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Die Langlauf-Schweiz trauert um Albert Giger

(Keystone-SDA) Albert Giger ist im Alter von 74 Jahren gestorben. Der Langläufer aus dem Bündnerland hat seinen Anteil zu den «Goldenen Tagen von Sapporo» beigetragen.

Gigers sportlich grösster Erfolg war zweifelsohne der Gewinn der Bronzemedaille mit der Langlaufstaffel an den Olympischen Spielen in Sapporo 1972. Diese rundete die damals ohnehin erfolgreiche Olympia-Bilanz der Schweiz glanzvoll ab.

Der Podestplatz über 4×10 km war ein wahrer Olympia-Coup, denn der Medaillengewinn kam überraschend – obwohl alle Athleten des Schweizer Quartetts über 15 km in den Top 20 klassiert waren. Giger und seine Staffel-Kollegen lösten hierzulande einen veritablen Langlauf-Boom aus. Im Folgewinter wurden in der Schweiz 120’000 Paar Langlaufski verkauft – so viele wie nie mehr in einer einzigen Saison.

Den Wachs weggekratzt

Der 13. Februar 1972 brachte Giger viel Popularität ein. Alfred «Fredel» Kälin war der Startläufer, Albert Giger die Nummer 2. Beide hatten für den feuchten Schnee aber nicht den besten Ski präpariert. Dies bekam Alois «Wisel» Kälin mit. Er kratzte das falsche Wachs vom Belag – und lief vom 6. in den 4. Zwischenrang vor. So ging Edi Hauser als Schlussläufer auf die letzten zehn Kilometer, wenige Sekunden nach Sven-Ake Lundbäck, dem schwedischen Überflieger, der zuvor Olympiasieger über 15 km geworden war.

Kaum einer hätte im Duell des grossen Skandinaviers gegen den kleinen Schweizer auf den Hauser Edi gewettet. Aber der Walliser blieb trotz mehrerer Attacken von Lundbäck dran. Es kam zum Endspurt um die Bronzemedaille. Rund 250 Meter vor dem Ziel scherte Hauser aus Lundbäcks Windschatten aus und attackierte. Die eine Skilänge Vorsprung gab er nicht mehr her. Im Ziel packte auch Giger Hauser und warf ihn mit seinen Kollegen in die Höhe.

Rennleiter und Rekordsieger am Engadiner

Giger war noch kein Profi im eigentlichen Sinn. Die Professionalität steckte damals in den Kinderschuhen. Die Langlauf-Ski kauften die Mitglieder der Nationalmannschaft selber. Giger kam erst im zweiten Lehrjahr zum Langlauf, zuvor spielte er Eishockey. Die Erfolge stellten sich aber rasch ein. Zwischen 1971 und 1978 gewann er fünfmal den Engadin Skimarathon – und hält damit noch heute den Rekord bei den Männern. Giger leitete auch jahrelang die Langlaufschule in St. Moritz und war zudem als Rennleiter beim Engadiner tätig.

«Albert Giger war ein Vorbild und Pionier. Mit seiner Medaille in Sapporo 1972 mit der Staffel legte er die Basis für einen langanhaltenden Langlaufboom auch in der Schweiz», so Hippolyt Kempf, Disziplinenchef Nordisch bei Swiss-Ski. «Wie kein anderer blieb Albert Giger dem Sport als Funktionär in verschiedensten Tätigkeitsfeldern erhalten. Er half zeit seines Lebens mit, den Langlaufsport in der Schweiz zu entwickeln.»

Giger verstarb am vergangenen Samstag an den Folgen eines Krebsleiden, das ihn mehr als ein Jahrzehnt lang begleitet hatte. Dies teilte seine Familie am Montag mit. Der St. Moritzer hinterlässt seine Frau Lisbeth, zwei Töchter und zwei Enkelkinder.

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