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Afrikas Hunger kehrt ins Bewusstsein zurück

Keystone

Die Schweiz unterstützt den Hilferuf der UNO um Nahrungsmittelhilfe an Niger, Mali, Burkina Faso und Mauretanien. Viele sind dort vom Hungertod bedroht.

Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit in Bern sagte, sie habe bereits seit dem Frühjahr Hilfsmassnahmen eingeleitet.

Die Staatengemeinschaft hat Monate nach Spendenaufrufen der UNO für Niger endlich reagiert. 3,6 Mio. Menschen erhalten Hilfe im Umfang von 25 Mio. Franken. Die Schweiz leistet in den betroffenen Gebieten seit Frühjahr Hilfe im Umfang von rund 1 Mio. Franken.

Die Heuschreckenplage letztes Jahr und die Dürre verursachten vor allem in Niger eine Lebensmittelkrise.

«Die Welt ist endlich aufgewacht», sagte der UNO-Koordinator für humanitäre Hilfe, Jan Egeland in Genf. «In den letzten zehn Tagen haben wir für Niger mehr Hilfsgelder erhalten als in den vergangenen zehn Monaten.» Allerdings hätten erst Bilder von sterbenden Kindern die Welt zum Reagieren gebracht.

Mehr Hilfegelder nötig

Egeland erklärte sich zuversichtlich, dass die Geberländer die notwendigen gut 30 Mio. Dollar für die Lebensmittelhilfe in Niger spenden. Möglicherweise seien noch mehr Hilfsgelder nötig, sagte er. Die UNO hatte erstmals im vergangenen November vor einer Hungerkrise in Niger gewarnt.

Ein Drittel der insgesamt 12 Mio. Einwohner des Sahel-Landes leidet derzeit an Unterernährung, darunter 800’000 Kinder unter fünf Jahren.

«Wir verlieren mehr Kinder in Niger als in Darfur», sagte Egeland. Dank der internationalen Mobilisierung für die Vertriebenen in der westsudanesischen Krisenregion sei die Sterblichkeitsrate dort in den Camps auf täglich 0,8 pro 10’000 Menschen gefallen. Vor einem Jahr betrug sie noch 2,5 pro 10’000 Menschen pro Tag.

Schweiz leistet seit Mai Hilfe

Die Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hat – nach eigenen Angeben – bereits vor dem Aufruf der UNO im Mai Hilfsmittel im Unfang von fast 1 Mio. Franken zur Verfügung gestellt, um in Niger Nahrungsmittelnothilfe zu leisten.

Die DEZA hat Hilfsprogramme für die von der aktuellen Dürre am stärksten betroffenen Menschen finanziert – dazu gehören 3,3 Mio. Personen oder 35% der Gesamtbevölkerung von Niger. Diese Massnahmen werden als Ergänzung in die laufenden Entwicklungsprogramme des Kooperationsbüros und der DEZA im Niger einbezogen.

Die Programme seien fest in den lokalen Hirten- und Landwirtschafts-Gemeinschaften verankert und würden in enger Zusammenarbeit mit lokalen NGO und Vereinigungen umgesetzt und mit den Initiativen der Regierung und der UNO koordiniert, sagt DEZA-Sprecher Jean-Philippe Jutzi gegenüber swissinfo.

Tsunami verdrängte Afrika

Niger, Mali und Burkina Faso seien schon seit einiger Zeit Schwerpunktländer der DEZA. Die Nahrungsmittelhilfe laufe seit dem Frühjahr. Allerdings von Schweizer Seite zur Zeit nicht nach Burkina Faso, da dort die Situation nicht so gravierend sei, wie jetzt in Mali und Niger, sagte Jutzi.

Angesprochen auf eine Erhöhung der Schweizer Hilfe, sagte Jutzi, dass man zur Zeit im bestehenden Rahmen Hilfe leiste, da seitens der internationalen Gemeinschaft die Nahrungsmittel-Hilfe nun angelaufen sei.

Jutzi bestätigte, dass die Lage in den Ländern Afrikas nach den Wirren rund um die Zerstörungen des Tsunami vom 26. Dezember 2004 etwas in Vergessenheit geraten seien. «Die internationale Gemeinschaft hat ob der Flutkatastrophe in Südostasien die Krisengebiete in Afrika etwas aus den Augen verloren.»

Spendenaufruf für weitere Sahel-Länder

Neben Niger sind auch Mali, Burkina Faso und Mauretanien von einem Mangel an Lebensmitteln betroffen. Die Internationale Föderation des Roten Kreuzes und des Roten Halbmondes (IFRC) richtete am Freitag einen Spendenaufruf von 18 Mio. Franken an die Geberländer, um eine Hungersnot grossen Ausmasses in den vier Sahel-Ländern zu verhindern.

In Mali sollen 2,2 Mio. Menschen, in Burkina Faso 1,6 Mio. Menschen und in Mauretanien 750’000 Menschen während sechs Monaten unterstützt werden. Neben der Lebensmittelhilfe will die IFRC auch Saatgut verteilen.

swissinfo und Agenturen

Die UNO schätzt, dass rund 2,5 Mio. Menschen allein in Niger von der extremen Hungersnot bedroht sind.
In Mali seien es 1,1 Mio. Menschen, 750’000 in Mauretanien und eine halbe Million in Burkina Faso.
Die Rotkreuzföderation und der Rote Halbmond schätzen, dass gar 8 Mio. Menschen in der Sahel-Zone Hunger leiden.

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