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Expo.02 – ein Fest für die Sinne

Panorama Schweiz swissinfo.ch

Die schweizerische Landes-Ausstellung stellt den Menschen ins Zentrum. Der Spieltrieb dominiert: Sinnlichkeit und Heiterkeit regieren.

Heiterkeit, Wohlbefinden und Lebensfreude soll sie vermitteln, die erste Landesausstellung dieses Jahrtausends. Die Expo.02 liebe das Leben, sagt Nelly Wenger, Präsidentin der Generaldirektion. Und deshalb setze sie auch auf das Leben. Eine erste Besichtung zeigt: Ausstellungsthemen und Angebot sind ganz auf dieses Motto ausgerichtet. Bühnen, Restaurants, Fun Parks versprechen Unterhaltung pur. Und auch in den einzelnen Ausstellungen regiert der Spieltrieb.

Franz Steinegger, Präsident des Steuerungskomitees, betont ebenfalls den sinnlichen und emotionalen Charakter der Landesaustellung: «Wie frühere Landesausstellungen ist die Expo.02 ein kollektives Spektakel. Stärker als bei anderen Landesausstellungen soll aber auch eine Atmosphäre für individuelles Erleben bestehen.»

Kunst und Strand

«Arteplages» werden die fünf Ausstellungsgelände der Expo.02 genannt; der Begriff erinnert an «Kunst» und «Strand». Denn vier Arteplages liegen an den Bieler-, Murten- oder Neuenburgersee. Die fünfte Arteplage ist gar mobil; sie kreuzt auf den drei Seen und den Verbindungskanälen in Form eines Schiffes.

Jede Arteplage ist für sich eine architektonische Sehenswürdigkeit (siehe Link). Und jede Arteplage steht unter einem Thema: «Macht und Freiheit» in Biel, «Augenblick und Ewigkeit» in Murten, «Natur und Künstlichkeit» in Neuenburg, «Ich und das Universum» in Yverdon-les-Bains und «Sinn und Bewegung» auf der mobilen Arteplage Jura.

Der Mensch im Zentrum

38 Ausstellungspavillons, verteilt auf vier Arteplages, locken Besucherinnen und Besucher. Auffallend dabei: Überall steht der Mensch im Zentrum, doch jedes Mal ist der Zugang ein anderer und die Qualität der einzelnen Ausstellungen sehr unterschiedlich. (Siehe Link)

Manche überzeugen auf den ersten Blick: Die Spiellust wird sofort geweckt. Da darf Porzellan zerbrochen oder ins Mikrofon gelacht werden. Die Erfahrungen muss der Besucher selbst machen. Andere gehen didaktischer und traditioneller an das Thema heran: Tafeln mit Erklärungen vermitteln Information und Wissen.

Einige der Ausstellungen fallen aber auch aus dem Rahmen, weil sie zu dilettantisch oder einfach zu langweilig sind. Im Migros-Wagen zu sitzen und Schwingern beim sportlichen Ringkampf zu schauen, ist lustig; doch das sollte nicht das einzige Unterhaltsame sein in einer Ausstellung. Durchgängig ist aber offensichtlich: Die Expo.02 ist keine Produkte-Schau, sondern eine Themen-Ausstellung ist.

Identitätsstiftend

«Die Expo.02», erklärt Franz Steinegger, «ist eine kulturelle Manifestation und ein identitätsstiftendes Ereignis.» Elemente unserer Identität, so der Präsident des Steuerungskomitees, sollen mit den Vorstellungen über unsere Rolle in der Zukunft und mit dem Weltzusammenhang konfrontiert werden. «Wenn man dies nicht macht, können Formen des Gemeinschafts-Bewusstseins zum Wahn vermodern.»

Hervorragend wiedergegeben wird die Identitäts-Hinterfragung auf der Arteplage in Murten, eine der Hauptattraktionen der Expo.02. Kreiert vom französischen Stararchitekt Jean Nouvel, schwimmt ein riesiger Monolith, ein Würfel aus rostendem Stahl, mitten im See. Im Innern: Drei Panoramen, drei unterschiedliche Konfrontationen mit der Schweizer Geschichte, mit der Gegenwart und mit dem Augenblick.

Dreimal Panorama

Eine Vielzahl von Bildern von der Alpenfaltung bis zum modernen Leben auf dem Land oder in den Städten fliesst im Erdgeschoss des Monolithen über eine kreisförmige Leinwand. Das «Panorama Schweiz Version 2.1» einer Basler Künstlergruppe führt auf eine aktuelle Reise durch Räume, Geographien, Geschichten und Mythen der Schweiz.

Im Zwischengeschoss können die Besucherinnen und Besucher dann den Augenblick geniessen. Ein Fensterband gewährt Ausblick auf alle Seiten und bietet einen einzigartigen Blick auf die Seenlandschaft.

Im Obergeschoss ist das renovierte Panoramabild der Schlacht von Murten aus dem Jahre 1894 ausgestellt. Für die Geschichte der Schweiz ist die Schlacht von enormer Bedeutung: Hätten die Eidgenossen die Burgunder 1476 nicht besiegt, gäbe es die heutige Schweiz in Europa wohl kaum.

Events, Spektakel und Wurstgeruch

Vor allem gehört zur Expo aber der Festcharakter. Events und Spektakel sind nicht nur ein fester Bestandteil, sie bringen die Landes-Ausstellung erst zum Leben. Tagsüber gibt es Theater, Tanz, Komik, Zirkus, Unterhaltung für Kinder, thematische Events, Sport, Film und Musik. Abends reicht das Angebot von Tanz über Theater, Musicals und Clubs bis zu Konzerten.

Eines ist sicher: Nur wenn die Arteplages vor festenden Menschen zittern, Wurstgeruch in der Luft hängt, Gelächter, Musik lautstark ertönt und die Besucher in Schlangen vor den Pavillons stehen, wird die Expo.02 ein Erfolg.

Carole Gürtler

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