Der Schweizer, dessen Name Automarke wurde
Chevrolet heissen Fahrzeuge, von denen Millionen gebaut werden. Doch nur wenige Chevy-Fahrer wissen, dass dieser Name von einem Schweizer stammt.
Louis-Joseph Chevrolet galt als brillianter Auto-Konstrukteur und tollkühner Rennfahrer. Doch er starb als Unbekannter.
Chevrolet wurde am Weihnachtstag 1878 im Jura in La Chaux-de-Fonds geboren. Sein Vater Joseph-Félicien war Uhrmacher. Er verliess die Schweiz mit seiner Familie im Jahr 1886, als die Jura-Region eine wirtschaftliche Talsohle durchschritt.
Louis-Joseph war siebenjährig, als die Familie nach Frankreich übersiedelte und sich in Beaune im Burgund niederliess.
Doch die Familie blieb arm. Die fünf Kinder waren deshalb gezwungen, die Schule so schnell wie möglich zu verlassen, um Arbeit zu finden.
Chevrolet zeigt rasch eine Talente
Als Jugendlicher zeigte Louis rasch sein Talent, mechanische Geräte zu reparieren. Er fand in einem Fahrrad-Geschäft namens Roblin Arbeit.
Sein Interesse an Fahrrädern brachte ihn schnell zum Rennfahren. Als 22-Jähriger gewann er seinen ersten Preis an einem Rennanlass über 6,4 Kilometer in Paris. In den folgenden drei Jahren gewann er weitere 30 Wettrennen.
Chevrolet konstruierte auch Fahrräder. Doch es dauerte nicht lange, da liess er von den Zwei- und Drei-Rädern ab und wandte sich 4-rädrigen Fahrzeugen zu. Er zog nach Paris, um dieses Metier zu lernen.
Sein Wechsel ins Auto-Gewerbe sei jedoch kein reiner Zufall, besagt eine Legende. Denn es wird überliefert, dass Chevrolet einige Jahre vor dem Umzug nach Paris einem amerikanischen Autofahrer geholfen haben soll, dessen Fahrzeug in der Nähe von Chevrolets Veloladen zusammen gebrochen war.
Der Multimillionär als guter Geist
Der junge Mechaniker brachte es fertig, das Auto zu reparieren. Der dankbare Amerikaner soll ihm ein grosszügiges Entgeld gespendet und ihm geraten haben, sein Talent doch einmal auf der anderen Seite des Atlantiks anzuwenden. Der Amerikaner hiess Vanderbilt, der damals als einer der reichsten Männer in den USA galt.
Ob diese Geschichte nun wahr ist oder nicht, spielt keine grosse Rolle. Chevrolet jedenfalls überquerte im Jahr 1900 den Atlantik und arbeitete zuerst in Kanada als Chauffeur – ein Beruf, der damals ohne gute Mechanikerkenntnisse nicht auszuüben war.
Nachdem er sich etwas Geld zusammen gespart hatte, siedelte er nach Brooklyn und arbeitete in den Werkstätten von William Walter, einem Landsmann aus Biel.
1905 schliesslich wurde für Chevrolet zum mehrfachen Schlüsseljahr: Was seine Perspektiven als Rennfahrer und Konstrukteur betraf ebenso wie was seine familiäre Zukunft anging.
Während seines ersten Rennens auf der Aschenbahn des Morris Park in New York errang er einen klaren Sieg und schlug den damaligen Weltrekord über die Distanz einer Meile in 52,8 Sekunden – bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 109,7 km/Stunde.
Auch der Preis schien jemandem, der in La Chaux-de-Fonds geboren war, genau angemessen. Chevrolet erhielt eine Uhr, auf die der Name des Sponsors eingraviert war: Walter P. Chrysler. Im gleichen Jahr heiratete Chevrolet.
«Verrückter Franzose»
Sein Name begann sich rasch zu verbreiten. Einige Zeitungen nannten ihn wegen seines waaghalsigen Fahrstils fälschlicherweise den «verrückten Franzosen».
Im Jahr darauf brach Chevrolet einen weiteren Weltrekord: Er erreichte eine Geschwindigkeit von 191,5 km/Stunde in einem «Big Bear»-Fahrzeug mit einem Darracq V8-Motor, den er selbst mitentwickelt hatte.
Dank seiner Rennkarriere stiess er auch zur Firma Buick, wo er William Durant kennen lernte, den späteren Gründer von General Motors.
Durant braucht nicht lange, um sich von den Talenten Chevrolets zu überzeugen. 1911 gründeten die beiden die Chevrolet Motor Car Company und lancierten das Modell «Classic Six».
Doch nur zwei Jahre später verkrachten sie sich. Chevrolet verkaufte sein Aktienpaket und trat auch das Recht ab, seinen Namen als Marke im Fahrzeugbereich zu nutzen.
Er blieb in der Branche und gründete 1914 die Firma Fontenac, bevor er zur American Motors Company wechselte.
Indianapolis 500 mit dem Bruder als Fahrer
Später engagierte ihn die Monroe Company, um einen Rennwagen zu bauen. Gefahren von Louis› Bruder Gaston, gewann dieses Auto 1920 das Indianapolis 500-Rennen.
Trotz all des Prestiges aus diesen Siegen überlebte die Firma Fontenac nicht. Sie ging unter, inklusive einigen Fahrzeug-Konstruktionen in der Pipeline.
1925 wendete sich Chevrolet den Schnellbooten zu. Schon beim ersten Anlauf gewann er die Miami Regatta, doch vermochte er diesen Sieg nicht in kommerziellen Erfolg umzusetzen.
Aus Wohltätigkeitsgründen wieder eingestellt
1934 schliesslich stellte General Motors aus Gründen der Wohltätigkeit den berühmten Pionier wieder ein, der dem bestverkauften GM-Fahrzeug seinen Namen gegeben hatte.
Krankheit zwang Chevrolet 1938 zum Rückzug von der Arbeit. Nur drei Jahren später starb er mit 62 Jahren. Er wurde in Indianapolis neben seinem Bruder Gaston begraben.
In Anerkennung der Person und seines Namens ist Louis Chevrolet 1992 in die Ruhmeshalle des internationalen Motorsports aufgenommen worden.
swissinfo, Robert Brookes
(Übertragung aus dem Englischen: Alexander Künzle)
Louis-Joseph Chevrolet wurde an Weihnachten 1878 geboren.
Er war Mitbegründer der Chevrolet Motor Car Company im Jahr 1911. Diese ist heute ein Teil von General Motors.
Chevrolet drehte seine letzten Rennstrecken-Runden in Indianapolis 1926 als offizieller «Pace-Car»-Fahrer.
Jährlich findet in der Westschweizer Stadt La Chaux-de-Fonds ein internationaler Louis Chevrolet-Anlass statt.
Dieses Jahr ist der Event auf den 2. bis 4. September gesetzt.
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