«Andere Länder sollten die Schweiz zum Vorbild nehmen»
Es sei sehr schwierig, junge Menschen in Tschechien für Politik zu interessieren, sagt Timothy Forman. Ändern könnte dies das E-Voting. Aber die Online-Abstimmung sei noch Zukunftsmusik.
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
4 Minuten
swissinfo.ch
English
en
‘Other countries should follow the Swiss example’
Original
Der 17-jährige Mittelschüler aus Prag ist eine Stimme im neuen und digitalen Jugendparlament der Auslandschweizer. In einer Serie stellen wir 11 leitende Mitglieder vor.
swissinfo.ch: Was wollen Sie als Mitglied des neuen Jugendparlaments der Fünften Schweiz erreichen – erstens in der Schweiz, zweitens in Ihrem Land?
Timothy Foreman: Als aktives Mitglied des Jugendparlamentes der Auslandschweizer (YPSA) möchte ich viele Dinge erreichen. Natürlich aber, dass die Stimme der jungen Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, gehört wird.
Für sie möchte ich zudem in meinem Wohnland interessante Aktivitäten ins Leben rufen, an denen sie teilnehmen können. So können sie auch andere junge Auslandschweizer aus demselben Gastland treffen.
swissinfo.ch: Wie sieht es punkto direkte Demokratie in Ihrem Gastland aus? Gibt es Instrumente, die Ihnen besonders gefallen? Und auch solche, die Sie vermissen?
T.F.: In meinen Augen verfügt die tschechische Republik nicht über die beste Form von Demokratie. Wir haben zwar Abstimmungsverfahren. Aber nicht alle neuen Gesetze werden dem Volk vorgelegt. Hier haben die Bürger weniger zu sagen als in der Schweiz, wo sie über Vorlagen abstimmen können.
Ein anderes Problem besteht darin, dass hier die Jungen nicht abstimmen, wenn sie sich dafür irgendwohin bewegen müssen. Sie würden zwar online abstimmen, aber die Regierung hat dazu noch kein grünes Licht gegeben.
swissinfo.ch: In den meisten Ländern gehen die Jungen weniger wählen und abstimmen als die anderen Altersgruppen. Ist nicht gerade die direkte Demokratie das Mittel für die Jungen, um ihre Bedürfnisse und Vorstellungen politisch einzubringen?
T.F.: Direkte Demokratie ist in der Tat das beste Instrument, damit die Jungen mit ihren politischen Vorstellungen Gehör finden können. Aber in der Tschechischen Republik scheinen die jungen Menschen wie gesagt ziemlich bequem zu sein, deshalb auch das Interesse für E-Voting. Aber diese Möglichkeit besteht noch nicht.
swissinfo.ch: Seit den Anschlägen in Paris ist Europa im Banne des IS-Terrors. Ist der Kampf gegen die islamistischen Extremisten, der die Einschränkung individueller Freiheiten bedeutet, eine Gefahr für die Demokratien?
T.F.: Ich halte den Kampf gegen islamistische Extremisten für eine mögliche Gefahr für Demokratien, denn diese sollten grundsätzlich alle Menschen in die Entscheidungsprozesse einbinden.
Werden individuelle Freiheiten eingeschränkt, ist die Demokratie bedroht, weil sie nicht mehr den wahren demokratischen Prinzipien folgt, nämlich alle Stimmen einzubeziehen.
Neue Plattform für junge Auslandschweizer
Das Jugendparlament der Auslandschweizer ist selbst noch blutjung, besteht es doch erst seit wenigen Monaten. Tagungsort der rund 350 Mitglieder, die über alle Kontinente verstreut sind, ist das Internet, findet doch der Austausch über soziale Medien statt.
swissinfo.ch hat 11 junge Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer, die dem Leitungsgremium des neuen Jugendparlamentes angehören, zur direkten Demokratie in ihrem Wohnland und jener in der Schweiz befragt.tizenship in their countries of residence and in Switzerland.
Beliebte Artikel
Mehr
Swiss Abroad
Argentinien: Tausende Nachkommen von Ausgewanderten fordern den Schweizer Pass
Sollte die Schweizer Wirtschaft die globalen Grenzen respektieren, wie es die Umweltverantwortungs-Initiative fordert? Oder würde dies dem Wohlstand des Landes schaden?
