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«Kriminelle» Secondos und kriminelle Touristen

Die Durchsetzungs-Initiative der rechtskonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) wird zur Zerreissprobe für die Schweiz:  Sollen "kriminelle" Ausländerinnen und Ausländer automatisch ausgeschafft werden? Umstritten ist die zwingende Ausweisung von Secondos ohne Schweizer Pass. Doch wie "kriminell" sind diese? swissinfo.ch hat genau hingeschaut.

Ein grosser Teil der Straftaten geht auf das Konto von so genannten Kriminaltouristen und Ausländern, die bei keiner Behörde gemeldet sind.

Bei der ständigen Wohnbevölkerung weist die Kriminalstatistik 2014 des Bundesamtes für Statistik einen rund doppelt so hohen Anteil von Ausländern gegenüber Schweizern auf, was die tatsächlichen Verurteilungen betrifft.

Sozioökonomischer Status ausschlaggebend, nicht Pass

Zwei Schweizer Forscher ziehen aber ganz grundsätzlich in Zweifel, ob es statthaft ist, die Kriminalstatistik nach Tätern mit und solchen ohne roten Schweizer Pass aufzuschlüsseln.

Die Farbe des Passes sei untauglich als bestimmende Variable für Kriminalität, sagt André Kuhn, Professor für KriminologieExterner Link an den Universitäten Lausanne, Neuenburg und Genf. Die variable Bestimmungsfaktoren sind laut dem Experten Geschlecht, Alter, sozioökonomischer Status und Bildung. Statistisch gesehen sind es Männer unter 30, die über wenig Einkommen und ein tiefes Bildungsniveau verfügen, die am häufigsten straffällig werden.

Wenn der Kriminologe an fünfter Stelle doch noch die Nationalität aufführt, dann nur für Migranten, die infolge durchlebter Kriegsereignisse «brutalisiert» oder verroht sind.

Der Soziologie-Professor Ben Jann von der Universität BernExterner Link kommt zum selben Ergebnis. Kriminalität sei in erster Linie von sozioökonomischen Faktoren abhängig und nicht von kulturspezifischen, lautet das Fazit seiner Studie von 2013. Ein deutscher Professor werde mit tieferer Wahrscheinlichkeit kriminell als ein schlecht ausgebildeter Algerier, so Jann.

Der Kampf gegen Kriminalität müsse deshalb bei den variablen Bestimmungsfaktoren ansetzen, folgern Kuhn und Jann. Aber da junge Männer aus ethischer Sicht eliminiert werden können, müsse beim Status angesetzt werden. Und das bedeutet: sozioökonomische Gräben und Zwei-Klassen-Gesellschaft verhindern und stattdessen Gleichheit bei Bildungschancen fördern.

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