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25’000 demonstrieren für mehr Lohn

Öffentlicher Druck für Lohnerhöhungen. Keystone

An einer nationalen Demo des Schweizerischen Gewerkschafts-Bundes haben am Samstag in Bern über 25.000 Menschen für mehr Lohn demonstriert.

«4% für alle – und für die Frauen mehr»: Diese Forderungen stellt der Gewerkschaftsbund auf dem Hintergrund der Wirtschaftslage und einer seit 12 Jahren dauernden Stagnation bei den unteren und mittleren Einkommen.

Der bunte Kundgebungszug, der von der Schützenmatte beim Berner Bahnhof durch die Innenstadt auf den Bundesplatz führte, wurde von einem mit Trillerpfeifen und rosa Ballonen ausgerüsteten Frauenblock angeführt.

Dies, weil Frauen auch zehn Jahre nach dem Gleichstellungsartikel im Durchschnitt immer noch 20% weniger verdienen als Männer. «Wir wollen den ganzen Lohn für ganze Arbeit», forderten die Frauen auf ihren mitgeführten Transparenten.

«4% für alle und für die Frauen mehr» war die gemeinsame Forderung der Kundgebungsteilnehmenden, die aus allen Landesteilen angereist waren. Derzeit finde in der Schweiz ein neuer Klassenkampf statt, sagte Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschafts-Bundes (SGB), auf dem Bundesplatz.

«Wir wollen in der Schweiz keine amerikanischen Zustände und keine
schamlose Bereicherung der bereits Privilegierten,» rief
Rechsteiner den Kundgebungsteilnehmenden unter tosendem Applaus zu.

Aufschwung für alle

Es sei ein Klassenkampf von oben nach unten. Ein Klassenkampf der Reichen gegen die gewöhnlichen Leute und dies in Zeiten eines starken Wirtschaftswachstums. Der Aufschwung dürfe nicht an der grossen Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung vorbeigehen. Und die Lohndrückerei bei den Frauen sei «eine Schande für die Schweiz», so Rechsteiner weiter.

Im öffentlichen Dienst sei es höchste Zeit für eine Wiedergutmachung, sagte Doris Schüepp, Generalsekretärin des Verbandes Personal Öffentlicher Dienste. Die Gleichen, die dem Personal den Lohn kürzten, hätten für sich selber die Steuern gesenkt.

Vor der grossen Lohndemo haben rund 7000 Personen an der «Vor- Demo» des Schweizerischen Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verbandes (SEV) teilgenommen. Der Protest richtete sich «gegen den Abbau im öffentlichen Verkehr».

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SGB

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) wurde 1880 gegründet. Er ist die grösste Dachorganisation der Gewerkschaften und vertritt die Interessen von 16 Gewerkschaften mit insgesamt rund 380’000 Mitgliedern. Die zweitgrösste Organisation, Travail.Suisse, vereint 13 Gewerkschaften mit insgesamt rund 160’000 Mitgliedern. Beide Organisationen bezeichnen sich als politisch und religiös unabhängig. Trotzdem ist der SGB historisch dem Sozialismus näher,…

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Hupkonzert der Lokomotiven

Der SEV protestierte gegen die Kündigungen der Gesamtarbeits-Verträge bei SBB und SBB Cargo auf Ende Jahr. Die Schweizerischen Bundesbahnen wollten auf diesem Weg die Arbeitsbedingungen massiv verschlechtern und ihre Kosten um 5% senken, hiess es.

Ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr in der Schweiz sei das Produkt der Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sagte SEV-Präsident Pierre-Alain Gentil. Im Sinne einer Warnung ergänzte er: «Der SEV ist bereit zu zeigen, wenn es denn wirklich nötig sein soll, dass das System ohne GAV nicht funktionieren wird.»

Indirekt beteiligten sich auch die arbeitenden Lokführer an der Demo. Bei der Osteinfahrt in den Bahnhof Bern grüssten sie die Demo-Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch lautstarkes und anhaltendes
Hupen.

swissinfo und Agenturen

Das Schweizer Durchschnitts-Bruttoeinkommen ist generell höher als in den Nachbarländern (Studie der Hochschule Solothurn).
Schweiz: 65’000 Fr.
Deutschland: 54’000 Fr.
Grossbritannien: 53’000 Fr. Österreich: 43’000 Fr.
Italien: 35’000 Fr.
Frankreich: 32’000 Fr.
Nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben sowie Krankenkassen sind die Unterschiede jedoch nicht mehr so gross.
Laut OECD sind die Lebenskosten in der Schweiz 28% höher als in Deutschland.

Die Löhne der bestbezahlten Manager übersteigen 20 Mio. Fr. im Jahr.

2005 stand der grösste gemessene Lohnunterschied zwischen einem Angestellten und einem Kadermitglied in der gleichen Firma im Verhältnis von 1 zu 544.

Auf Grund der Inflation sind die Löhne der Angestellten 2006 im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert geblieben.

Das Einkommen der Manager der 50 grössten Unternehmen in der Schweiz ist dagegen in der gleichen Zeit um 18% angestiegen.

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