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22 Spielbanken sollen eine Konzession erhalten

Les jeux sont faits - der Bundesrat hat definitiv entschieden, welche Spielbanken eine Zukunft haben. swissinfo.ch

Die Schweiz soll eines der Casino-reichsten Länder der Welt werden. Der Bundesrat will 22 Spielbanken eine Konzession erteilen, 7 Casinos mit "Grands jeux" und 15 Kursälen.

Eine A-Konzession (Grands jeux) stellte der Bundesrat folgenden Spielbanken in Aussicht: Baden AG, Basel/Flughafen, Bern, Lugano, Luzern, Montreux und St.Gallen. Diese Casinos werden – mit unbeschränkten Einsatz und Gewinn – 13 Arten von Tischspielen anbieten und eine freie Zahl von Glückspielautomaten betreiben dürfen.

Eine B-Konzession mit beschränktem Spielangebot sollen die folgenden 14 Kursäle erhalten: Arosa, Bad Ragaz, Crans, Courrendlin, Davos, Freiburg/Granges-Paccot, Interlaken, Mendrisio, Meyrin, Muralto, Pfäffikon, Schaffhausen, St.Moritz und Zermatt.

Um einen «weissen Fleck» auf der Spielbanken-Landkarte zu vermeiden, zieht der Bundesrat eine weitere B-Konzession für den Raum Uri, Nidwalden und Obwalden in Betracht. Gesuche sind bis Ende Juni 2002 einzureichen. Einen neuen Anlauf könnte dabei Engelberg OW machen, das die Bedingungen bisher nicht erfüllt hat.

Die übrigen 20 Bewerber lehnte der Bundesrat ab. Bereits im vergangenen Mai hatte er 22 Bewerber aus dem Rennen genommen

Kantone und Gemeinden müssen zustimmen

«Mit 22 Spielbanken wird die Schweiz über eine der grössten Casino-Dichten der ganzen Welt verfügen», sagte Bundesrätin Ruth Metzler am Donnerstag vor den Medien. Mit seinen Grundsatzentscheiden sei der Bundesrat auf der ganzen Linie den Empfehlungen der Eidgenössischen Spielbanken-Kommission (ESBK) gefolgt.

Bevor der Bundesrat definitiv und unanfechtbar entscheidet, müssen der Konzession auch die Standortkantone und -gemeinden zustimmen. Die ESBK wird jetzt ihre Stellungnahmen einholen. Wann die Kugeln zu rollen beginnen, hängt laut ESBK- Präsident Benno Schneider von den einzelnen Spielbanken ab. Die Konzession werde erteilt, sobald die Konzessionäre bereit seien.

Konkurrenz beschränken

Nach Auskunft von Justizministerin Metzler erfüllten die nach einer ersten Triage von Mitte Mai im Rennen verbliebenen 41 Projekte fast ausnahmslos die gesetzlichen Auflagen. Der Bundesrat sei von der Zielgrösse von 20 bis 25 Konzessionen aber nicht abgewichen, um den Spielbanken insbesondere eine ausreichende Rentabilität zu ermöglichen.

«Die Spielbanken brauchen einen gewissen Gebietsschutz, damit sie sich nicht gegenseitig zu Tode konkurrenzieren», sagte Metzler. Die Rentablität sei ein wichtiges Konzessionskriterium neben andern wie genügenden Eigenmitteln, Herkunft der Mittel, gutem Ruf, Know how, Angebot, Sicherheit, Verhinderung von Geldwäscherei und einem Sozialkonzept. Ob allenfalls später weitere Spielbanken eine Konzession erhalten, will die Regierung frühestens in fünf Jahren entscheiden.

Kein Casino in Zürich

Laut Schneider mussten wegen starker regionaler Konkurrenz Projekte über die Klinge springen, obschon sie besser waren als erfolgreiche Vorhaben in andern Landesgegenden. Dies treffe beispielsweise für die drei Zürcher Gesuche zu, denen – im gleichen wirtschaftlichen Grossraum – jenes von Baden vorgezogen wurde.

Das Casino Basel/Flughafen setzte sich nach Auskunft Schneiders gegenüber dem Casino Basel insbesondere deshalb durch, weil es den realistischeren Businessplan, ein reicheres Angebot und eines der besten Sozialkonzepte vorweisen konnte. Das Projekt Genf wiederum sei «einer Metropole nicht würdig» gewesen.

Für sie kam das Aus

Bitter ist das Verdikt des Bundesrates für die Kursäle, die eine provisorische B-Konzession haben und nun nicht berücksichtigt wurden: Weggis, Gstaad, Biel, Locarno, Thun, Saxon, Rheinfelden, Genf und Engelberg müssen den Betrieb spätestens Ende März 2002 einstellen.

In Härtefällen kann die ESBK die Frist auf Gesuch hin bis Ende Juni 2002 verlängern. Schneider denkt dabei vor allem an die Arbeitsplätze. Er erwartet aber, dass die meisten Fachmitarbeiter bei einer konzessionierten Spielbank werden anheuern können, wenn sie genügend mobil sind.

Enttäuschte Unterlegene

Vor allem im nicht berücksichtigten Zürich gab es lange Gesichter. «Der Entscheid gegen Zürich ist unverantwortlich», sagte Regula Pfister, Geschäftsführerin der Neuen Spielbank AG, die ein Gesuch in Hardturm Zürich-West eingereicht hatte. Peter Meier, Konzernchef der Swiss Casinos AG, bedauert insbesondere, dass die Swiss Casinos keine Konzession für das Grand Casino Zürich-Airport erhalten hat.

In Rheinfelden zeigte man sich tief enttäuscht über die Ablehnung. Das Casino Romanix in Rheinfelden AG muss nun geschlossen werden, direkt betroffen sind 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Direktor Peter Ulmann sprach von einem «rabenschwarzen Tag für die ganze Mannschaft».

In Gstaad herrschte Enttäuschung, dass der seit 1996 bestehende Spielbetrieb der Casino Chesery AG nächstes Jahr geschlossen werden muss. Er habe zur Belebung des Tourismus im ganzen Saanenland beigetragen.

Enttäuschung auch in Biel und Thun, deren Gesuche um B- Konzessionen nicht berücksichtigt worden waren. Das Casino Palace müsse nun noch vor der Expo.02 schliessen, erklärte Hans Stöckli, Bieler Stadtpräsident und Verwaltungsratspräsident der Casino Palace AG. 60 Arbeitsplätze würden vernichtet.

Montreux erhält den Zuschlag für das einzige Casino in der Westschweiz. Alle Projekte der «Romande des Jeux» der sechs Westschweizer Kantone gehen hingegen leer aus. Pierre Dubois, Präsident der «Romande des Jeux» zeigte sich sehr enttäuscht.

Die Abweisung des Globalkonzeptes – ein Casino A in Lausanne- Ouchy und vier B-Casinos in Yverdon, La Chaux-de-Fonds, Sitten und Freiburg – sei eine veritable Ohrfeige und unverständlich.

swissinfo und Agenturen

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