12-Mio.-Impuls: Tourismus wartet auf Anschub aus Bern
Die Schweizer Regierung hat zwölf Millionen Franken zur Ankurbelung des Tourismus reserviert. Damit will die Branche das Ferienland Schweiz "krisenresistenten" Gästen schmackhaft machen. Vorab mit Kampagnen in Deutschland, Frankreich und Italien.
Die Wirtschaftskrise ist da. Auch in der Tourismusbranche. Schweiz Tourismus (ST) rechnet nach den Winter-Sportwochen mit einem beschleunigten Rückgang der Buchungen.
Im Sommer dann werde die Krise den Tourismus mit voller Wucht erfassen, so der düstere Ausblick der Branchenorganisation.
Bei Schweiz Tourismus ist die antizyklische Finanzspritze aus Bern deshalb hoch willkommen. «Der Bundesrat setzt damit ein starkes Vertrauenssignal in die Branche», sagt ST-Direktor Jürg Schmid gegenüber swissinfo.
Zu den zwölf Millionen aus der Bundeskasse kommen drei Mio. Franken, die Schweiz Tourismus selber beisteuert. «Mit 15 Mio. Franken können wir zwar nicht die Welt verändern, aber Impulse setzen», so Schmid.
Ob diese Summe ausreicht, um dem Tourismus durch die harten Zeiten zu helfen, ist für ihn zweitrangig. «Wir müssen das Maximum herausholen», lautet Schmids Devise. Das heisst: Die Chance packen, weitere Gäste in die Schweiz holen, um so die Krise zu dämpfen.
Nachbarschaft statt Übersee im Visier
Gäste, die sich trotz allgemeiner Flaute nicht von ihren Ferien abhalten lassen, will Schweiz Tourismus vorwiegend im eigenen Land sowie in den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien anwerben.
Dazu fährt ST keine Image-Kampagnen, sondern zielt mit Angebots-Offensiven direkt auf den Mann, respektive die Gäste, die den Schweizer Tourismus-Destinationen kurzfristig Umsätze und Logiernächte bringen sollen.
Die zusätzlichen Mittel will die Branche gezielt nur in jene Märkte investieren, denen ST-Chef Schmid Potenzial attestiert. Keine Kampagnen schaltet die Organisation demnach in den USA und in Grossbritannien, beides Märkte mit einbrechenden Buchungszahlen.
Investieren, statt rückstellen
Den Zeitpunkt zum Handeln erachtet Schmid als günstig, denn momentan herrsche in der Branche grosser Investitionsbedarf zur Modernisierung der Infrastruktur wie Bauten, Bahnen etc.. «Es ist ganz wichtig, dass wir diese Investitionen jetzt durchziehen, damit wir längerfristig konkurrenzfähig bleiben», betont Schmid. Rückstellungen dagegen würden die Krise verstärken.
Belebende Wirkung bestehe über die Branche hinaus. Der Tourismus sei als grosse Branche auch ein grosser Investitionsauslöser. Durch Aufträge profitierten auch andere Zweige wie Bau, Maschinenindustrie oder Zulieferer.
«Wirkung erwiesen»
Jede Krise habe ihre eigenen Gesetze, sagt der oberste Touristiker der Schweiz. Die Situation nach den Terroranschlägen in den USA von 2001 lasse sich nicht mit der jetzigen Wirtschaftskrise vergleichen. Schmid ist aber überzeugt, dass das Impuls-Paket des Bundes positive Auswirkungen hat.
«Aufgrund unserer Wirkungsstudie über Marketing wissen wir, was wir auslösen können: Es kommt mehr zurück, als es kostet», betont der ST-Direktor. Die Resultate hätten auch den Bundesrat überzeugt.
Trotz dem erfreulichen Bescheid aus dem Bundesratszimmer ist die Millionenspritze für die Schweizer Tourismusbranche aber noch nicht ganz unter Dach und Fach. Das gesamte Impulsprogramm in der Höhe von rund 700 Mio. Franken muss im März noch vom Parlament gutgeheissen werden.
swissinfo, Renat Künzi
2008 betrug das Budget 77 Mio. Franken.
46 Mio. Franken steuerte der Bund bei. Der Rest stammt von den mehr als 600 Mitgliedern der Organisation.
Mit dem Anschub aus dem Impulsprogramm würde das ST-Budget um 12 Mio. Franken aufgestockt. Drei Mio. steuert die Organisation selber bei.
Diese Zusatzfinanzierung ist an die Auflage gebunden, der Krise entgegen zu wirken.
Schweiz Tourismus (ST) ist die nationale Marketing- und Verkaufsorganisation für das Reise-, Ferien- und Kongressland Schweiz. Auf der Website «myswitzerland.com» finden Interessierte vielfältige Informationen zur Schweiz.
ST arbeitet mit touristischen Partnern und Anbietern in der Schweiz und ihren Geschäftsstellen in der ganzen Welt zusammen, um den Gästen der Schweiz «ein unvergessliches Ferienerlebnis» zu bieten.
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