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Der Todesschütze von Schafhausen hatte eine Armeewaffe

(Keystone-SDA) Nach der Tötung eines Polizisten am Dienstag im Emmental laufen die Ermittlungen der Sonderkommission auf Hochtouren. «Wir wissen nun etwas mehr und doch noch zu wenig», sagte der Berner Polizeikommandant Stefan Blättler am Mittwoch vor den Medien.

So sei zwar jetzt klar, dass es sich bei der sichergestellten Pistole um eine Armeewaffe handle. Doch wisse man noch nicht, ob es sich um die Tatwaffe handle. Die Pistole war laut Blättler «im Freien» entdeckt worden.

Mit der Schweiz verbunden

Das Drama hatte sich in Schafhausen abgespielt. Als zwei Polizisten für eine Zwangsräumung eine Wohnungstür öffnen wollten, fielen unvermittelt Schüsse. Ein 39-jähriger Polizist wurde durch zwei Schüsse getötet, sein 29-jähriger Kollege erlitt Verletzungen am Oberarm.

Keine Schutzweste getragen

Der mutmassliche Täter, der 35-jährige Wohnungsmieter, wurde verhaftet. Wie die bisherigen Einvernahmen durch die Staatsanwaltschaft verliefen, ist nicht bekannt.

Der getötete Polizist trug keine Schutzweste. Nach den ersten Erkenntnissen hätte sie das Leben des Mannes nicht retten können, sagte Polizeikommandant Blättler: «Denn der eine Schuss traf unseren Mann im linken Unterbauch und verletzte die linke Beckenarterie.» Der Mann starb an inneren Blutungen.

Frage nach dem Warum

Die 30-köpfige Sonderkommission versucht nun zu rekonstruieren, wie es zum tödlichen Drama kam. Gemäss bisherigen Ermittlungen hatte das zuständige Gericht den Mieter aufgefordert, die Wohnung bis Mitte Mai zu verlassen. Als dieser der Aufforderung nicht nachkam, wurde das Betreibungsamt beauftragt, die Zwangsräumung zu vollziehen.

Am Vorabend des Termins, am vergangenen Montagabend, habe der Betreibungsbeamte bei der Polizei vorgesprochen, berichtete Blättler. Dabei sei erwähnt worden, dass es sich um einen «etwas schwierigen Fall» handle. Im Gespräch sei klar geworden, dass die Präsenz der Polizei bei der Zwangsräumung angebracht wäre.

Verhalten «gestört»

Das nach der Tat gefundene Schriftstück, das vor dem Täter warnte, habe bei dem Gespräch nicht vorgelegen, sagte Blättler. Nach Informationen der SF-Sendung «Schweiz aktuell» heisst es im Dokument, das Verhalten des Mieters sei «gestört».

Vor allem sei «nicht voraussehbar, wie er auf die Ausweisung reagieren wird». Der Absender des Schreibens ist nicht bekannt.

Blättler sagte, die beiden Polizisten hätten in den letzten Wochen mehrfach Kontakt mit dem Schützen gehabt. Das sei «nicht immer einfach» gewesen. Der Mann habe mehrmals die Annahme amtlicher Schreiben verweigert. Es sei aber nie zu Gewalt gekommen.

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