Die Marke “Ogi”

Adolf Ogi: ein Bundesrat und ein Gentleman. Buch "Adolf Ogi - Aus der Sicht der Bundeshausfotografen", Stämpfli Verlag 2000

Der Mann ist charismatisch. Seine Worte, seine Taten fallen auf. Er ist fotogen und lebensfroh, herzlich und emotional. Der auf Jahresende zurücktretende Bundesrat Adolf Ogi hat Kultstatus erreicht; seine Person, sein Name werden eifrig vermarktet.

Er war der erste Bundesrat, der die staatliche Stromspar-Politik der breiten Öffentlichkeit mittels einem hart zu kochenden Ei verständlich machte. Er war der erste, der Sport zum Politikum machte und damit ins Bundeshaus brachte. Mit seiner Herzlichkeit überwand er jegliche Barrieren. Es ist nicht verwunderlich, dass Adolf Ogi Kultstatus erreichte und das Produkt “Ogi” pünktlich zum Rücktritt vermarktet wird.

Blitzlicht-Gewitter

Für Adolf Ogi war das Blitzlicht der Bundeshaus-Fotografen keine Qual, kein lästiges Beiwerk bundesrätlicher Pflichten. Ogi liebte die Kamera, sonnte sich im Blitzlicht, blühte auf, wenn eine Linse auf ihn starrte. “Ogi hat Freude, wenn man ihn fotografiert. Er macht immer etwas Spezielles, immer ein bisschen mehr als die anderen Politiker, wenn er fotografiert wird”, weiss Alessandro della Valle, Bundeshaus-Fotograf und Mitherausgeber des Ogi-Bildbandes. Das Bad in der Menge geniesse er, meint der Fotograf.

Das Buch der Bundeshaus-Fotografinnen und -Fotografen, erschienen im Stämpfli Verlag, entstand in den wenigen Wochen nach Ogis Rücktritts-Ankündigung. Die Dokumentation umfasst über 100 witzige, ernsthafte und einzigartige Bilder, die den populären Magistraten als Politiker, Naturfreund und Sportler zeigen.

Auf den Spuren von Adolf Ogi

Der Bildband ist das erste in einer ganzen Reihe von Büchern: Nach Auskunft von VBS-Sprecher Oswald Sigg gibt es insgesamt acht Projekte. Bereits sehr konkret sind die Pläne des ehemaligen SP-Präsidenten und Alt-Nationalrat Helmut Hubacher, der Ogis politische Arbeit würdigen will. Ab kommendem Januar will “Facts”-Journalist Urs Zurlinden mit Ogis Hilfe die Spuren des Bundespräsidenten nachzeichnen. In Vorbereitung ist auch ein Buch mit Ogi-Zitaten, welches die beiden Mitarbeiter von Ogi, Claude Gerbex und Claude-Henri Schaller, herausgeben werden.

Zum Hauptquartier, nach Kandersteg

Auch musikalisch wird Ogi vermarktet. Die CD “Crucial To The Headquarter In Kandersteg”, herausgegeben von Mario Aldrovandi bei yellowworld, erfreut sich, laut Aldrovandi, grösster Beliebtheit. In wenigen Tagen waren alle 3’500 CDs verkauft. Gemäss Aldrovandi interessiert sich nun eine grosse, international tätige Plattenfirma für den Song. Dieser entstand, indem ein Video-Band, auf welchem Adolf Ogi einen englischsprachigen Brief vorliest, zu einem Sample verarbeitet wurde. Bei den Hörerinnen und Hörer von DRS3 kam der Bundehaus-Hit allerdings nicht gut an. Das Echo sei massiv negativ gewesen, sagt DRS3-Musikredaktorin Susanne Spreiter. Man hätte das Lied als nicht lustig und primitiv empfunden.

Und seit dieser Woche gibt es gar eine “Bundesrat Adolf Ogi-Strasse”. Kandersteg, der Heimatort von Ogi, hat am Mittwoch (27.12.) seinen Bundesrat mit einer Strasse geehrt.

swissinfo und Agenturen