Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

ABB bleibt nach Rekordverlust ein Sanierungsfall

ABB-Konzernchef Jürgen Dormann gibt sich für die Sanierung 18 Monate Zeit. Keystone

Die Krise beim Technologie-Konzern ABB ist noch nicht überstanden. Nach dem neuen Rekordverlust von 787 Mio. Dollar im Jahr 2002 will Konzernchef Jürgen Dormann die Sanierung weiter forcieren.

2003 sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden.

«Es war ein schwieriges Jahr, doch das Schlimmste liegt bereits hinter uns», sagte ABB-Präsident und Konzernchef Jürgen Dormann am Donnerstag vor den Medien.

Mitten in der Sanierungsphase lassen milliardenteure Asbestklagen und unprofitable Konzernbereiche den ABB-Konzern mit 787 Mio. Dollar noch tiefer in die Verlustzone absacken als 2001. Der Konzernumsatz war mit 18,295 Mrd. Dollar um 6% rückläufig, der Bestellungseingang ging um 8% auf 18,112 Mrd. Dollar zurück.

Die begonnenen Restrukturierungs-Programme sowie Teilverkäufe reduzierten die Anzahl ABB-Mitarbeiter von über 156’000 Ende 2001 auf momentan 139’000. Mitte 2004 will ABB in seinen zwei übriggebliebenen Kerndivisionen Energie- und Automationstechnik noch 100’000 Angestellte führen.

Senkung der Nettoverschuldung

Dormann hob denn auch die Steigerungen von Umsatz und Bestellungseingang dieser beiden Bereiche hervor. Zu den guten Nachrichten gehörte auch die bis 2004 gesicherte Finanzierung des Konzerns sowie die Senkung der Nettoverschuldung auf rund 3,3 Mrd. Dollar. Die Gesamtverschuldung des Konzerns beläuft sich auf knapp 8 Mrd. Dollar.

Die operativen Fortschritte wurden allerdings durch Rückstellungen für die Asbest-Klagen sowie Verluste der nicht weitergeführten Aktivitäten und einen Abschreiber auf dem Verkauf von Structured Finance an General Electric zunichte gemacht. Der kumulierte negative Effekt beläuft sich auf 853 Mio. Dollar.

Dormann versicherte, die geplanten Unternehmensverkäufe der Division Öl, Gas und Petrochemie sowie von Building Systems weiter voranzutreiben und zumindest teilweise bis Ende 2003 abgeschlossen zu haben.

Analysten erwarten mindestens zwei Milliarden Dollar aus diesen Verkäufen. ABB will damit hauptsächlich seine Schulden weiter abbauen. Zudem will ABB seine Kostenbasis bis Mitte 2004 um vier Prozent oder rund 800 Mio. Dollar senken. Das Restrukturierungs-Projekt kostet bis zu 12’000 Angestellten den Job.

18 Monate Zeit

Dormann zeigte sich zuversichtlich, im laufenden Jahr den Turnaround zu schaffen und die Sanierung bis 2005 erfolgreich abgeschlossen zu haben.

Sollten die gesetzten Teilziele nicht in 18 Monaten erreicht werden, müsse man daran zweifeln, ob ABB als selbstständige Firma weiter existieren könne, sagte Dormann in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen DRS.

swissinfo und Agenturen

Verlust 2002: 787 Mio. Dollar
Verlust 2001: 691 Mio. Dollar

Nettoverschuldung: 3,3 Mrd. Dollar

Hängige Asbestklagen Ende 2002: 136’648

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft