn zu verstehen.

Aus dieser Erfahrung, die «Gagatang1» vielleicht selbst gemacht hat, zieht die Person besonnene Schlüsse: «Als politisches System ist Demokratie nicht perfekt.» Doch sie beweise, dass sie anderen überlegen ist und entwickle sich ständig weiter. «Demokratische Entscheidungen können auch falsch sein», doch das System der Demokratie ermögliche es, diese wieder zu korrigieren.

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Gedanklich eine ähnliche Wurzel haben die Überlegungen vom Nutzer Peter, der auf Französisch schreibt: «Der Grund für meinen Optimismus liegt in der Tatsache, dass Demokratien den Mut und die Transparenz haben, ihre Fehler und Schwächen zu erkennen und Verantwortung dafür zu übernehmen.» Gerade «ihre Widerstandsfähigkeit angesichts ihrer eigenen Schwächen» sei inspirierend für viele. 

Eine Inspiration fürs Nachdenken über die Demokratie sind auch viele weitere der Beiträge in unserer Debatte, die in diesem Rahmen keinen Platz gefunden haben. Sie können weiterhin mitdiskutieren!

Editiert von Balz Rigendinger

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Debatte
Gastgeber/Gastgeberin Benjamin von Wyl

Woher schöpfen Sie Optimismus für die Demokratie?

2024 sind so viele Menschen zur Wahl aufgerufen, wie noch nie in der Geschichte der Menschheit. In dieser Situation fragen wir, aus welchen Gründen Sie doch noch Hoffnung schöpfen für die Demokratie in Ihrem Wohnland und in der Welt?

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