Am 9. Februar stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über die von den Jungen Grünen lancierte Umweltverantwortungs-Initiative ab.
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch
Mehr lesen
Mehr
«Wer nicht abstimmen geht, höhlt die Demokratie aus»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
swissinfo.ch: Was wollen Sie als Mitglied des neuen Jugendparlaments der Fünften Schweiz erreichen – erstens in der Schweiz, zweitens in Ihrem Land? Lis Zandberg: Es ist wichtig, am System der direkten Demokratie in der Schweiz festzuhalten. Der beste Weg dazu besteht darin, die Jungen sehr früh für Politik zu interessieren. Dies trifft für die jungen…
«In Chile vermisse ich die Demokratie der Schweiz»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
swissinfo.ch: Was wollen sie als Mitglied des neuen Jugendparlaments der Fünften Schweiz erreichen – erstens in der Schweiz und zweitens in ihrem Land? Francisca Espinoza: Für die Schweiz möchte ich, dass die Jungen mehr über unsere Länder erfahren und im Rahmen der Möglichkeiten hier Jugendliche mit sozialem Engagement unterstützen, die nicht über die notwendigen Mittel verfügen.…
«Italien sollte sich von der direkten Demokratie der Schweiz inspirieren lassen»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
swissinfo.ch: Welche Ziele wollen Sie als Mitglied des Auslandschweizer Jugendparlaments erreichen, in der Schweiz und in ihrem Heimatland? Davide Wüthrich: Ich fände es toll, wenn es gelänge, eine neue Plattform zu entwickeln, über die sich junge Auslandschweizer vernetzen könnten. Diese Plattform sollte von jungen Menschen für junge Menschen entwickelt werden, indem man sich auf soziale…
«Kritisieren ist einfach, wenn man immer die Wahl und Freiheit hatte»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
swissinfo.ch: Was wollen Sie als Mitglied des neuen Jugendparlamentes der Fünften Schweiz erreichen – erstens in der Schweiz, zweitens in Ihrem Land? Marie Lingl: Mit dem Mitmachen hoffe ich meine Schweizer Identität zu unterstreichen. Ich möchte meinem Land und den jungen Schweizerinnen und Schweizerinnen noch näher sein. Diese haben dieselben Interessen wie ich, nämlich ein…
«Wir müssen hart bleiben – und unsere demokratischen Gesellschaften nutzen»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
swissinfo.ch: Was wollen Sie als Mitglied des neuen Jugendparlamentes der Fünften Schweiz erreichen – erstens in der Schweiz, zweitens in Ihrem Land? Wanja Kaufmann: Ich möchte anderen jungen Schweizerinnen und Schweizern helfen, mehr über die Schweiz und das politische und zivile System des Landes zu erfahren. Sie sollten die Möglichkeit haben, mit anderen jungen Schweizerinnen…
«Neue Form der Demokratie in meinem Land wäre grossartig!»
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
swissinfo.ch: Was wollen Sie als Mitglied des neuen Jugendparlamentes der Fünften Schweiz erreichen – erstens in der Schweiz, zweitens in Ihrem Land? Laura Derrer: Eines der wichtigsten Ziele, das wir in der Schweiz erreichen wollen, ist die bessere Wahrnehmung und die bessere Integration der vielen jungen Schweizerinnen und Schweizer, die auf der ganzen Welt leben.…
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Der erste Entscheid des Auslandschweizer Jugendparlaments (ASJUPA) war die Wahl eines Vorstands, der die Interessen und Beschlüsse dieses Gremiums vertritt und die Aktivitäten koordiniert. Aus einer Liste von 17 jungen Erwachsenen, die in unterschiedlichen Ländern dieser Welt leben, wurden 13 gewählt. Die Wahl wurde am 18. Oktober online durchgeführt. Das Datum war nicht zufällig gewählt,…
Jugendparlamente – die Trainingslager des Milizsystems
Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht
Lisa Mazzone: Die 27-Jährige Grüne aus dem Kanton Genf ist bei den Schweizer Parlamentswahlen von Mitte Oktober als jüngstes Mitglied in den neuen Nationalrat gewählt worden. Was in den Medien kaum erwähnt wird: Mazzone hat ihre politische Sporen im Jugendparlament im Genfer Vorort Versoix abverdient, das sie mitbegründen half. Was genau also sind diese Schattengewächse…
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch