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Edelsteine aus Salvador da Bahia

Der Berner Daniel Kläy: gräbt nach, handelt und verkauft (Edel-) Steine in Salvador. B. Müller

Daniel Kläy verkauft in Salvador da Bahia Edelsteine, die er selber ausgräbt. Die teuersten, Smaragde, finden ihren Weg bis in die Schweiz.

Der Auslandschweizer aus Bern lebt seit 18 Jahren an der Nordostküste Brasiliens im Bundesstaat Bahia.

Hoch über den Dächern der Stadt Salvador, nahe beim historischen Zentrum der ehemaligen Kolonialhauptstadt der Portugiesen, sitzt Daniel Kläy in einem Holzsessel auf seiner Terrasse: «Alles dreht sich bei mir um Steine».

Egal wo: Ob in seinem Laden im ersten Stockwerk seines Hauses, in seiner Wohnung oder auf der Dachterrasse, die ihm künftig als Büro dienen soll.

Gerade ist der 43-Jährige von seiner Mine im Norden des Bundesstaates Bahia zurückgekommen. Einmal im Monat reist er dorthin, um nach dem Rechten zu sehen und um selber zu graben. Dort, in Campo Formoso, werden auch die Smaragde gehandelt, die aus den Minen der Umgebung stammen.

«Wir warten auf den grossen Fund», so Kläy und fügt etwas enttäuscht hinzu: «Leider weiss ich nicht, wie lange es noch dauern wird, sonst wäre ich ja nicht hier.»

Vom Übersetzer zum Händler

Kläy, der seit 18 Jahren im Nordosten Brasilien lebt, begann bereits am zweiten Tag nach seiner Ankunft in Salvador, in einem der dortigen Edelstein-Geschäfte als Übersetzer zu arbeiten. Ihm war auf der Reise das Geld ausgegangen.

Schnell gelang es dem wortgewandten Berner, auch eigene Geschäfte zu tätigen. Als einziger verkaufte er auf Basis von Provision und gründete bald sein eigenes Geschäft. Am Anfang hatte er nichts ausser einem Schreibtisch und ein paar Stühlen in einem Raum.

«Ich habe auf das richtige Pferd gesetzt», meint Kläy rückblickend, «denn Steine behalten auch in Krisen-Zeiten ihren Wert.» Vor sieben Jahren kaufte er sich ein eigenes Haus im Quartier Santo Antonio do Carmo, in der Nähe des historischen Zentrums von Salvador.

«Heute verkaufe ich die Steine nicht mehr selber», sagt Kläy. «Das überlasse ich lieber meinen Angestellten.» Dafür kümmert er sich mehr um die Infrastruktur und um die Finanzen.

Engagement im Schweizer Club

Auch im Schweizer Club von Salvador betreut Kläy die Finanzen. «Seit ich im Ausland lebe, bin ich patriotisch geworden, höre viel Schweizer Musik und informiere mich im Internet über das Geschehen in der Schweiz.»

Auch sein Berndeutsch verlerne er nicht, da er regelmässig mit der Schweiz in Kontakt sei. Denn unter den rund fünfzig Ländern, in die er seine Smaragde verkauft, figuriert auch seine alte Heimat.

Zur Zeit engagiert sich Kläy im Club vor allem für die Renovation eines vom Schweizer Verein neu erstandenen Hauses. Daraus soll ein «Schwiizer Hüsli» entstehen.

«Hüsli» als Kultur- und Jass-Drehscheibe

«Ich stelle mir vor, das dieses «Hüsli» eine Art kulturelle und gastronomische Drehscheibe werden soll», so Kläy. «Es soll auch ein Ort sein, wo die zahlreichen Salvador-Schweizer jassen können.» Um Spezialitäten aus Bahia kochen zu lernen, denkt er auch an einen Kochkurs für Schweizer.

Er selber sei kein Heimweh-Schweizer, so Kläy: «Ich versuche, aus der schweizerischen und der brasilianischen Kultur das Beste herauszupicken und daraus einen Salat zu mixen.» Diese Mischung verspricht ein «gutes Tempero» (Würze).

Soziale Missstände in Brasilien

Ob all dem Engagement im Club vergisst Kläy aber die sozialen Missstände nicht, die in Brasilien und vor allem in Salvador herrschen. Sein Traum wäre die Eröffnung einer Schule für Goldschmiede und Edelstein-Schleifer.

Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen sollten damit die Möglichkeit einer Ausbildung erhalten. «Das ist meine Art, dem Land hier zu danken und gleichzeitig den Leuten zu ermöglichen, etwas für ihre Zukunft zu tun», erklärt Kläy. «Vielleicht bilde ich damit meine künftige Konkurrenz aus», so der ehemalige Fernseh- und Radioverkäufer aus Bern.

swissinfo, Brigitte Müller, Salvador da Bahia.

Die ersten Schweizer kamen Mitte des 16. Jahrhunderts als Missionare nach Brasilien.
In der Stadt Salvador, der drittgrössten des Landes, bilden die 250 Schweizer nach den Portugiesen und Spaniern die drittgrösste Ausländer-Kolonie.
Der Berner Daniel Kläy lebt seit 18 Jahren in Salvador.
Sein Edelstein-Geschäft befindet ich im Quartier «Santo Antonio do Carmo», gleich neben dem historischen Zentrum der Stadt.

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