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Auch 2008 wird für die UBS schwierig

Marco Suter (l.) und Marcel Rohner erwarten ein weiteres hartes Jahr. Keystone

Die Subprime-Krise in den USA ist für die Schweizer Grossbank UBS noch lange nicht ausgestanden: Noch immer sitzt sie auf hohen Risiko-Positionen von über 27 Mrd. Dollar.

Die Bank, die am Donnerstag einen Nettoverlust von 4,4 Mrd. Franken für das Jahr 2007 bestätigte, hat Umstrukturierungen im Sektor des Investment Banking angekündigt.

Die US-Subprime-Krise bringt die UBS zum ersten Mal in ihrer knapp 10-jährigen Geschichte tief in die roten Zahlen.

Der Jahresverlust liegt mit 4,384 Mrd. Franken auf der von der Grossbank bereits im Januar angekündigten Höhe.

Konkurrentin Credit Suisse hingegen hatte am Dienstag trotz der Krise einen satten Gewinn von 8,55 Mrd. Franken bekannt gegeben.

Das UBS-Resultat sei klar «inakzeptabel», räumte Konzernchef Marcel Rohner am Donnerstag bei der Präsentation des Jahresergebnisses in Zürich ein. Im Jahr 2006 hatte die Grossbank noch einen Gewinn von 12,3 Mrd. Franken erwirtschaftet.

Die Verluste mit den US-Subprime-Hypotheken hätten die Ergebnisse der anderen Sparten völlig überschattet, so der UBS-Chef. Dort seien 2007 nämlich gute und zum Teil gar rekordhohe Resultate erzielt worden.

So resultierte im Vermögensverwaltungs-Geschäft ein Gewinn von knapp 9,5 Mrd. Franken, das sind 16 Prozent mehr als im Jahr davor.

Reorganisation

Die Investment Bank weist dagegen einen Jahresverlust von über 15,5 Mrd. Franken aus, obwohl sich auch hier Bereiche wie der Aktienhandel oder das Investment Banking deutlich steigern konnten. Wegen der Subprime-Krise musste die Bank dort 2007 über 21 Mrd. Franken abschreiben.

Nun wird der Bereich reorganisiert: Die Investment Bank solle sich auf ihre «Stärken besinnen», um wieder wachsen zu können, sagte Rohner.

Schon im Herbst war der Abbau von 1500 Stellen angekündigt worden, der nun zum grössten Teil schon umgesetzt sei. Der Reorganisation dürften noch weitere Arbeitsplätze zum Opfer fallen.

Neue Kundengelder

Die Kunden scheinen der UBS trotz der schlechten Nachrichten noch nicht davongelaufen zu sein. Netto flossen der Bank im vierten Quartal in der Vermögensverwaltung neue Kundengelder von 31,5 Mrd. Franken zu, im ganzen Jahr 2007 waren es 151,7 Milliarden. Auch im Januar 2008 seien der UBS mehr Gelder zu- als abgeflossen, betonte Rohner.

Einen Abfluss verzeichnete allerdings das Geschäft mit den institutionellen Anlegern: Dort verringerten sich die Gelder im letzten Jahr um 16,2 Mrd. Franken.

Einen Zusammenhang mit der Subprime-Krise hat das offenbar nicht: Es handle sich um Nachwirkungen schlechter Anlageergebnisse von 2005 und 2006, sagte Rohner.

Hohe Positionen

Noch immer sitzt die UBS aber auf hohen Risiko-Positionen. Die US-Subprime-Hypotheken waren per Ende 2007 noch mit 27,6 Mrd. Dollar ausgewiesen. Ende Oktober 2007 waren es noch fast 40 Mrd. Dollar gewesen.

Bei ihren Aussichten für das laufende Jahr gaben sich die UBS-Verantwortlichen am Donnerstag zurückhaltend: Die Märkte seien zu Jahresbeginn «sehr herausfordernd» gewesen, sagte Rohner. Die UBS erwarte 2008 ein «weiteres schwieriges Jahr».

Aktie sinkt

An der Börse wurden die UBS-Zahlen trotz der Vorinformation schlecht aufgenommen. Das Fehlen eines konkreteren Ausblicks für das Gesamtjahr wurde als «wenig vertrauensfördernd» beurteilt. Die UBS-Aktie sank am Donnerstag auf ein 52-Wochen-Tief.

Nun müssen die Aktionäre am 27. Februar in Basel an einer ausserordentlichen Generalversammlung über den Einstieg der Staatsfonds von Singapur und eines nahöstlichen Investors mit rund 13 Mrd. Franken in die UBS zustimmen.

UBS-Finanzchef Marco Suter gab sich zuversichtlich: Trotz «Frust» sähen die Investoren ein, dass das die beste Lösung sei.

swissinfo und Agenturen

Die UBS entstand 1998 aus der Fusion des Schweizerischen Bankvereins mit der Schweizerischen Bankgesellschaft.

Die grösste Schweizer Bank ist weltweit die Nummer zehn im Bankensektor.

2000 kaufte die UBS die Bank PaineWebber, den viertgrössten US-Börsenmakler.

Andere Akquisitionen endeten im Desaster, so die Hedge Funds Long Term Capital Management und Dillon Read Capital Management.

Im Juli 2007, zwei Monate nach dem Zusammenbruch von Dillon Read, musste UBS-CEO Peter Wuffli abrupt und ohne Angabe von Gründen sein Büro räumen.

Im Oktober 2007 kündete die UBS wegen der US-Hypothekenkrise Abschreibungen von 4,2 Mrd. Franken und die Streichung von 1500 Stellen an.

Im Dezember musste die UBS wegen der andauernden Krise weitere 10 Mrd. Franken abschreiben.

Weitere 4 Milliarden kamen im Januar 2008 dazu, der Verlust summierte sich schliesslich auf rund 20 Mrd. Franken.

swissinfo.ch

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