Airline-Chef trotz Verlusten zuversichtlich
Trotz der düsteren Halbjahresresultate bewege sich die Airline in die richtige Richtung, sagt Swiss-Chef Christoph Franz im Gespräch mit swissinfo.
Die Swiss flog in den ersten sechs Monaten einen Verlust von 89 Mio. Franken ein, verglichen mit 33 Mio. in derselben Periode des Vorjahres.
Christoph Franz betont, dass er nicht allzu unzufrieden sei, wie sich die Dinge bei Swiss im Übernahmeprozess durch die deutsche Lufthansa entwickelten.
swissinfo: Wurden Sie durch die schlechten Finanz-Resultate überrascht?
Christoph Franz: Es war keine Überraschung. Wir haben unseren Netto-Verlust verdreifacht, das ist eine schlechte Nachricht. Andererseits gelang es uns aber, unser operationelles Resultat etwas zu verbessern.
Wir müssen schauen, welches die unternehmerischen Erfolge und Misserfolge waren, die sich im operationellen Resultat niederschlugen. Und wenn man es von dieser Warte aus betrachtet, dürfen wir nicht allzu unzufrieden sein.
Wegen Wechselkursänderungen stiegen unsere Verluste bei Flugzeug-Finanzierungen, da diese in Dollar abgerechnet werden. (Der Kurs der US-Währung ist gestiegen.)
swissinfo: Sind Sie optimistisch, dass sich die trüben Aussichten aufhellen werden?
C.F.: Ich bin optimistisch, da wir uns in einem gut angelegten Restrukturierungsprozess befinden und bisher in der Lage waren, alle notwendigen Massnahmen zeitgerecht umzusetzen.
Wir sind jedoch mit dem Stand der Verhandlungen zu den Gesamtarbeitsverträgen nicht zufrieden, da wir hofften, diese in der ersten Hälfte 2005 abschliessen zu können. Dies ist nicht der Fall, aber wir hoffen, noch eine Vereinbarung zu erreichen.
Es ist einfach, eine Verständigung zu erzielen, wenn man viele Zugeständnisse machen kann. Der fortwährende Preisdruck hat aber unseren Raum für Kompromisse eingeengt.
swissinfo: Werden weitere Stellen abgebaut oder wird die Flotte verkleinert?
C.F.: Ich hoffe, das wird nicht nötig sein. Wir tun alles, um ein weiteres Schrumpfen zu verhindern. An und für sich haben wir den Schrumpfungsprozess gestoppt (nach der laufenden Redimensionierungsrunde). Wir restrukturieren nun und senken gleichzeitig unsere Kosten.
swissinfo: Wie wichtig ist die Umsetzung der Lufthansa-Vorgabe, bis 2007 schwarze Zahlen zu schreiben?
C.F.: Ich persönlich fühle mich durch die Lufthansa-Vorgaben nicht bedrängt. Ich fühle mich aber hundertprozentig verantwortlich für die Swiss-Resultate. In erster Linie werde ich jedoch durch meine eigenen Erwartungen und Ambitionen angetrieben.
Seit ich meine jetzige Stelle angetreten habe, war es stets mein primäres Ziel, der Swiss zu einem erfolgreichen Turnaround zu verhelfen. Verglichen mit der Situation vor einem Jahr denke ich, dass ich zufrieden sein kann.
swissinfo: Funktioniert die Swiss als «Premium-Brand»-Marke?
C.F.: Die Swiss wird weltweit als Qualitäts-Fluggesellschaft betrachtet. Darauf sind wir stolz und versuchen jeden Tag, diese Standards zu erfüllen.
Das heisst aber nicht, dass hohe Qualität mit hohen Preisen gleichgesetzt werden muss. Die Realität des Marktes, in dem wir uns bewegen, verlangt, dass wir attraktive Angebote für preissensible Kunden anbieten müssen. Die positive Entwicklung des Sitzladefaktors zeigt uns, dass dies von der Kundschaft akzeptiert wird. Wir haben erfolgreich zusätzliche Kunden aquiriert, die durch unser Produkt angezogen wurden.
swissinfo: Erwarten Sie, dass Zürich seinen Status als internationalen Hub behalten kann?
C.F.: Definitiv. Ich hoffe, dass wir in Zürich wieder wachsen können.
swissinfo-Interview: Matthew Allen
(Übertragung aus dem Englischen: Etienne Strebel)
Swiss hat angekündigt, ihre Kurzstreckenflotte von 35 auf 24 Flugzeuge zu reduzieren.
Im Februar hatte die Airline den Abbau von 1000 Stellen bekannt gegeben.
Verwaltungsrats-Präsident Peter Bouw wird im September mit vier anderen Verwaltungsrats-Mitgliedern zurücktreten.
Die Europäische Union hat die Übernahme der Swiss durch die Lufthansa im Juli genehmigt.
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