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Auf Hüppi folgt Schiro

Neuer starker Mann: Am Freitag übernimmt James J. Schiro bei der Zurich Financial Services die Nachfolge von Rolf Hüppi. Keystone

Die Nachfolge von Rolf Hüppi an der Spitze der Zurich Financial Services (ZFS) ist geregelt. Der US-Amerikaner James J. Schiro übernimmt das Zepter.

Rolf Hüppi lege alle Mandate bei der Zurich nieder, heisst es in einer Mitteilung des Konzerns vom Dienstag. Hüppi trete als Verwaltungsrats-Präsident, Mitglied des Verwaltungsrates und Konzernchef zurück.

Damit schafft die Zurich kurz vor der Generalversammlung vom Donnerstag auch bei der Ernennung der Konzernspitze klare Verhältnisse. Hüppi hatte – nicht zuletzt auf Druck der Aktionäre und der Finanzgemeinde – nach 40-jähriger Tätigkeit beim Finanzdienstleistungs-Konzern seinen Rückzug bei der Zurich schrittweise angekündigt.

Langes Warten auf Ernennung des Nachfolgers

Mit Schiros Ernennung soll für den Finanzkonzern nun eine bewegte Zeit zu Ende gehen. Hüppi war wegen seiner Doppelfunktion als Konzernchef und Präsident des Verwaltungsrates sowie einer Serie von Gewinnwarnungen und Ungereimtheiten in der Informationspolitik unter massiven Druck von Aktionären und Investoren geraten.

Mitte März hatte der Finanzdienstleistungs-Konzern für 2001 einen Verlust von 387 Mio. Dollar ausgewiesen, nach rund 3,2 Mrd. Dollar Gewinn im Vorjahr.

Der Verwaltungsrat verdankte am Dienstag Hüppis «wesentlichen Beitrag, den er zur Entwicklung der Gruppe geleistet hat». Hüppi, der bei Zürich seit 1963 eine einzigartige Karriere gemacht hatte, baute den Versicherungskonzern durch eine aggressive Übernahmepolitik zu einem Allfinanzkonzern aus, der in der Weltliga mitspielen sollte.

Bei der Neubesetzung der Konzernspitze hatte seit Bekanntgabe des Hüppi-Rücktritts am 25. Februar grosse Unklarheit geherrrscht. Im Gespräch waren neben Schiro der zweite Chief Operating Officer, Peter Eckert. Mit der Ernennung Schiros hat Eckert nun das Nachsehen.

Der 56-jährige Schiro war im März 2002 in den Finanzdienstleistungskonzern eingetreten. Zuvor hatte er seit 1967 für Price Waterhouse gearbeitet und dort verschiedene Führungsfunktionen ausgeübt. 1998 fusionierten unter Schiros Leitung Price Waterhouse und Coopers & Lybrand zur Revisionsgesellschaft PricewaterhouseCoopers; Schiro wurde Konzernchef.

Zwiespältige Reaktionen

Die Ernennung Schiros zum Konzernchef der Zurich wurde am Dienstag im Markt zwiespältig aufgenommen. Schiro sei nicht Wunschkandidat des Marktes, hiess es. In der Finanzwelt wäre ein Kandidat ausserhalb des Einflussbereiches von Hüppi besser angekommen.

Begrüsst wurde hingegen, dass das Vakuum an der Spitze mit der Besetzung Schiros gefüllt wurde. Die Ungewissheit sei damit vorbei, hiess es. Zwar verfüge Schiro nicht über grosse Versicherungserfahrung, weise dafür aber internationale Erfahrung aus, sagte ein Händler.

Auf James J. Shiro warten nach Ansicht von Analysten alte Probleme. Die Schulden müssten reduziert und das Eigenkapital erhöht werden, sagte etwa René Locher von der Bank Sarasin am Dienstag. Für Beat Pfiffner von der Zürcher Kantonalbank gehören neben der Verstärkung der Finanz-Stabilität der Zurich unter anderem auch die Ankurbelung des US-Geschäfts.

Die Aktien der Zurich legten im frühen Handel zu, lagen jedoch nur leicht über den übrigen Versicherungswerten. Vor dem Mittag notierten die Titel mit 400,5 Franken 1,39% über dem Schlusskurs vom Montag. Der SMI legte gleichzeitig 0,58% zu.

Granziol neu im Zurich-VR

Auch im Verwaltungsrat hat die Zurich am Dienstag nach dem Rücktritt von Hüppi aus dem Gremium neue Akzente gesetzt. Als neues Mitglied wird UBS-Mann Markus Granziol vorgeschlagen.

Granziol bleibt noch bis Ende August Verwaltungsrats-Präsident von UBS Warburg. Seine Wahl wird voraussichtlich an der Generalversammlung 2003 erfolgen.

Als Verwaltungsrats-Präsidenten hatte die Zurich früher den bisherige Vize Lodewijk van Wachem vorgeschlagen. Der 71-jährige Niederländer gilt jedoch als Übergangslösung.

swissinfo und Agenturen

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