Auf historischen Saumpfaden durch die Schweiz wandern
Das Tourismusprogramm "Kulturwege Schweiz" bietet ab Sommer 2007 zwölf Routen mit historisch und kulturell attraktiven Verkehrswegen im ganzen Land an.
Zwei Routen sind bereits in Betrieb: die ViaStockalper von Brig nach Gondo und die ViaSpluga von Thusis nach Chiavenna.
Wer wüsste denn schon, dass der Briger Handelsherr Kaspar Jodok von Stockalper in Europa als «König vom Simplon» galt? Im 17. Jahrhundert hatte er den Saumpfad über den zuvor nur noch wenig begangenen Pass ausgebaut und so in einer politisch unruhigen Zeit eine sichere Handelsverbindung über die Alpen angeboten.
1800 erkannte der spätere Kaiser Napoleon Bonaparte die strategische Bedeutung des Simplon für seine Pläne in Italien und liess eine Strasse bauen, die im 19. Jahrhundert grosse Bedeutung fand, doch später wieder in Vergessenheit geriet.
Jetzt ist der ehemalige Saumpfad reaktiviert und als erster der 12 «Kulturwege Schweiz» für die Öffentlichkeit in Betrieb genommen worden. Informationen über die historische Nutzung der Wege, Kartenmaterial und Hotelbuchungen inbegriffen.
PTT-Kabel auf alpinen Saumpfaden
Hinter dem Programm «Kulturwege Schweiz» steht die Fachorganisation ViaStoria – Zentrum für Verkehrsgeschichte, ein Annex-Institut des Historischen Instituts der Universität Bern.
«Am Anfang stand die Bestandesaufnahme gefährdeter alpiner Passwege durch das damalige Bundesamt für Forstwege vor 20 Jahren», berichtet der Geschäftsführer von ViaStoria, Hanspeter Schneider, gegenüber swissinfo. «Die PTT verlegten ihre Kabel auf alpinen Saumpfaden und brauchten diese Informationen.»
Später sei diese Bestandesaufnahme dann ausgebaut worden zum Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS), das schützenswerte historische Passrouten erfasste und Massnahmen-Kataloge entwickelte, wie die Substanz der Wege am besten geschützt und erhalten werden könne.
Individuell wandern oder geführte Touren
ViaStoria arbeitet nun, zusammen mit Organisationen des Tourismus, der Wirtschaft, der Kultur, der öffentlichen Verwaltung und des Transportes, an der Erschliessung von 12 Routen für den naturnahen Tourismus. Im Juni 2007 soll das Programm «Kulturwege Schweiz» abgeschlossen sein.
Bereits jetzt sind allerdings einzelne Routenabschnitte begehbar. «Wir arbeiten mit bestehenden Wegen, die immer zugänglich sind», sagt Schneider. So sei von der ViaStockalper der Streckenabschnitt Brig-Gondo bereits als Package buchbar, mit Hotel, Infomaterial und je nach Wunsch auch mit Führer.
Später soll die Via Stockalper bis nach Leuk verlängert werden, um sie so mit der ViaCook zu verbinden.
Attraktion Viamala
Die Kulturwege werden laufend weiter erschlossen. So ist bereits seit drei Jahren ein Routenabschnitt der ViaSpluga in Betrieb. Er führt auf dem Splügenpass-Saumpfad von Thusis nach Chiavenna in Italien und gilt als Musterprojekt für «Kulturwege Schweiz».
Spektakuläre Abschnitte wie die Viamala, die Roflaschlucht und die Cardinelloschlucht machen die Wanderung zum Abenteuer. Und bis zum nächsten Sommer soll auch die Via Spluga verlängert werden – vorerst nach Chur, dann durchs Rheintal und schliesslich bis an den Bodensee.
swissinfo, Susanne Schanda
ViaStoria, das Zentrum für Verkehrsgeschichte, setzt sich seit 20 Jahren für die Erforschung, Sanierung und sachgerechte Nutzung historischer Verkehrswege ein.
Im Auftrag des Bundes hat die Organisation in den Jahren 1984-2003 das Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz (IVS) erarbeitet.
Mit dem Projekt «Kulturwege Schweiz» will ViaStoria einen naturnahen Tourismus fördern.
Im Bereich des Individualtourismus schätzt ViaStoria das mögliche Umsatzwachstum auf 150 Mio. Franken, im gesamten Tourismus auf 180 Mio. Franken.
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