Alcan streicht 110 Arbeitsplätze im Wallis
Der kanadische Aluminiumkonzern will in seinen Werken im Wallis und in Deutschland massiv abbauen. Allein in Siders sollen 110 Stellen eingespart werden.
Alcan begründet den Abbau mit einem starken Rückgang der Nachfrage im Eisenbahn-Sektor. Die Gewerkschaften reagierten heftig.
Peter Hutsch, Vorsitzender der Geschäftsführung von Alcan Singen, begründete den Personalabbau am Dienstag mit Überkapazitäten, schwieriger Marktlage bei einigen Produkten sowie höheren Energiekosten und der Dollarschwäche.
Zudem setzten Wachstumsländer wie China oder Russland verstärkt auf die heimische Produktion anstatt auf den Import. Die Presswerke in Siders und Singen sollen organisatorisch zusammengelegt werden, um Produktionskosten zu senken.
In Singen sind die Sparten Pressprodukte, Autozulieferung und Verbundwerkstoffe vom Stellenabbau betroffen. Die Stellen-Streichungen in Siders betreffen nur die Sparte Pressprodukte.
Kritik an Informationspolitik
Für den Abbau verantwortlich sei der sehr starke Nachfragerückgang bei Eisenbahnen, die rund die Hälfte des Umsatzes der Presswerke in Siders ausmachten, sagte Francois Veuthey, Sprecher der Walliser Werke. Bereits seit vier bis fünf Jahren sei hier ein Nachfragerückgang feststellbar.
Zwischen Anfang 2004 und Februar 2005 wurde in den Presswerken in Siders von 360 Beschäftigten Kurzarbeit geleistet. Alcan habe gehofft, es handle sich nur um eine vorübergehende Episode, aber man stecke in einer tiefen Krise ohne Aussicht auf Verbesserung vor 2010, sagte Veuthey.
Die Betriebskommission sei vor einigen Tagen und die Gewerkschaften am Dienstag informiert worden, sagte der Unternehmenssprecher. Charles-Henri Rudaz, Regionalsekretär der Gewerkschaft Unia, zeigte sich enttäuscht von der Informationspolitik von Alcan. Die Gewerkschaft sei erneut nur kurz vor den Medien orientiert worden.
Der Gewerkschaft sind die Absatzprobleme bekannt. Der betroffene Bereich habe im vergangenen Jahr einen Verlust von 10 Mio. Fr. erlitten, sagte Rudaz. Unia möchte Entlassungen verhindern und propagiert eine vorzeitige Pensionierung für Beschäftigte ab dem 55. Altersjahr.
Keine Markterholung erwartet
Das Werk in Singen erwirtschaftete 2004 bei einem Umsatz von 580 Mio. Euro einen Betriebsgewinn von 10 Mio. Euro, wobei die Produktion von Teilen für die Autoindustrie rote Zahlen schrieb. 2003 hatte das operative Plus noch 19 Mio. Euro betragen bei einem Umsatz von 650 Mio. Euro. 2004 waren im Zuge eines allgemeinen Kostensparprogramms bereits rund 100 Jobs weggefallen.
Im Einzelnen sollen im Presswerk in Singen 120 von 410 Stellen überflüssig werden. Die Automobilsparte verliert in Singen 70 von 400 Arbeitsplätzen. Im Bereich Verbundwerkstoffe werden 90 von 550 Stellen eingespart. Weitere 20 Stellen sind laut Alcan bei den Dienstleistungen überflüssig.
swissinfo und Agenturen
Im Oktober 2000 schloss sich die kanadische Alcan mit der schweizerischen Algroup bzw. Alusuisse zusammen. Formal handelte es sich um eine Übernahme.
Der grösste Aluminiumkonzern bleibt weiterhin der US-Konzern Alcoa.
Durch die Fusion entstand der weltweit zweitgrösste Aluminium- und Verpackungskonzern.
Alcan beschäftigt 70’000 Angestellte in 55 Ländern.
In den Walliser Werken arbeiten 1280 Angestellte.
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