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Eine Akademie für junge Fussballtalente

Schulthek und Sporttasche: Fussball und Berufslehre unter einem Hut. Keystone

Sportlich und beruflich Karriere machen: Davon träumen viele. Deshalb bieten immer mehr Privatschulen geeignete Bildungswege an. Jüngstes Beispiel: die Football Academy Zurich. Sie arbeitet mit der KV Zürich Business School zusammen.

«Die Möglichkeit, Ausbildung und Fussball zu kombinieren, ist ideal und erlaubt jungen Sportlern und ihren Eltern, eine optimale Entscheidung zu treffen. Als Athlet kann man sich viel besser auf den Sport und die Ausbildung konzentrieren, da man die Gewähr hat, dass es in jedem Fall gut herauskommt: Entweder der sportliche Erfolg stellt sich ein, oder man hat eine gute und gesamtschweizerisch anerkannte Ausbildung.»

Das schreibt der bei UC Sampdoria Genua spielende Schweizer Nationalspieler Reto Ziegler zum Projekt Football Academy, dem er Pate steht.

Training und Berufslehre unter einem Hut

Trainings- und Schulbetrieb werden am 18. August aufgenommen. Geschäftsführer und Sportlehrer René Furrer rechnet mit 20 Fussballern. «Auch Fussballerinnen sind willkommen», sagt er.

Mit Oldrich Svab sitzt ein ehemaliger GC-Trainer (Grasshopper Club Zürich) in der Geschäftsleitung der Football Academy. Für die tschechische Fussball-Legende und den Mitinitianten des Projektes gibt es überall in der Schweiz Fussballtalente, doch leider fehle es an genügend Ausbildungs-Möglichkeiten. «Und das wollen wir ändern», sagt er gegenüber swissinfo.

Eltern, die Wert auf eine berufliche Ausbildung legten, liessen ihr Kind nicht nur auf den Sport setzen. In der neuen Fussballschule seien nun Trainig und Berufslehre in einem möglich.

Ex-Fussball-Profis als Trainer

Bei der Academy dauert das KV analog zu Sportklassen anderer Privatschulen vier Jahre – ein Jahr länger als die reguläre KV-Lehre wegen der Sportabsenzen. Die Schülerinnen und Schüler werden nämlich an fünf Vormittagen von Academy-eigenen Fussballtrainern auf städtischen Fussballplätzen ausgebildet.

«Beispielsweise von Ex-Thun-Trainer Urs Schönenberger und dem langjährigen GC-Goalie Martin Brunner», so Svab. Üblicherweise absolvieren Schüler von Sportklassen das Trainig bei ihrem Verein. Das sei bei der Academy auch möglich, allerdings nur abends.

Andere Mitspieler

Auch die Zürcher Stadtrivalen-Fussballclubs GC und FC Zürich betreiben eigene Fussball-Internate bzw. –Schulen.

Eine Zusammenarbeit mit den beiden Clubs ist für Svob denkbar. «Diese Clubs machen Ähnliches, aber so viel ich weiss, haben sie Probleme mit den Lehrstellen, dass die Jugendlichen frei bekommen fürs Training, die weiten Reisewege von der Lehrstelle zum Club. Bei uns ist alles ganz nahe zusammen, das KV, die Sportplätze.»

Im Raum Zürich gibt es noch eine weitere Mitspielerin: die private United School of Sports in Altstetten. Während die Football Academy ausschliesslich auf Fussball fixiert ist, sind an der United School 23 Sportarten vertreten, darunter Fussball mit 40 Prozent.

Fokus Fussball: Vor- oder Nachteil?

Bei der United School wird darauf hingewiesen, dass die neue Football Academy ihre Lernenden selber trainiert. Die grossen Fussballclubs sähen dies aber als ihre eigene Aufgabe und schickten ihre Nachwuchstalente deshalb weiterhin in die United School.

Oldrich Svab dagegen sieht die Fokussierung der Academy auf Fussball als einen Vorteil. Zudem könnten Fussballclubs, die weniger als elf talentierte Jugendliche hätten, im Gegensatz zur Academy nie ein Mannschaftstraining auf diesem hohen Niveau absolvieren.

Standortvorteil Zürich

In den ersten zwei Schuljahren der Football Academy erlernen die Schüler das theoretische Wissen, um später als Kaufmann ins Berufsleben einsteigen zu können. Es folgen eineinhalb Jahre Praktikum in einem Betrieb. Das achte Semester dient der intensiven Vorbreitungen auf die Lehrabschlussprüfung.

Die örtlichen Verhältnisse in Zürich sieht GL-Mitglied Svab als «grossen Vorteil». Das KV am Escher-Wyss-Platz liege nur wenige Tramminuten von zwei Zürcher Sportanlagen entfernt. Positiv bewertet er weiter, dass die Jugendlichen ihr soziales Umfeld nicht verlassen müssen, um eine fussballerische und berufliche Ausbildung zu erhalten, wie das bei Internats-Aufenthalten der Fall wäre.

Support von Hitzfeld

Und Ottmar Hitzfeld, Coach von Bayern München (ab diesem Sommer der Schweizer Fussball-Nati) und Mentor der Football Academy, doppelt nach: «Das Projekt ist einmalig, und das Konzept besticht durch die Tatsache, dass eines der grössten Probleme in der Nachwuchsförderung gelöst werden kann. Junge Sportler haben die Möglichkeit, sich in vertrauter Umgebung – Familie, Verein, Freundeskreis – und unter fachlicher Führung optimal auf ihren Sport sowie das spätere Berufs- und Erwachsenenleben vorzubereiten.»

swissinfo, Jean-Michel Berthoud

Die 4-jährige Ausbildung an der privaten Football Academy Zürich kostet pro Schüler total 78’000 Franken.

Die Initianten des Projektes hoffen auf Förderungsbeiträge der Fussballclubs für die jugendlichen Talente, auf private Sponsorengelder und auf Kantons-Subventionen, z.B. in Form von Stipendien.

Zum Vergleich: Die United School of Sports verlangt für 4 Jahre total 46’000 Franken.

Jüngst gab der Kanton Zürich grünes Licht für die Football Academy. Das vom Kanton vorgeschlagene Maximum von 48 Lernenden wird in diesem Jahr kaum erreicht. Gerechnet wird zu Beginn mit etwa 20 Jugendlichen im 1. Schuljahr.

Wer Sportkarriere und Matura vereinen möchte, kann seit dem Jahr 2000 auf das kantonale Kunst- und Sportgymnasium Rämibühl in Zürich, das 5 Jahre dauert.

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