Die «Mésoscaphe» setzt sich in Luzern zur Ruhe
Das Untersee-Boot, das an der Expo 1964 rund 33'000 Menschen auf den Grund des Genfersees geführt hatte, wird seinen Ruhestand im Verkehrshaus verbringen.
Das Museum will den Transport und die Renovation der legendären «Mésoscaphe» finanzieren.
Das Verkehrshaus. Die Wahl scheint logisch. Schliesslich war die «Mésoscaphe» das erste Untersee-Boot, das Touristen transportierte. Das war 1964. In über 1000 Tauchgängen nahm sie rund 33’000 Passagiere in die Unterwasserwelt des Genfersees mit.
Das Boot, 1963 von Auguste Piccard entworfen und von seinem Sohn Jacques gebaut, war die Attraktion der Landesausstellung von 1964, obwohl es beinahe nicht zu Einsatz kam.
Von der Expo 64 …
Jacques Piccard war 1960 mit dem Untersee-Boot «Trieste», konstruiert von seinem Vater, in die bisher nicht mehr erreichte Rekordtiefe von 10’914 Meter unter Meer getaucht.
Vier Jahre später präsentierte er der Direktion der Expo 64 seine Pläne für die «Mésoscaphe». Anfänglich waren die Direktoren enthusiastisch.
Kurz bevor der Prototyp fertiggestellt war, begannen sie jedoch um die Sicherheit der Passagiere zu fürchten. Weil Jacques Piccard kein Ingenieur-Diplom hatte, wurde er aus dem Projekt gedrängt.
Die «Mésoscaphe» ging schliesslich erst zweieinhalb Monate nach der Expo-Eröffnung auf ihren ersten Passagier-Tauchgang. Und das ohne ihren Schöpfer.
Nach der Expo reiste das Untersee-Boot durch die Weltmeere nach Kanada, Kolumbien, Mexiko, in die USA, bis es von dem Verein «Mésoscaphe» Ende der 1990er-Jahre schliesslich wieder in die Schweiz zurückgeholt wurde.
… bis zur Expo 02
Vom Rost zerfressen tauchte die «Mésoscaphe» 2002 wieder auf, an der Arteplage von Murten, neben dem Monolith von Jean Nouvel. Jacques Piccard hatte erneut Pech. Sein Projekt für die Expo 02 wurde auch dieses Mal abgelehnt. Er wollte Besucher mit kleinen, automatischen Untersee-Boten in die Tiefen des Neuenburgersees führen.
Dem Ozeanographen blieb nichts anderes übrig, als sein am Ufer des Murtensees gestrandetes Untersee-Boot zu beobachten. Die verrostete «Mésoscaphe» wurde so während der Expo zum Symbol des Vergänglichen auf der Arteplage «Augenblick und Ewigkeit».
Nach der Expo 02 brachte man das Boot in ein Industriequartier in Villeneuve, Kanton Waadt, wo die «Mésoscaphe» seither ungesehen und weiter vor sich hin rostend ihr Dasein fristet. Die Renovierung des einst stolzen Schiffs würde schätzungsweise 1 Mio. Franken kosten.
Luzern gewählt
Es gab viele Interessenten für das legendäre Untersee-Boot. Bis auf das Verkehrshaus in Luzern stammen sie vorwiegend aus Ortschaften am Genfersee, wie Bouveret, Lausanne und Nyon.
Am Mittwoch hat der Verein «Mésoscaphe» nun entschieden. Er zog das Angebot von Luzern vor. «Das Verkehrshaus ist bereit, den Transport und die Renovation des Unterseebootes zu finanzieren», begründete Vereinspräsident Christian Savioz am Donnerstag die Wahl.
Der Verein möchte, dass die Aussenhülle des Boots von Arbeitslosen renoviert wird. Zurzeit finden Gespräche mit dem Verkehrshaus statt, ob die Arbeiten in den ehemaligen Fabrikhallen des konkursiten Industrieunternehmens Giovanola in Monthey, Kanton Wallis, ausgeführt werden. Dort war die «Mésoscaphe» in den 1960er-Jahren gebaut worden.
swissinfo, Alexandra Richard
(Übertragung aus dem Französischen: Nicole Aeby)
Die «Mésoscaphe» wiegt 140 Tonnen.
Sie ist 28 Meter lang und 7 Meter hoch.
Der Bau des Boots hatte 7,3 Mio. Fr. gekostet.
Seine Renovierung wird auf 1 Mio. Fr. geschätzt.
1960 realisierte Jacques Piccard die absolute Rekord-Tauchfahrt. In Begleitung des Amerikaners Don Walsh tauchte er im Marianengraben in eine Tiefe von 10’916 Meter.
Danach konstruierte er die «Mésoscaphe», das erste Untersee-Boot für Touristen.
An der Expo 1964 führte das Boot 33’000 Besucher auf den Grund des Genfersees.
Der Ozeanograph leitete auch eine internationale Expedition zur Untersuchung des Golf-Stroms. Danach widmete er sich dem Schutz der Schweizer Seen.
Jacques Piccard ist heute 83. Sein Sohn, Bertrand Piccard, umkreiste zusammen mit Brian Jones als erster Mensch die Erde in einem Ballon.
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