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2003: Hoffnung auf Jahrhundert-Wein

Weinfreunde können sich dieses Jahr auf einen ausgezeichneten Wein freuen. Keystone

Der Supersommer wird Weinfreunden noch lange in Erinnerung bleiben. Der Jahrgang 2003 des Schweizer Weins hat das Potenzial zum Jahrhundertwein, wie Experten übereinstimmen.

Der Wein dürfte wegen geringerer Erntemengen aber leicht teurer werden.

«Die Winzer haben ihre Arbeit gemacht, das Ausgangsmaterial zur Weinherstellung ist super», sagte Weinbauexperte Hanspeter Ruffner von der Forschungsanstalt für Obst-, Wein-, und Gartenbau in Wädenswil (ZH). Ein alter Weinbauer in Malans (GR) habe ihm berichtet, dass einzig 1947 mit dem aktuellen Weinjahr verglichen werden könne.

Das Wetter spielte von Frühling bis Herbst beinahe ideal mit. Die Trauben reiften durch das warme und trockene Wetter viel schneller und konnten früher geerntet werden. Durch Pilzbefall sind laut Ruffner dieses Jahr wenig Schäden entstanden, da es nach den intensiven Regenperioden im Frühjahr jeweils schnell wieder trocken wurde.

Auch Krankheiten und Mehltau seien dank der Trockenheit weitgehend ausgeblieben, ist sich Francois Murisier von der Forschungsanstalt für Rebbau in Changins sicher. Mit einem blauen Auge davon gekommen ist der Schweizer Weinbau in Bezug auf Hagelschäden.

Geringere Mengen…

Die Ernte ist zwar eingebracht, genaue Mengen-Angaben liegen aber noch nicht vor. Die Experten gehen davon aus, dass sie unter dem bereits tiefen Vorjahresniveau liegen. Beim führenden Schweizer Weinhaus Schenk in Rolle (VD) wurden 20 Prozent weniger geerntet, wie Verkaufschef Jean-Marc Amez-Droz sagt. Die Qualität sei aber aussergewöhnlich.

Dem pflichtet auch Ruffner bei. Die Kellermeister hätten aber kein leichtes Spiel: Die Beeren enthielten zwar sehr viel Zucker, aber wenig infektionshemmende Säure. Die Kellereien hätten den Vinifikationsprozess heute dank moderner Messmethoden aber sehr genau im Griff.

Die Qualität ist für den Weinpreis weniger bedeutend als die Erntemenge. «2003 wird in ganz Europa ungefähr so viel produziert, wie auch getrunken wird», sagt Frédéric Rothen, stellvertretender Chef der Sektion Weinwirtschaft im Bundesamt für Landwirtschaft. Die Preiselastizität sei beim Wein aber gering, weshalb nicht mit grossen Preisanstiegen gerechnet werden müsse.

…aber ausgezeichnete Qualität



Der Jahrgang 2003 verspricht laut Amez-Droz intensiven Weingenuss. Bereits stehe fest, dass der diesjährige Wein aus der Westschweiz sehr gehaltvoll und gleichzeitig lieblich und geschmeidig sei. Er sei sicher, dass der Jahrgang 2003 von den Weintrinkern geliebt werde.

Die Schweizer Weine des aktuellen Jahrgangs glichen den Weinen aus der sonnenverwöhnten neuen Welt. «Der Jahrgang 2003 wird sicher sehr dicht und alkoholreich werden», ist auch Ruffner überzeugt.

Von einem Jahrhundert-Jahrgang traut sich aber noch keiner der Experten zu sprechen. Dafür sei es noch zu früh. Das Potenzial sei aber vorhanden. Über die Langlebigkeit des Weins könne noch nicht geurteilt werden, denn die Entwicklung der dafür verantwortlichen Gerbstoffe sei schwierig vorherzusagen.

Laut Ruffner besteht die Gefahr, dass die aktuellen Rotweine mit Jahrgang 2003 wegen der kurzen Reifeperiode unreife Tannine enthalten, die beim Trinken einen leicht bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Das zeige sich oft erst nach einigen Jahren.

swissinfo und Michael Wiget (sda)

Der Jahrgang 2003 des Schweizer Weins könnte in die Geschichte eingehen.

Wegen des schönen Sommers hat dieser Wein das Potenzial zum Jahrhundert-Wein, sagen Experten.

Ähnlich ideales Wetter erlebten die Schweizer Winzer letztmals 1947.

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